Tägliche Meditationen
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Samstag,
17. Juni 2006

Ja oder Nein

Samstag der zehnten Woche im Jahreskreis

P. Matthew Kaderabek LC

Mt 5,33-37
Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst keinen Meineid schwören, und: Du sollst halten, was du dem Herrn geschworen hast. Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht, weder beim Himmel, denn er ist Gottes Thron, noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel für seine Füße, noch bei Jerusalem, denn es ist die Stadt des großen Königs. Auch bei deinem Haupt sollst du nicht schwören; denn du kannst kein einziges Haar weiß oder schwarz machen. Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; alles andere stammt vom Bösen.

Einführendes Gebet:  Ich komme heute zu dir, Herr, um zu lernen deinem Beispiel zu folgen. Du willst mich etwas Wichtiges lehren: den Wert der Aufrichtigkeit. Du bist der Lehrer. Ich will in deiner Schule lernen. Ich will einer deiner Jünger sein. Ich will ein besserer Christ werden. Ich brauche deine Gnade, um das zu erreichen.

Bitte:  Hilf uns „die Wahrheit untereinander zu reden, denn wir sind als Glieder miteinander verbunden.” (Eph 4,25).

1. So wahr mir Gott helfe!  Ein Schwur ist eine feierliche Anrufung Gottes, dass er die Wahrheit dessen bezeuge, was wir sagen, oder die Aufrichtigkeit geplanter Taten. Manche Christen (Quäker, Baptisten, Mennoniten und andere) haben diesen Text als absolutes Verbot gegen das Ablegen eines Eides gedeutet. Die meisten Christen haben jedoch die Wichtigkeit und Richtigkeit des Schwörens anerkannt, wenn es in einer wichtigen Angelegenheit geschieht. Staatsmänner legen einen Eid ab, Soldaten schwören, dass sie treu das Vaterland verteidigen werden. Wir sehen Menschen im Gerichtssaal, mit einer Hand auf der Bibel, die andere erhoben; sie schwören, dass sie die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit sagen werden und sie schließen, indem sie sagen: „So wahr mir Gott helfe!” Alle rufen Gott an, ihnen dabei zu helfen, in der Wahrheit zu bleiben, denn dies ist, menschlich gesehen, sehr schwierig und benötigt die Hilfe Gottes.

2. Baut eure menschlichen Beziehungen auf die Wahrheit.  Das Gesetz Mose verbot den Meineid oder den Bruch eines Eides gänzlich. Zur Zeit Christi war das Schwören so häufig und die begleitenden Umstände so kompliziert, dass sehr viel Missbrauch herrschte, was eine schwere Missachtung des Namens Gottes bedeutete. Jesus legt hier die Richtlinien fest, welche seine Jünger in ihrem Leben anwenden sollten. In ihnen geht es um die Wiederherstellung gegenseitigen Vertrauens, Geistesadel und Aufrichtigkeit. Der Teufel ist „der Vater der Lüge” (Joh 8,44). Deshalb muss die Kirche Christi lehren, dass menschliche Beziehungen nicht auf Betrug und Unaufrichtigkeit aufgebaut werden können. Gott ist die Wahrheit, und die Kinder seines Reiches müssen deshalb ihre gegenseitigen Beziehungen auf Wahrheit gründen. Jesus verurteilte in seiner Lehre beständig die Scheinheiligkeit und er lobte die Aufrichtigkeit als eine der besten Tugenden: „Da kommt ein echter Israelit, ein Mann ohne Falschheit.” (Joh 1,47)

3. Alles andere stammt vom Bösen.  Jesus lehrt uns, “Ja“ zu sagen, wenn wir „Ja“ meinen und „Nein“ zu sagen, wenn wir „Nein“ meinen. Würden wir da zu viel hineininterpretieren, wenn wir dieses Prinzip auf die Lüge im Allgemeinen anwenden? Jesus bestätigt, dass alles „vom Bösen” sei, was dazu dient, den Sinn unserer Worte zu verschleiern, andere in die Irre zu führen, etwas zu verstecken oder durch falsche Betonung zu verfälschen. Er zeigt uns, dass es die Unaufrichtigkeit ist, durch die das politische und wirtschaftliche Leben der Wahrheit entfremdet wird. Sie wird dadurch zum Zerstörer des Reiches Gottes, des Reiches dessen, der eines war und immer noch ist: „Ein Zeichen, dem widersprochen wird.” (Lk 2,34).

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus, wen glaube ich schon täuschen zu können mit meinen Lügen, Halbwahrheiten, Betrügereien und irreführenden Antworten? Du siehst alles, Herr, und du liest in meinem Herzen. Du schaust auf mich in Trauer, während ich es mir erlaube, mit den Regeln des Teufels zu spielen. Ich flirte mit der Finsternis. Von nun an werde ich so leben, dass ich vor niemandem etwas verstecken muss, besonders nicht vor meiner Familie. Das wird die Versuchung zu lügen an der Wurzel ausreißen. Ich werde mir von neuem vornehmen, im Licht zu leben und alle Falschheit in mir auszurotten. Von nun an wird mein “Ja” ein „Ja“ sein und mein “Nein” ein „Nein“.

Vorsatz:  Ich will heute damit beginnen, all meine zwischenmenschlichen Beziehungen zu erneuern, die vielleicht durch einen Mangel an Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit geschädigt sind - besonders die mit meinem Ehepartner.

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