Tägliche Meditationen
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Donnerstag,
20. September 2007

Größere Liebe, größere Vergebung

Donnerstag der vierundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Andreas Kim Taegon, Priester and Martyrer, and Heiliger Paul Chong Hasang und Gefährten

P. Shane Lambert LC

Lk 7,36-50
Jesus ging in das Haus eines Pharisäers, der ihn zum Essen eingeladen hatte, und legte sich zu Tisch. Als nun eine Sünderin, die in der Stadt lebte, erfuhr, dass er im Haus des Pharisäers bei Tisch war, kam sie mit einem Alabastergefäß voll wohlriechendem Öl und trat von hinten an ihn heran. Dabei weinte sie und ihre Tränen fielen auf seine Füße. Sie trocknete seine Füße mit ihrem Haar, küsste sie und salbte sie mit dem Öl. Als der Pharisäer, der ihn eingeladen hatte, das sah, dachte er: Wenn er wirklich ein Prophet wäre, müsste er wissen, was das für eine Frau ist, von der er sich berühren lässt; er wüsste, dass sie eine Sünderin ist. Da wandte sich Jesus an ihn und sagte: Simon, ich möchte dir etwas sagen. Er erwiderte: Sprich, Meister! Jesus sagte: Ein Geldverleiher hatte zwei Schuldner; der eine war ihm fünfhundert Denare schuldig, der andere fünfzig. Als sie ihre Schulden nicht bezahlen konnten, erließ er sie beiden. Wer von ihnen wird ihn nun mehr lieben? Simon antwortete: Ich nehme an, der, dem er mehr erlassen hat. Jesus sagte zu ihm: Du hast recht. Dann wandte er sich der Frau zu und sagte zu Simon: Siehst du diese Frau? Als ich in dein Haus kam, hast du mir kein Wasser zum Waschen der Füße gegeben; sie aber hat ihre Tränen über meinen Füßen vergossen und sie mit ihrem Haar abgetrocknet. Du hast mir zur Begrüßung keinen Kuss gegeben; sie aber hat mir, seit ich hier bin, unaufhörlich die Füße geküsst. Du hast mir nicht das Haar mit Öl gesalbt; sie aber hat mir mit ihrem wohlriechenden Öl die Füße gesalbt. Deshalb sage ich dir: Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie mir so viel Liebe gezeigt hat. Wem aber nur wenig vergeben wird, der zeigt auch nur wenig Liebe. Dann sagte er zu ihr: Deine Sünden sind dir vergeben. Da dachten die anderen Gäste: Wer ist das, dass er sogar Sünden vergibt? Er aber sagte zu der Frau: Dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden!

Einführendes Gebet:   Herr, ich glaube an dich, vermehre meinen Glauben. Ich will dich nicht in mein Haus einladen, nur um dich einer zweifelhaften Überprüfung zu unterwerfen. Herr, ich hoffe auf dich, und ich sehne mich danach, deine Vergebung zu erfahren. Herr, ich liebe dich für deine Barmherzigkeit zu mir.

Bitte:  Herr, möge ich deine Vergebung erfahren, weil ich gelernt habe, viel zu lieben.

1. Es gibt keine Wahrheit ohne die Nächstenliebe. Simon der Pharisäer scheint ein Mann des Glaubens zu sein, der seine Urteile am Glauben ausrichtet: „Wenn er wirklich ein Prophet wäre, müsste er wissen, was das für eine Frau ist, von der er sich berühren lässt; er wüsste, dass sie eine Sünderin ist.” Offensichtlich urteilt Simon, dass die Frau eine Sünderin ist und dass Jesus das wissen sollte. Es klingt doch ganz logisch für eine gläubige Person, die Menschen in die Kategorien „rein” und „unrein” einzuordnen. Nehme auch ich mir dieses Recht? Wenn also Simons Urteil das Ergebnis einer logischen Schlussfolgerung ist, wie kann er dann im Irrtum sein? Oder warum sollte mein Urteil falsch sein, wenn ich überzeugt bin, dass ich mir ein vernünftiges Urteil gebildet habe, das auf meinem Glauben gründet?

2. Die Gewohnheit, über andere zu urteilen, verdunkelt unser Urteilsvermögen. Das Licht Christi ist notwendig, um Simons Gewissen zu erleuchten: „Simon, ich möchte dir etwas sagen.” Was will Christus mir sagen? Hier kommt heraus, dass Jesus wirklich ein Prophet ist und Simons Herz besser kennt, als Simon meint, Jesus beurteilen zu können. Simon weiß vielleicht um einige Tatsachen, jedoch fehlt diesem Wissen die Liebe Gottes. Betrachte ich die Welt um mich herum mit Liebe? Was weiß Jesus über mein Herz? Die Haltung einer „gerechten” Seele darf nicht die einer „exakten Gerechtigkeit” sein. Simon ist noch nicht vertraut mit diesem Jesus, der mit ihm zu Tisch sitzt und der einmal offenbart hat: „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat” (Joh 3,16). Er ist auch nicht mit den Worten eines Mannes vertraut, der einst selbst ein „urteilender Simon” war und später als Simon Petrus lehrte: „denn die Liebe deckt viele Sünden zu” (1 Petr 4,8).

3. Größere Liebe, größere Vergebung. Nachdem Jesus Simon durch gesundes logisches Denken in der Liebe unterwiesen hat, kann er zu Simon sagen: „Du hast recht.” Christus hat Simon eine tiefere Realität bewusst gemacht: Die Gewohnheit, über andere zu urteilen, erschwert nicht nur ein objektives Urteil über andere, sondern sie führt dazu, dass wir die Leere unserer eigenen Seele nicht mehr erkennen können. Will ich nicht damit, dass ich in den anderen nur Fehler entdecke, von meinen eigenen moralischen Fehlern ablenken? Was befreit Simon schließlich von seinem Irrtum? Jesus macht ihm seinen Mangel an Liebe deutlich: „Als ich in dein Haus kam, hast du mir kein Wasser zum Waschen der Füße gegeben… Du hast mir zur Begrüßung keinen Kuss gegeben... Du hast mir nicht das Haar mit Öl gesalbt.” Und nun steht Simon, der sich für besser als die „sündige” Frau gehalten hatte, plötzlich schlechter als sie da. Und wie sieht nun Christi Schlussfolgerung aus? „Deshalb sage ich dir: Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie mir so viel Liebe gezeigt hat. Wem aber nur wenig vergeben wird, der zeigt auch nur wenig Liebe.” Jesus hätte ihm auch einfach wiederholen können, was er zuvor der Menge gesagt hatte: „Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden” (Mt 5,7). Das ist die Logik von Gottes Liebe.

Gespräch mit Christus:  Herr, gieße Liebe in mein Herz, damit meine inneren Gedanken und Gefühle von der Nächstenliebe geleitet werden. Lehre mich, schwierige Situationen mit Hoffnung und Barmherzigkeit zu sehen, damit andere durch mich deine Liebe erfahren können und damit ich erfahren kann, wie tief du mir vergibst.

Vorsatz:   Ich will heute die Person, mit der ich mich am schwersten tue, rücksichtsvoll und liebevoll behandeln.

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