Tägliche Meditationen
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Samstag,
14. Mai 2016

Hingabe, ohne Vergleich anzustellen

Samstag der siebenten Woche in der Osterzeit
Hl. Christian, Märtyrer

Lorli Pregel

Joh 21,20-25
In jener Zeit sprach Jesus zu Simon Petrus: Folge mir! Petrus wandte sich um und sah, wie der Jünger, den Jesus liebte, diesem folgte. Es war der Jünger, der sich bei jenem Mahl an die Brust Jesu gelehnt und ihn gefragt hatte: Herr, wer ist es, der dich verraten wird? Als Petrus diesen Jünger sah, fragte er Jesus: Herr, was wird denn mit ihm? Jesus antwortete ihm: Wenn ich will, dass er bis zu meinem Kommen bleibt, was geht das dich an? Du aber folge mir nach! Da verbreitete sich unter den Brüdern die Meinung: Jener Jünger stirbt nicht. Doch Jesus hatte zu Petrus nicht gesagt: Er stirbt nicht, sondern: Wenn ich will, dass er bis zu meinem Kommen bleibt, was geht das dich an? Dieser Jünger ist es, der all das bezeugt und der es aufgeschrieben hat; und wir wissen, dass sein Zeugnis wahr ist. Es gibt aber noch vieles andere, was Jesus getan hat. Wenn man alles aufschreiben wollte, so könnte, wie ich glaube, die ganze Welt die Bücher nicht fassen, die man schreiben müsste.

Einführendes Gebet: Herr, schenke mir heute deinen Heiligen Geist. Er erfülle mein Herz und meinen Verstand und öffne mich für deine Stimme und deine Botschaft. Lass mich inmitten meines Alltags deinen Willen und deine Gegenwart erkennen und sie leben.

Bitte: Ich bitte dich um die Weisheit und das Licht, die mich im täglichen Leben erkennen lassen, wie ich dir konkret dienen und folgen kann.

1. Die typische Neigung. Wer hat sich noch nie mit den anderen verglichen, um sich an ihnen zu messen? Eine ganz menschliche Neigung. Petrus ist mitten im Gespräch mit Jesus, und hat sich erneut entschieden, Jesus aus Liebe zu folgen und plötzlich sieht er Johannes und hat das Bedürfnis, genau zu wissen, wie es um ihn steht und wo er selber sich im Vergleich zu ihm befindet; es scheint fast, als fühle er sich verunsichert und brauche diesen Vergleich, um seinen eigenen Standort klarer bestimmen zu können. Vielleicht steht dahinter ein verborgener Instinkt nach Gerechtigkeit; vielleicht geht es ihm darum, dass seine Hingabe nicht mehr von ihm abverlangt als Johannes seine eigene. Es ist tröstlich zu wissen, dass die Apostel normale Menschen waren – wie wir – und dass sie Jesus so gefolgt sind, wie sie waren.

2. Der ganz persönliche Weg. Doch die Nachfolge Jesu ist persönlich. Er beruft uns als Kirche dazu, in Gemeinschaft unseren Glauben zu leben und zu feiern. Er hat auch die Apostel als Kollegium in eine Gemeinschaft gerufen. Gemeinschaft stärkt; Gemeinschaft gibt die Gelegenheit, die Nächstenliebe zu leben. Doch unsere Beziehung zu Jesus bleibt etwas ganz Persönliches, etwas, was nie verglichen werden kann, denn es ist ein Geheimnis, das sich im Verborgenen des Herzens abspielt. Der Weg des Petrus ist ein anderer als der des Johannes, sie sind nicht vergleichbar; jeder ist berufen, auf eigene Weise Jesus zu dienen und sich ihm hinzugeben. So ist es auch in unserem Leben. Auch wenn ich von einer Glaubensgemeinschaft begleitet und getragen werde, muss ich meinen Glaubensweg in Freundschaft mit Jesus ganz persönlich gehen. Nur diese innerste Zwiesprache mit Jesus, in der ich täglich erkenne, was er von mir möchte, ist der Maßstab für meine Hingabe an ihn.

3. Der Wert der Hingabe. Petrus hat am Ende seines Pilgerweges sein Leben am Kreuz gegeben und so Zeugnis für seine Liebe zu Christus abgelegt. Johannes ist als einziger der Apostel in hohem Alter eines natürlichen Todes gestorben. Beide sind große Heilige und Vorbilder. Auf ganz verschiedene Weise haben beide ein leuchtendes Zeugnis für ihren Glauben an Christus gegeben. Es ist müßig, sich zu fragen, wer heroischer in seiner Liebe, wessen Hingabe wertvoller war. Jeder hat dort gedient, wo Jesus ihn gebraucht und hingeführt hat.

Gespräch mit Christus: Jesus, die Versuchung ist manchmal groß, mich mit anderen zu vergleichen. Obwohl ich verstehe, dass das keinen Sinn macht, lasse ich mich oft dadurch verunsichern oder irritieren. Schenk mir die Gnade, Herr, nur auf dich zu hören und nur darin meinen inneren Frieden und meine Freude zu finden, dass ich auf deine Stimme und deinen Ruf höre. Lass mich ein guter Samariter für andere sein, sie in ihrer Hingabe unterstützen, ohne jedoch Vergleiche anzustellen. Ich möchte in Freundschaft mit dir wachsen und jeden Schritt meines Lebenswegs mit dir gehen und meinen Beitrag leisten, so wie ich kann.

Möglicher Vorsatz: Jedes Mal, wenn ich mich heute mit anderen Menschen vergleichen möchte, werde ich mich an Jesu Stimme erinnern, die mich ruft: "Folge du mir nach!"

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