Mittwoch,
9. Oktober 2024
Einblick ins Vaterherz
9. Oktober 2024
Mittwoch der siebenundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Johannes Leonardi, Priester, Ordensgründer
Hl. Dionysius, Bischof, Märtyrer
Gudrun Aldenhoff
Lk 11,1-4
Jesus betete einmal an einem Ort; und als er das Gebet beendet hatte, sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie schon Johannes seine Jünger beten gelehrt hat. Da sagte er zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht: Vater, dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Gib uns täglich das Brot, das wir brauchen. Und erlass uns unsere Sünden; denn auch wir erlassen jedem, was er uns schuldig ist. Und führe uns nicht in Versuchung.
Einführendes Gebet: Jesus, dein ganzes Wirken geht hervor und ist getragen von deinem Gebet zum Vater. Mit dem Vaterunser lässt du uns an deinem eigenen Beten teilhaben und führst uns hinein in den Dialog der dreifaltigen Liebe. Wir sind dankbar, dass du auf diese Weise all unsere Nöte, Hoffnungen und Bedürfnisse an das Herz des Vaters ziehst.
Bitte: Herr, lass uns die ganze Tiefe des Vaterunsers auch jenseits der Worte verstehen. Öffne unser Herz, damit wir erkennen, wie du gerade mit jedem Einzelnen von uns beten möchtest.
1. Wir sind Kinder Gottes. Welches Geschenk, diesen großen unbegreiflichen Gott "Vater" nennen zu dürfen. Jesus lehrt seine Jünger und damit auch uns, seinen Vater so anzusprechen, wie er es getan hat. Wir dürfen in die gleiche liebevolle Beziehung mit Gott Vater eintreten. Wir dürfen in seinen Lobpreis einstimmen. So offenbart sich uns der Vater als der heilige, allmächtige, ewige Gott, an den wir unsere Bitte richten: "Geheiligt werde dein Name." Mit seinem Namen macht sich Gott anrufbar, er tritt in Beziehung zu uns. Aber er macht sich auch verletzbar. Nähe ermöglicht immer auch Missbrauch. Wie gehe ich mit dem heiligen Namen Gottes um? Stehe ich in Ehrfurcht vor dem Geheimnis seiner Nähe bis zur Gegenwart in der Eucharistie, in der er sich uns ganz und gar ausliefert?
2. Sucht zuerst das Reich … Die zweite Bitte "Dein Reich komme" ordnet unsere Prioritäten im Alltag auf Gott hin. Wenn aber Gottes Wille zu unserem vorrangigen Maßstab werden soll, ist die Voraussetzung und der Weg ein hörendes Herz. Auf Jesus Christus ausgerichtet, bedeutet diese Bitte die Lebensgemeinschaft mit ihm, damit wir ein Geist und ein Leib werden mit ihm (vgl. Röm 12,5). Im auf ihn ausgerichteten Leben versorgt er uns mit allem Nötigen: "Gib uns täglich das Brot, dass wir brauchen." Nicht nur materiell, sondern auch geistig und seelisch.
3. Überwindung der Schuld durch Vergebung, nicht durch Vergeltung. Damit der stets barmherzige Vater uns unsere Schuld vergeben kann, ist es Voraussetzung, dass wir den Menschen vergeben, die uns verletzt haben und verletzen. Dabei geht es nicht darum, das Unrecht gutzuheißen oder gar zu vergessen, sondern die Gerichtsakten Gott zu übergeben. Ich bin immer wieder überrascht zu sehen, welche Gnade die Entscheidung zu vergeben, als eine willentliche Entscheidung, freisetzen kann. Bei anderen genauso wie bei mir selbst. Als würde ein Schalter umgelegt, der aus der Verstocktheit und der Herzenshärte zurück in den Frieden und auf den Weg der Liebe führt. Plötzlich wird der Blick frei, um auch sich selbst als geliebtes Kind Gottes wahrzunehmen.
Gespräch mit Christus: Jesus, damit unser Gebet nicht zum Geplapper wird, wollen wir eine tiefe Beziehung zu dir aufbauen, die unsere Seele immer weiter und tiefer erfüllt. Auf ihrer Grundlage können wir Leid ertragen, andere Menschen verstehen und uns ihnen öffnen. Mit dem Vaterunser hast du uns Worte geschenkt, in denen sich unsere eigene Gottesbeziehung, aber auch die der ganzen Kirche, ausdrückt. Diese Worte helfen uns, dich und uns selbst immer besser kennenzulernen.
Vorsatz: Ich bitte den Heiligen Geist, mir eine Person oder eine Situation zu zeigen, wo ich noch Vergebung aussprechen darf.