Tägliche Meditationen
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Mittwoch,
19. September 2007

Tanzen oder Weinen

Mittwoch der vierundzwanzigsten Woche im Jahreskreis

P. Shane Lambert LC

Lk 7,31-35
Mit wem soll ich also die Menschen dieser Generation vergleichen? Wem sind sie ähnlich? Sie sind wie Kinder, die auf dem Marktplatz sitzen und einander zurufen: Wir haben für euch auf der Flöte (Hochzeitslieder) gespielt und ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder gesungen und ihr habt nicht geweint. Johannes der Täufer ist gekommen, er isst kein Brot und trinkt keinen Wein und ihr sagt: Er ist von einem Dämon besessen. Der Menschensohn ist gekommen, er isst und trinkt; darauf sagt ihr: Dieser Fresser und Säufer, dieser Freund der Zöllner und Sünder! Und doch hat die Weisheit durch alle ihre Kinder Recht bekommen.

Einführendes Gebet:   Herr Jesus, ich glaube, dass du in diese Welt gekommen bist, um mein Freund zu werden. Ich hoffe, dass du mich lehrst, mich über das zu freuen, was dir gefällt und über das zu weinen, was dich verletzt. Ich liebe dich und deine Weisheit.

Bitte:  Herr, vermehre meine Liebe, damit ich dein treuer Freund sein kann, ob es mir nun gut geht oder ob ich in Not bin.

1. „Mit wem soll ich also die Menschen dieser Generation vergleichen?” Erkenne ich, dass es Christus ist, der diese Frage stellt? Es ist ein Fehler, wenn wir glauben, dass Gott unsere Welt nicht wahrnimmt. Manche Menschen meinen in ihrem Agnostizismus, dass der Schöpfer die Welt erschaffen hat und sich dann nicht mehr um sie gekümmert hat ‐ und darum ist es unwichtig, was wir tun, denn Gott ist es egal, er achtet gar nicht darauf. Welch großer Irrtum! Das Wort Gottes ist in sein Eigentum gekommen (Joh 1,10-11) ‐ auch wenn diese Generation ihn nicht erkennt. Gott ist Vater. Die Seelen, die er erschafft, sind seine Kinder. Jede „Generation” gehört ihm. „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, das ewige Leben hat.” (Joh 3,16) Selbst der von Ewigkeit her gezeugte Sohn des Vaters gehört zu uns Menschen. Er ist ein Augenzeuge des Himmels, zu uns auf die Erde gekommen. Was sieht er? Er sieht mich. Er ruft mich. Er beurteilt mein Verhalten. Womit wird er mich vergleichen? Welche inneren Haltungen meines Herzens würde er auf dem Marktplatz ans Licht bringen? Vielleicht tanze ich oder vielleicht weine ich ‐ ja vielleicht bin ich völlig uneinsichtig gegen die Stimme des Heiligen Geistes. Wie antwortet mein Herz auf seine Einladungen? Was bin ich für ein Kind? Zu welcher Generation gehöre ich?

2. „Sie sind wie Kinder, die auf dem Marktplatz sitzen und einander zurufen” Sie sind wie Kinder, sagt Jesus, und meint damit auch uns. Auch wenn wir Gott oft vergessen, sind wir dennoch berufen, seine Kinder zu sein. Wenn Gott Sohn auf uns schaut, dann sieht er in uns die Kinder Gottes, unseres Vaters. Ob ich nun verloren oder wiedergefunden bin, Gott, der als mein Erlöser gekommen ist, sieht in mir weiterhin sein Kind. Und wenn ich eines Tages auf das, was Christus sagt, höre und es beherzige, wird mich der Heilige Geist wirklich erneuern, wird er mir die Macht geben, Kind Gottes zu werden. (Joh 1,12-13). „Sie sind wie Kinder, die auf dem Marktplatz sitzen und einander zurufen.” Christus macht deutlich, dass nicht alle Kinder auf dieselbe Weise antworten. Manche hören einen Aufruf zur Trauer, andere hören einen Aufruf zur Freude. Wieder andere ‐ die Hartherzigen ‐ weigern sich, zu lachen oder zu weinen. Für sie bedeutet Lachen Verrücktheit oder Trunkenheit, und Weinen entsteht aus einer kindischen Einbildungskraft. Welch Zynismus! Wie lächerlich! Welch eine Geringschätzung jener, die noch Sinn im Leben erfahren! Welch gefährliche Haltung, wenn ich diese Mentalität in mein Herz eindringen lasse. Es besteht wirklich die Gefahr, dass wir nicht mehr verstehen, warum wir die, die leiden, trösten sollen, warum wir mit den Fröhlichen lachen sollen, oder warum wir Gottes Gnade unser Herz aus Stein aufbrechen lassen sollen.

3. „Und doch hat die Weisheit durch alle ihre Kinder Recht bekommen.” Es spielt keine Rolle, wie wir unsere Berufung als Kinder Gottes bewältigen, solange wir uns von Gott immer wieder neu das Leben schenken lassen. Die Weisheit wird uns rechtfertigen. „Anfang der Weisheit ist die Gottesfurcht, den Glaubenden ist sie angeboren.” (Sir 1,12). Wenn ich Grund zu Schmerz und Reue über meine Sünden habe, dann will ich das auch tun (vgl. Mk 1,15). Wenn meine Seele sich in Gott meinem Retter erfreut, dann soll meine Stimme den Herrn laut preisen (vgl. Lk 1,46-47). Ich will mich immer und überall von der Weisheit leiten lassen; mein Leben soll bezeugen, dass ich von Gott geboren bin.

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus, ich will nicht Schuld auf mich laden, weil ich nicht auf deine Stimme höre. Lass mich mit den Fröhlichen lachen und mit den Traurigen weinen. Lass niemals zu, dass mein Herz hart wird und ich deine Stimme, die mich einlädt, die Liebe unseres Vaters zu erfahren, nicht mehr hören kann.

Vorsatz:   Heute will ich mir Zeit nehmen, um Anteil zu nehmen an der Freude oder dem Leid, das jemand in meiner Nähe empfindet und ihm zu helfen, sich mit Hoffnung und Dankbarkeit an Gott zu wenden.

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