Tägliche Meditationen
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Freitag,
9. März 2018

Die doppelte Liebe

Freitag der dritten Woche in der Fastenzeit
Hl. Bruno von Querfurt OSB, Bischof
Hl. Franziska von Rom
Hl. Dominikus Savio SDB

Felix Honekamp

Mk 12,28b-34
In jener Zeit ging ein Schriftgelehrter zu Jesus hin und fragte ihn: Welches Gebot ist das Erste von allen? Jesus antwortete: Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft. Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden. Da sagte der Schriftgelehrte zu ihm: Sehr gut, Meister! Ganz richtig hast du gesagt: Er allein ist der Herr, und es gibt keinen anderen außer ihm, und ihn mit ganzem Herzen, ganzem Verstand und ganzer Kraft zu lieben und den Nächsten zu lieben wie sich selbst, ist weit mehr als alle Brandopfer und anderen Opfer. Jesus sah, dass er mit Verständnis geantwortet hatte, und sagte zu ihm: Du bist nicht fern vom Reich Gottes. Und keiner wagte mehr, Jesus eine Frage zu stellen.

Einführendes Gebet: Herr, ich weiß, dass du immer bei mir bist, vor allem im Gebet, wenn ich mich an dich wende, oder wenn ich versuche, dich besser zu verstehen. Ich glaube, dass du mein Leben mit Güte und Barmherzigkeit ansiehst, und manchmal mit Mitleid. Ich hoffe, dass ich jeden Tag lerne, mehr auf deine Stimme zu hören, um dir nachzufolgen. Ich liebe dich, lehre mich, dich zu lieben, wie du mich liebst.

Bitte: Ich bitte dich, Herr, zeige mir, an welcher Stelle es in meinem Leben noch an Liebe mangelt.

1. Die Liebe zu Gott. Es hat einen Grund, weswegen Jesus auf die Frage des Schriftgelehrten hin zuerst von der Liebe zu Gott spricht. Gott, der Herr, ist unser Schöpfer, er bedarf meiner Liebe nicht, aber ich habe es nötig, ihn zu lieben. Denn erst in der Liebe zu ihm finde ich die Erfüllung, Ruhe für meine Seele, Frieden in meinem Herzen. Da Gott mein Schöpfer ist, gebührt ihm nicht nur meine Liebe, diese Liebe erfüllt dann auch mich; ohne diese Liebe bin ich nicht ganz Mensch.

2. Die Liebe zum Nächsten. Und trotzdem stuft Jesus an anderer Stelle (Mt 22,39) die Liebe zum Nächsten ebenso hoch ein wie das "Erste" der Gebote. Sind aber die Menschen, meine Nächsten, nicht viel zu wankelmütig, um sie zu lieben? Im Gegensatz zu Gott haben die wenigsten meine Liebe "verdient". Aber offensichtlich geht es Jesus gar nicht darum. Der Mensch ist ein Abbild Gottes, und als solches gebührt ihm, bei allen Fehlern die er haben mag, meine Liebe. Und auch hier gilt: Meine Liebe zu meinem Nächsten brauche auch ich selbst, um ganz Mensch zu sein, das heißt in dem Sinne, wie Gott mich gedacht hat.

3. Das Eine nicht ohne das Andere. Die katholische Mystikerin Madeleine Delbrêl lebte in Frankreich in einer rein sozialistischen Stadt. Angeblich trieb die Sozialisten die Liebe zu den Menschen, aber wie sich herausstellte, war diese Liebe auf Sand gebaut, ohne Liebe zu Gott – Millionen Tote in den Gulags dieser Welt geben Zeugnis davon. Umgekehrt ist aber auch die Liebe zu Gott ohne Liebe zu den Menschen nur ein Lippenbekenntnis. Die Erkenntnis Delbrêls war eindeutig: Die Liebe zu Gott und die Liebe zu den Menschen müssen eine Einheit bilden. Wie ist das bei mir? Glaube ich, nur Gott lieben zu können und die Menschen erst an zweiter Stelle? Oder meine ich, meine "Liebe" zu den Menschen sei schon ausreichend, da sei die Liebe zu Gott nicht mehr so wichtig?

Gespräch mit Christus: Mein Jesus, eigentlich ist es doch ganz leicht, dir zu folgen: Ich muss nur Gott lieben und meinen Nächsten! Und doch fällt mir entweder das Eine oder das Andere manchmal schwer, und ich wünschte mir, es würde ausreichen, nur Gott oder nur meinen Nächsten zu lieben. Aber du weißt es besser, es geht nur beides zusammen. Danke, dass du mir das offenbarst. Aber ich muss dich wieder um deine Hilfe bitten: Hilf mir, mehr zu lieben, dich und meinen Nächsten.

Möglicher Vorsatz: Ich werde bei nächster Gelegenheit bei einem Menschen, mit dem ich Schwierigkeiten habe, versuchen, Jesus in ihm zu sehen und mich entsprechend zu verhalten. Nach dieser Übung mache ich das mit dem Nächsten, dann mit dem Nächsten …

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