Tägliche Meditationen
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Freitag,
26. Januar 2024

Die Realität diktiert

26. Januar 2024

Freitag der dritten Woche im Jahreskreis
Hll. Timotheus und Titus, Bischöfe, Apostelschüler
Gedenktag

Br. Raphael Meyer LC

Mk 4,26-34
In jener Zeit sprach Jesus: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät; dann schläft er und steht wieder auf, es wird Nacht und wird Tag, der Samen keimt und wächst, und der Mann weiß nicht, wie. Die Erde bringt von selbst ihre Frucht, zuerst den Halm, dann die Ähre, dann das volle Korn in der Ähre. Sobald aber die Frucht reif ist, legt er die Sichel an; denn die Zeit der Ernte ist da. Er sagte: Womit sollen wir das Reich Gottes vergleichen, mit welchem Gleichnis sollen wir es beschreiben? Es gleicht einem Senfkorn. Dieses ist das kleinste von allen Samenkörnern, die man in die Erde sät. Ist es aber gesät, dann geht es auf und wird größer als alle anderen Gewächse und treibt große Zweige, so dass in seinem Schatten die Vögel des Himmels nisten können. Durch viele solche Gleichnisse verkündete er ihnen das Wort, so wie sie es aufnehmen konnten. Er redete nur in Gleichnissen zu ihnen; seinen Jüngern aber erklärte er alles, wenn er mit ihnen allein war.

Einführendes Gebet: Vater, du bist der Sämann, der den Samen auf den Acker meines Lebens streut. Herr, lass meinen Acker reiche Frucht hervorbringen, damit ich durch Werke der Liebe deinen Vater im Himmel lobe.

Bitte: Lass mich mit Maria dich in meinem Inneren annehmen.

1. Das christliche Leben ist Annahme. Wir dürfen uns das Wachsen in der Heiligkeit nicht als weiß Gott, was für ein Hexenwerk vorstellen. Zwar findet ständig ein geistiger Kampf statt, das bedeutet aber nicht, dass ich den geistigen Kräften schutzlos ausgesetzt bin. Jesus sät den Samen auf meinem Acker und, wenn ich das zulasse, kann der Samen nichts anderes tun als wachsen. Dazu braucht man aber Geduld, denn man ist nicht Herr über die Saat, die Jahreszeit, die Sonne, die Temperatur und den Regen. Die Natur nimmt ihren Lauf nach einem bestimmten Zyklus. Das christliche Leben besteht oft darin, diese Realität anzunehmen.

2. Realität. Jesus hat mich auf einen bestimmten, keinen abstrakten Acker gestellt. Auf meinem Acker gibt es konkrete Pflanzen, um die ich mich kümmern soll, er hat sie mir anvertraut und niemand anderem. An erster Stelle gilt es, das anzunehmen, was mich umgibt. Mich selbst mit meinen Talenten, Ecken und Kanten, die Menschen, die er in meine unmittelbare Umgebung gestellt hat, und die Umstände, die mein tägliches Umfeld ausmachen. In diesen Dingen wird die Realität offenbar. Sie kann mir mehr oder weniger gefallen, aber über eines kann ich mir sicher sein: Sie ist ein Geschenk an mich und durch all diese Personen und Dinge möchte mich Jesus lehren, die Realität anzunehmen.

3. Die Liebe Gestalt annehmen lassen. Dieses Annehmen der Saat auf meinem Acker hat den Zweck, reiche Frucht hervorzubringen. Es ist meinerseits kein resigniertes, passives Nichtstun und Vermeiden, sondern viel mehr etwas zutiefst innerlich Aktives! Ich bin doch oft der Erste, mit dem ich mich nicht zurechtfinde. Aber auch mit den anderen finde ich mich oftmals nicht zurecht, wenn sie nicht so sind, wie ich es mir vorstelle, oder mit den Umständen, bei denen ich mir manchmal wünschte, "Hätte ich doch nur…" oder "Wäre das doch…" Mich selbst und die Personen, die mich umgeben, anzunehmen, gibt mir die Möglichkeit der tätigen Liebe. Man liebt nicht im Abstrakten, sondern im Konkreten. Die Realität bildet den ganz konkreten Acker, in dem ich die Liebe Fleisch werden lassen kann, damit sie zu einem großen Gewächs wird und eines Tages in ihren Zweigen die Vögel des Himmels nisten können.

Gespräch mit Christus: Jesus, gib mir die Gnade, die Saat anzunehmen, welche du auf meinen Acker säst. Ich möchte alles annehmen, denn alles ist Geschenk von dir.

Vorsatz: Ich schreibe am Ende der Meditation auf, was mir an meiner Realität schwerfällt, an mir, an anderen und an den unmittelbaren Umständen meines Lebens. Ich nehme den Vorsatz, diese Personen und Dinge verantwortungsvoll anzunehmen, und so meinen Acker zu pflegen, damit die Liebe wachsen kann.

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