Tägliche Meditationen
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Sonntag,
18. Februar 2007

Christus verlangt mehr von seinen Jüngern

Siebter Sonntag im Jahreskreis

P. Richard Gill LC

Lk 6,27-38
Euch, die ihr mir zuhört, sage ich: Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch misshandeln. Dem, der dich auf die eine Wange schlägt, halt auch die andere hin, und dem, der dir den Mantel wegnimmt, lass auch das Hemd. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir jemand etwas wegnimmt, verlang es nicht zurück. Was ihr von anderen erwartet, das tut ebenso auch ihnen. Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, welchen Dank erwartet ihr dafür? Auch die Sünder lieben die, von denen sie geliebt werden. Und wenn ihr nur denen Gutes tut, die euch Gutes tun, welchen Dank erwartet ihr dafür? Das tun auch die Sünder. Und wenn ihr nur denen etwas leiht, von denen ihr es zurückzubekommen hofft, welchen Dank erwartet ihr dafür? Auch die Sünder leihen Sündern in der Hoffnung, alles zurückzubekommen. Ihr aber sollt eure Feinde lieben und sollt Gutes tun und leihen, auch wo ihr nichts dafür erhoffen könnt. Dann wird euer Lohn groß sein und ihr werdet Söhne des Höchsten sein; denn auch er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen. Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist! Richtet nicht, dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden. Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden. Erlasst einander die Schuld, dann wird auch euch die Schuld erlassen werden. Gebt, dann wird auch euch gegeben werden. In reichem, vollem, gehäuftem, überfließendem Maß wird man euch beschenken; denn nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird auch euch zugeteilt werden.

Einführendes Gebet:   Herr, du weißt, wie sehr ich dich brauche und wie sehr ich in allem von dir abhängig bin. Du kennst meine Schwächen und meine Fehler. Hilf mir im Vertrauen zu wachsen und meine ganze Hoffnung auf deine Liebe und Barmherzigkeit zu setzen. Lehre mich, auf deine Macht, auf dein Versprechen und auf deine Gnade jeden Tag zu vertrauen. Lass mich die anderen so lieben, wie du mich von Anfang an geliebt hast. Hilf mir, sie in dir als Brüder und Schwestern zu sehen, und hilf mir, dich als Gott, den Vater aller Menschen, anzuerkennen.

Bitte:  Herr, lehre mich, die ganze Wahrheit deiner Botschaft bereitwillig anzunehmen ‐ dass ich die anderen lieben muss und dass ich in der Nächstenliebe sogar heroisch sein muss.

1. „Ich aber sage euch ” Für die Jünger war es schon schwer, das alte Gesetz zu befolgen, vor allem die Nächstenliebe, aber Jesus verlangt nun plötzlich und auf dramatische Weise viel mehr. Es genügt nun nicht mehr, die zu lieben, die uns lieben; wir müssen jetzt auch jene annehmen, die uns nicht lieben. Das ist das neue Gesetz der Liebe, das Christus verkündet. Für unsere Menschennatur, die durch Stolz und Selbstrechtfertigung niedergedrückt wird, ist das schwer. Das Evangelium ruft uns aber dazu auf, ein höheres Niveau und eine reinere Liebe zu leben. Manchmal wird in unserer Gesellschaft genau das Gegenteil getan. Die Liebe ist aber der einzig wahre Weg, der zum Vater führt, denn wenn wir ihn „Vater” nennen, dann ist in ihm jeder unser Bruder und unsere Schwester, und das auch, weil Jesus für alle gestorben ist.

2. Es ist so schwer, zu vergeben und zu vergessen. Natürlich ist es einfach, jenen zu vergeben, die uns vergeben, oder jenen, denen es wirklich leid tut. Es ist einfach, mit jemandem Mitleid zu haben, wenn er oder sie sympathisch ist. Wenn wir aber jemandem vergeben sollen, der weiterhin Böses tut und uns verletzt, dann brauchen wir die Gnade Gottes, um das zu können. Jesus sagt uns, dass uns nur dann die Schuld erlassen wird, wenn auch wir den anderen vergeben. Wie oft beten wir im Vater unser ‐ „vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern” ‐ und meinen das gar nicht so! Wir brauchen seine göttliche Gnade, sein Erbarmen und seine Liebe, nur dann können wir so vergeben, wie auch uns vergeben worden ist. Das wird unsere Herzen und die Herzen der anderen verändern, und schließlich wird es die ganze Welt verändern.

3. Was du Anderen Gutes tust, kommt irgendwann zu dir zurück. Wie schwer ist es, großmütig und von Herzen großzügig mit jenen zu sein, mit denen wir zusammen sind. Wie schwer ist es, sich über Kleinkariertheiten und Rivalitäten zu erheben, in denen wir uns oft befinden. Wie verschieden davon ist jedoch der wahre Jünger, der Christus nachfolgt, der in dieser Welt Erbarmen und Vergebung, Versöhnung und Freude verbreitet. So ein Jünger erfährt tiefsten Frieden in seiner Seele, denn er weiß, dass er in den Fußstapfen Christi geht. Er oder sie bringen dieselbe Liebe, die Christus uns erwiesen hat, zu denen, die Liebe und Erbarmen brauchen. Auch wir sollen solche Jünger sein und gleich heute damit beginnen.

Gespräch mit Christus:  Jesus, schenke mir Großzügigkeit und ein mitleidvolles Herz, damit ich anderen vergeben kann, damit ich sie lieben und ihnen dienen kann, so wie du das getan hast. Lehre mich, die anderen Menschen als meine Brüder und Schwestern in dir zu sehen und als Glieder der Familie Gottes, unseres Vaters.

Vorsatz:   Ich will einen Menschen aufsuchen, dem ich noch vergeben muss und ich will dazu das geeignete Mittel finden, um mich mit ihm zu versöhnen.

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