Tägliche Meditationen
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Dienstag,
14. Juni 2022

Liebe statt Perfektionismus

Dienstag der elften Woche im Jahreskreis

Br. Pablo Rodríguez de la Gala LC

Mt 5,43-48
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner? Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr damit Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden? Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist.

Einführendes Gebet: Komm, Heiliger Geist, hilf mir, in diesem kurzen Moment des Gebets Jesus zu begegnen. Bitte lass mich glauben, dass du wirklich hier bei mir bist und mit mir reden willst. Vater, ich lege alle meine Sorgen in deine Hände. Ich vertraue darauf, dass du immer über mich wachst und mir gibst, was ich brauche, aber ich bitte dich, mein Vertrauen zu stärken. Jesus, ich danke dir für diesen Moment der Begegnung mit dir. Es genügt mir, Zeit mit dir zu verbringen, aber wenn du mir etwas sagen willst, bitte ich dich, mir zu helfen, mein Herz für dich offen zu halten und wahrhaft zuzuhören. Amen.

Bitte: Herr, ich bitte dich um Frieden in der Welt.

1. Wir sollen vollkommen sein. Wenn Jesus uns sagt, dass wir so vollkommen sein sollen wie der Vater, könnten wir Angst bekommen oder entmutigt werden, weil wir sofort merken, wie weit wir davon entfernt sind. Verlangt Jesus etwas Unmögliches von uns? Nein. Dann liegt das Problem vielleicht darin, dass wir die Vollkommenheit verkehrt verstehen.

2. Die Vollkommenheit, die wir nicht suchen sollen. Wenn wir in unserer Kultur das Wort Vollkommenheit hören, geben wir ihm die Bedeutung "Perfekt-sein" und denken an Fehlerlosigkeit. Deshalb sagt der Volksmund auch, dass niemand perfekt ist. Interessant allerdings ist, dass wir unsere Unvollkommenheit nicht gerne erleben, obwohl wir wissen, dass niemand perfekt sein kann, also dass niemand ohne Fehler ist. Wenn wir unter Vollkommenheit Fehlerlosigkeit verstehen, dann geraten wir in große Versuchung, perfekt sein zu wollen. In dieser Versuchung wird die Ursache der Erbsünde erkennbar: der Wunsch, wie Gott zu sein, ohne Gott dazu zu brauchen. Wenn Jesus uns also auffordert, vollkommen zu sein wie der Vater, dann bedeutet das nicht, dass wir keine Fehler machen dürfen. Nicht ohne Gottes Hilfe, sondern mit seiner Hilfe sollen wir vollkommen werden.

3. Die Vollkommenheit, zu der Jesus uns einlädt. Um zu verstehen, was Jesus mit Vollkommenheit meint, kann es hilfreich sein, das griechische Wort zu kennen, das eng mit dem Wort Ziel (telos) in Verbindung steht. Jesus fordert uns also auf, uns an demselben Ziel zu orientieren wie der Vater. Und wonach sucht der Vater? Genau davon spricht Jesus, bevor er uns sagt, dass wir vollkommen sein sollen: Der Vater sucht die Liebe. Er liebt jeden bedingungslos, "denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte". – Hoffentlich sehen wir Regen nicht als etwas Schlechtes an. Zur Zeit Jesu, als es noch keine so weitentwickelten Bewässerungssysteme wie heute gab, sah man den Regen als großen Segen an, der Leben schenkte. Fordert Jesus uns also auf, perfekt zu lieben, ohne jemals einen Fehler zu begehen? – Nein. Jesus bittet uns darum, mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all unserer Kraft danach zu streben, alle zu lieben, sogar die, die uns verletzt haben.

Gespräch mit Christus: Jesus, hilf mir, nicht selbstgenügsam zu sein und nur keine Fehler begehen zu wollen. Hilf mir, nicht wütend zu sein, wenn wir Fehler begehen. Hilf mir, geduldig zu sein, wenn die Dinge nicht so laufen, wie ich es mir vorstelle oder mir wünsche. Hilf mir, nur das Eine zu suchen: die Liebe. Hilf mir, dich und andere zu lieben. Ich vertraue darauf, dass mir das in jedem Fall genügen wird, um ein erfülltes Leben zu führen.

Vorsatz: Heute kannst du für die Menschen beten, die dich verletzt haben, und du kannst Jesus bitten, dir die Gnade zu schenken, ihnen zu vergeben.

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