Tägliche Meditationen
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Sonntag,
4. November 2018

Der Brunnen

31. Sonntag im Jahreskreis
Hl. Karl Borromäus, Kardinal
Hl. Gregor, Abt
Hl. Reginhard (Reinhard) OSB, Abt

Dorit Wilke-Lopez

Mk 12,28b-34
In jener Zeit ging ein Schriftgelehrter zu Jesus hin und fragte ihn: Welches Gebot ist das erste von allen? Jesus antwortete: Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft. Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden. Da sagte der Schriftgelehrte zu ihm: Sehr gut, Meister! Ganz richtig hast du gesagt: Er allein ist der Herr, und es gibt keinen anderen außer ihm, und ihn mit ganzem Herzen, ganzem Verstand und ganzer Kraft zu lieben und den Nächsten zu lieben wie sich selbst, ist weit mehr als alle Brandopfer und anderen Opfer. Jesus sah, dass er mit Verständnis geantwortet hatte, und sagte zu ihm: Du bist nicht fern vom Reich Gottes. Und keiner wagte mehr, Jesus eine Frage zu stellen.

Einführendes Gebet: Ich werde jetzt innerlich ganz still und ziehe mich in mich selbst und in meine Seele zurück. Dort wartet Jesus auf mich. Ich lasse mir Zeit, ihm zu begegnen. In ihm begegne ich auch dem Vater.

Bitte: Du, himmlischer Vater, bist der Herr und die Quelle meines Lebens. Ich bin wie ein Brunnen, den du füllen willst, und der sich von dir füllen lassen möchte, bis er überläuft.

1. Die Quelle. Gott will oberste Priorität in meinem Leben haben, nicht weil er sonst beleidigt wäre, sondern weil in ihm die Quelle für mein Glück liegt. Im Dunkel dieser Welt erkenne ich das viel zu selten. Wo in meinem Leben ist Gott noch eine Randerscheinung? Gibt es Gebiete, wo ich mich mehr auf mich selbst verlasse als auf ihn, oder wo ich mich mehr auf andere Menschen stütze als auf ihn? Die Quelle ist er!

2. Die Quelle füllt den Brunnen – sich selbst mit den Augen Gottes betrachten. Um meinen Nächsten lieben zu können, soll ich erst einmal mich selbst genügend lieben. Wie sieht Gott mich? Schon vor der Erschaffung der Welt hatte er mich im Auge, und er hat mich einmalig und unwiederholbar als sein Ebenbild und Gleichnis geschaffen. Sogar mein Fingerabdruck ist einmalig unter allen 7,5 Milliarden Menschen auf dieser Erde, und um wie viel mehr dann der Rest! Natürlich bin ich nicht perfekt, aber Gott ist allwissend und kannte meine Fehler und Sünden schon, bevor er mich erschuf. Und er hat mich dennoch erschaffen! Für meine Fehler und Schwächen steht Jesus mit seinem Leben ein, so wichtig bin ich Gott. Danke, Gott, dass ich bin und dass ich in deiner Liebe sein darf. Hilf mir, mich in Dankbarkeit und Ehrfurcht mit deinen liebenden Augen zu sehen.

3. Der Brunnen quillt über. Die anderen Menschen hat Gott genauso wunderbar und mit derselben Liebe geschaffen. Vater, erinnere mich heute in jeder Begegnung mit anderen Menschen daran, dass ich deinem wunderbaren und geliebten Ebenbild begegne. Der Heilige Bernhard von Clairvaux fand den Vergleich mit einem Brunnen, der von der Quelle gespeist wird, bis er überläuft. So soll meine Freude über mein Geliebtsein zu den anderen hinüber fließen.

Gespräch mit Christus: Lass auf diese Weise dein Reich in mir wachsen. Lass mich so die Welt immer mehr mit deinen Augen sehen.

Möglicher Vorsatz: Ich bleibe heute mit Gott über diese Dinge im Gespräch.

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