Tägliche Meditationen
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Samstag,
18. März 2017

Pubertäre Söhne und ein liebevoller Vater

Samstag der zweiten Woche in der Fastenzeit
Hl. Cyrill von Jerusalem, Bischof
Eduard von England

Br. Mathias Reimer LC

Lk 15,1-3.11-32
In jener Zeit kamen alle Zöllner und Sünder zu Jesus, um ihn zu hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen. Da erzählte er ihnen ein Gleichnis und sagte: Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht. Da teilte der Vater das Vermögen auf. Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen. Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über das Land, und es ging ihm sehr schlecht. Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten. Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon. Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben mehr als genug zu essen, und ich komme hier vor Hunger um. Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner. Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von weitem kommen, und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Da sagte der Sohn: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein. Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand, und zieht es ihm an, steckt ihm einen Ring an die Hand, und zieht ihm Schuhe an. Bringt das Mastkalb her, und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn mein Sohn war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wieder gefunden worden. Und sie begannen, ein fröhliches Fest zu feiern. Sein älterer Sohn war unterdessen auf dem Feld. Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle. Der Knecht antwortete: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn heil und gesund wiederbekommen hat. Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu. Doch er erwiderte dem Vater: So viele Jahre schon diene ich dir, und nie habe ich gegen deinen Willen gehandelt; mir aber hast du nie auch nur einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte. Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet. Der Vater antwortete ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein. Aber jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern; denn dein Bruder war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wieder gefunden worden.

Einführendes Gebet: Vater, mit ewiger Liebe liebst du deinen eingeborenen Sohn Jesus. In ihm nimmst du auch mich als dein Kind an. Danke, dass ich jetzt in diese liebevolle Beziehung eintauchen darf.

Bitte: Vater, lass mich deine bedingungslose, grenzenlose und persönliche Liebe zu mir erkennen und annehmen.

1. Der jüngere Sohn in mir. Wahrscheinlich fällt es uns recht leicht, uns mit dem jüngeren Sohn zu identifizieren. Wie vertraut klingen uns die Leere, die Einsamkeit und die Traurigkeit, die der Sohn empfindet; nicht nur körperlich, sondern vor allem innerlich, weit entfernt vom Vater. Im Leben eines jeden Menschen gibt es kleine und eventuell auch größere Sünden, weil wir meinen, etwas Großes, Schönes, Gutes zu verpassen, wenn wir ein Leben mit Gott führen. Weil wir meinen, dass uns der Vater etwas vorenthält, das wir für unser Glück brauchen. Die gefallene Natur, der Kampf gegen die Sünde und der Mangel an Vertrauen gegenüber Gott begleiten uns auf unserem Weg zur Heiligkeit. Genauso vertraut ist uns aber hoffentlich auch die Freude der Umkehr, die innige und heilende Begegnung mit Gott in der Beichte, die Gewissheit, wieder im Vaterhaus angelangt zu sein, das Vertrauen darauf, dass Gott auch aus etwas Schlechtem Gutes hervorbringen kann. Deswegen ist es nicht so wichtig, wie oft wir fallen, sondern, dass wir immer wieder aufstehen und mit Vertrauen und Reue zum barmherzigen Vater zurückkehren. Jesus ist gekommen, "die Sünder zu berufen, nicht die Gerechten" (vgl. Lk 5, 32).

2. Der ältere Sohn in mir. Es ist bei weitem schwieriger, den älteren Sohn in uns zu entdecken: denn er macht allem Anschein nach seine Arbeit, macht sie gut, geht zur Messe, lebt so einige Tugenden, engagiert sich… Doch er ist nicht wirklich frei, sondern lebt aus einem gewissen Zwang oder einer Gewohnheit heraus. "Das gehört sich halt so. Gott erwartet das von mir. Ich muss mehr beten. Ich muss mir diese Gnade erst verdienen…" Auch der ältere Sohn ist innerlich weit weg vom Vater, ist unzufrieden, weil er die Güte, die Zärtlichkeit, die Liebe des Vaters nicht wirklich erfahren hat. Deswegen richtet er auch seinen jüngeren Bruder, anstatt sich für ihn zu freuen. Er zählt mehr auf seine Verdienste und Anstrengungen als auf die maßlose Großzügigkeit des Vaters. Er hat noch nicht wirklich angenommen, dass Gott uns zu nichts zwingt und dass auch wir nichts von ihm erzwingen können. Denn Gott sehnt sich nach einer Beziehung der Liebe. Und Liebe kann man nicht erzwingen, sie ist frei. "Alles, was mein ist, ist dein." Wir sind die geliebten Kinder Gottes und in der Freiheit der Kinder Gottes sind wir berufen, Gott zu lieben und Zeugnis zu geben von seiner Liebe.

3. Einen Schritt auf Gott zugehen. Papst Franziskus legt uns immer wieder ans Herz, heute einen kleinen Schritt in Gottes Richtung zu gehen. Egal, wo wir gerade stehen, wie wir uns gerade befinden, machen wir einen Schritt auf Gott zu, und wir werden merken, dass er uns schon mit offenen Armen entgegenkommt. Wenn Gott ein so liebevoller Vater ist, nach seinen Söhnen Ausschau hält, auf sie wartet, auf alle zugeht, ihnen das Beste gibt, wie können wir dann Angst, Misstrauen oder Zwang in unserem Herzen zulassen?! Beide Söhne im Gleichnis müssen ihre Lektion lernen: Der Jüngere hat die Erfahrung gemacht, dass es ihm allein beim Vater wirklich gut, am besten, geht, dass allein Gott ganz gut ist. Der ältere Sohn wird eingeladen, seinen Vater nicht als Arbeitgeber zu sehen, für den er ständig schuften und bei dem er sich etwas verdienen muss, sondern als den, der er wirklich ist: ein liebevoller Vater eben, bei dem er sein darf, ihn vertrauensvoll um alles bitten darf, der unser Herz wirklich erfüllt und uns glücklich macht. Jesus lässt die Entscheidung des älteren Sohnes im Gleichnis offen. Wie antworten wir auf die Einladung des Vaters?

Gespräch mit Christus: Vater, bei dir bin ich zu Hause.

Vater, bei dir berge ich mich.

Vater, bei dir finde ich Ruhe.

Oh, mein Vater, ich liebe dich.

Möglicher Vorsatz: Heute möchte ich in einem Gebet Gott Vater anlächeln und ihm sagen, wie gerne ich bei ihm bin… oder zumindest um diese Gnade bitten.

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