Tägliche Meditationen
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Freitag,
8. April 2016

Zur vollkommenen Liebe berufen

Freitag der zweiten Woche in der Osterzeit
Hl. Walter von Rebais OSB
Hl. Beata von Ribnitz OSCI
Hl. Julia Billart SND

P. William Webster LC

Joh 6,1-15
In jener Zeit ging Jesus an das andere Ufer des Sees von Galiläa, der auch See von Tiberias heißt. Eine große Menschenmenge folgte ihm, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat. Jesus stieg auf den Berg und setzte sich dort mit seinen Jüngern nieder. Das Pascha, das Fest der Juden, war nahe. Als Jesus aufblickte und sah, dass so viele Menschen zu ihm kamen, fragte er Philippus: Wo sollen wir Brot kaufen, damit diese Leute zu essen haben? Das sagte er aber nur, um ihn auf die Probe zu stellen; denn er selbst wusste, was er tun wollte. Philippus antwortete ihm: Brot für zweihundert Denare reicht nicht aus, wenn jeder von ihnen auch nur ein kleines Stück bekommen soll. Einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus, sagte zu ihm: Hier ist ein kleiner Junge, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; doch was ist das für so viele! Jesus sagte: Lasst die Leute sich setzen! Es gab dort nämlich viel Gras. Da setzten sie sich; es waren etwa fünftausend Männer. Dann nahm Jesus die Brote, sprach das Dankgebet und teilte an die Leute aus, so viel sie wollten; ebenso machte er es mit den Fischen. Als die Menge satt war, sagte er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrig gebliebenen Brotstücke, damit nichts verdirbt. Sie sammelten und füllten zwölf Körbe mit den Stücken, die von den fünf Gerstenbroten nach dem Essen übrig waren. Als die Menschen das Zeichen sahen, das er getan hatte, sagten sie: Das ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommen soll. Da erkannte Jesus, dass sie kommen würden, um ihn in ihre Gewalt zu bringen und zum König zu machen. Daher zog er sich wieder auf den Berg zurück, er allein.

Einführendes Gebet: Jesus, du bist gekommen, damit wir das Leben haben und es in Fülle haben. Wir aber halten eifersüchtig und misstrauisch an unserer Armut fest. Allein in dir können unsere Herzen weit werden.

Bitte: Jesus, weite mein Herz für das Übermaß deiner Verheißung.

1. Hunger nach Liebe. Jesus nimmt die menschlichen Bedürfnisse ernst, er stillt sie, doch er hofft, dadurch auch einen geistigen Hunger zu wecken. Die leiblichen Bedürfnisse sind Sinnbilder für die Bedürfnisse der Seele, die Jesus noch wichtiger sind. Denn er möchte, dass wir zur vollkommenen Liebe gelangen. In der Brotvermehrung zeigt Jesus uns den Weg dorthin. Zunächst bedeutet dieser Weg die Mitarbeit mit ihm. Jesus fragt Philippus, was er schon weiß, und dennoch fragt er nicht ohne Grund, denn er möchte den Menschen in sein Wirken einbeziehen, auch heute. Er fordert ein, was der Mensch geben kann, um sein Werk zu vollbringen. Caritas ist die Liebe, die das Gute für den Nächsten will. Zu ihr sollen wir an Jesu Hand heranwachsen.

2. Sein Reichtum im Tausch für unsere Armut. Wir lieben andere oft, um einen eigenen Vorteil dadurch zu gewinnen, und wenn es nur die Zufriedenheit mit uns selber ist. Alle Menschen lieben irgendwie so! Das Problem dieser Art der Liebe ist ihre Kehrseite: Würde ich dennoch lieben, wenn ich den gewünschten Vorteil für mich nicht erhielte? Es ist heilsam, uns selbst zu prüfen, wie oft wir einen Akt der Liebe unterlassen, weil wir darin keinen Vorteil für uns selber finden. Doch Jesus lässt uns bei diesem Unvermögen nicht stehen. Er weiß, wie wenig wir vermögen und er weiß, wie groß die Liebe ist, derer wir bedürfen. Deshalb tritt er selbst in das Zentrum unserer schwachen Liebesfähigkeit und bittet uns, ihm unsere wenigen Brote und Fische zu geben und im Vertrauen ganz zu überlassen. Er selbst ist es, der daraus die Fülle machen wird, denn was ihm in seinen Besitz gegeben wird, verwandelt er ins Unerschöpfliche. Und darin wird auch unser Herz weit und reich.

3. Wo Jesus herrscht, ist Liebe in Fülle. Wir sind dazu berufen, so zu lieben, wie Gott liebt. Jesu tiefste Sehnsucht ist, dass das Gottesreich der vollkommenen Liebe unter uns gegenwärtig wird, weil der Mensch sich ihm in seiner Begrenztheit ganz zur Verfügung stellt. Jesus wird die Fülle, die er aus unseren begrenzten Gaben schöpft, ganz in seine Verfügung nehmen und sie seinen Aposteln zur Verwaltung übergeben. Die zwölf Körbe, die die Jünger einsammeln, sind wie ein Bild für die Gnadenschätze der Kirche, die Jesus als das Haupt der Kirche durch seine Diener an die Glieder seines Leibes, die Gläubigen, austeilt. Er teilt aus, wie jeder es braucht, aber er teilt auch aus nach dem Verlangen, mit dem jeder diese Gnaden erbittet. Wenn wir Jesu Sehnsucht nach dem Reich der Liebe Gottes annehmen und dafür hingeben, was wir haben, wird er herrschen können nach der Ordnung Gottes und in uns die Liebe, mit der er herrschen will, entzünden.

Gespräch mit Christus: Jesus, eine Ahnung steigt in mir auf, dass ich wahrhaft nichts zu verlieren habe – außer dir! Ich möchte nun wagen, mit diesem Tauschhandel mit dir zu beginnen, meine Armut für deine Fülle. Hilf mir, so weit zu kommen, dass ich es wage, mich an dich und die Menschen zu verschwenden.

Möglicher Vorsatz:  Ich will heute eine Tat der Liebe vollbringen, die verborgen bleibt und die mir nichts bringt als Nähe zu Jesus, der selbstlos ist.

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