Tägliche Meditationen
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Samstag,
3. November 2018

Mut zur Demut

Samstag der dreißigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Hubert, Bischof
Hl. Silvia
Hl. Viktorin, Bischof
Hl. Martin von Porres OP
Hl. Rupert Mayer SJ
Hl. Pirmin, Abtbischof, Glaubensbote

Mathias Reimer

Lk 14,1.7-11
Als Jesus an einem Sabbat in das Haus eines führenden Pharisäers zum Essen kam, beobachtete man ihn genau. Als er bemerkte, wie sich die Gäste die Ehrenplätze aussuchten, nahm er das zum Anlass, ihnen eine Lehre zu erteilen. Er sagte zu ihnen: Wenn du zu einer Hochzeit eingeladen bist, such dir nicht den Ehrenplatz aus. Denn es könnte ein anderer eingeladen sein, der vornehmer ist als du, und dann würde der Gastgeber, der dich und ihn eingeladen hat, kommen und zu dir sagen: Mach diesem hier Platz! Du aber wärst beschämt und müsstest den untersten Platz einnehmen. Wenn du also eingeladen bist, setz dich lieber, wenn du hinkommst, auf den untersten Platz; dann wird der Gastgeber zu dir kommen und sagen: Mein Freund, rück weiter hinauf! Das wird für dich eine Ehre sein vor allen anderen Gästen. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.

Einführendes Gebet: Jesus, in dieser Zeit des Gebets willst du mich von falschen Ambitionen reinigen und innerlich stärken. Hilf mir, jetzt einzig und allein vor dir zu knien, zu beten, zu sein.

Bitte: Jesus, sanft und demütig von Herzen, bilde mein Herz nach deinem Herzen!

1. Jesus versteckt sich nicht. Es ist schon unglaublich, wie vielseitig Jesus ist. Auf der einen Seite geht er auf die einfachen, armen und kranken Menschen zu. Auf der anderen Seite ruht er völlig in sich, wenn er bei einem hochrangigen Pharisäer zum Essen eingeladen wird. Eigentlich ist er zunächst derjenige, der von allen Seiten kritisch beobachtet wird. Doch Jesus ist sich seiner Identität als Sohn Gottes bewusst. Er muss sich vor niemandem rechtfertigen oder beweisen. Deswegen dreht er ganz einfach den Spieß um, hält den Gästen einen Spiegel vor und teilt ihnen eine seiner Beobachtungen in der Absicht mit, ihnen einen Wesenszug seiner Gottheit zu erklären.

2. Nicht dem Anschein nach. Es geht Jesus nicht darum, vor den anderen gut dazustehen; darum, dass die anderen sehen sollen, wie man "erhöht" wird. Wie oft aber fallen wir in dieses Muster! Was denken wohl die anderen über mich? Wie komme ich an? Wie kommt das rüber? Nicht so Jesus: Er schaut auf das Herz. Er steht in seinem Sein einzig und allein vor seinem Vater. Daher gilt für uns: "Eine solche Haltung setzt ein durch Christus befriedetes Herz voraus, befreit von dieser Aggressivität, die aus einem überhöhten Ich hervorgeht. (…) Verfallen wir also nicht der Versuchung, die innere Sicherheit in den Erfolgen, in den leeren Vergnügungen, in den Besitztümern, in der Herrschaft über andere oder im gesellschaftlichen Ansehen zu suchen" (Papst Franziskus, Gaudete et exsultate, 121).

3. Wahre Demut. Jesus stellt sich im ganzen Evangelium nur ein einziges Mal explizit als Vorbild hin, als er sagte: "Lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig." (Mt 11, 29). Auch hier möchte er uns Menschen wieder zeigen, wie wichtig diese göttliche Eigenschaft der Demut, des "Sich-Erniedrigens", ist. Gott erniedrigt sich, wird Mensch und stirbt sogar am Kreuz, um die Menschen zu erlösen. Wessen könnten wir uns also vor Gott rühmen? Welchen "Ehrenplatz" könnten wir von ihm einfordern? Erkennen wir also unsere Wahrheit als erlösungsbedürftiges Geschöpf vor Gott an und tragen wir hilfsbereit und mutig zur Erlösung unserer Mitmenschen bei. Wenn wir uns so auf dem "untersten Platz" einfinden, dann werden wir tatsächlich erhöht werden. Nicht in den Augen der Welt, aber dem Herzen nach. Denn dann sind wir Gott ein ganzes Stück ähnlicher.

Gespräch mit Christus: Demut verlangt Mut. Andererseits ist sie auch selbst Quelle der Stärke. Jesus, hilf mir heute, diesen Mut aufzubringen und allein vor dir zu leben.

Möglicher Vorsatz: Heute möchte ich bei gegebener Gelegenheit darauf verzichten, mich vor anderen zu rechtfertigen.

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