Tägliche Meditationen
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Samstag,
26. Mai 2018

Das Herz hinter Mauern - Teil 2

Gedenktag
Hl. Philipp Neri Ordensgründer, Mystiker
Hl. Maria Anna von Jesus OFS

Dorit Wilke-Lopez

Mk 10,13-16
In jener Zeit brachte man Kinder zu Jesus, damit er ihnen die Hände auflegte. Die Jünger aber wiesen die Leute schroff ab. Als Jesus das sah, wurde er unwillig und sagte zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes. Amen, das sage ich euch: Wer das Reich Gottes nicht so annimmt, wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. Und er nahm die Kinder in seine Arme; dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie.

Einführendes Gebet: Mein Herr, nimm mich jetzt auch in deine Arme. Ich will ganz still werden an deinem Herzen. Ich darf mich bei dir entspannen und bei dir auftanken. Ich brauche dich so, mein Herr. Bei dir darf ich ganz ich selbst sein. Wie eine Mama ihrem Baby gibst du meiner Seele, was sie braucht, noch bevor sie weiß, was sie braucht.

Bitte: Mein Herr, zeige mir jetzt deine Liebe, damit ich mich damit "anfülle" und sie weitergeben kann.

1. Die Mütter schützen. Ich stelle mir diese Szene vor. Jesus wie immer im Gedränge vieler Menschen, sie lehrend, drumherum die Apostel wie Bodyguards. Gerade hat er den Zuhörern erklärt, dass zu lieben bedeutet, den Ehepartner niemals wegzuschicken, da kommen die Mamas mit ihren Kindern und bitten ihn, von dem sie spüren, dass er sie schützt und wertschätzt, die Kinder zu segnen, auf die sie so stolz sind und die sie hüten wie ihren Augapfel. Es ist wie eine Fortsetzung der Szene, die wir gestern betrachtet haben, denn Kinder haben ja etwas mit Ehe zu tun. Ehe heißt auf Spanisch Matrimonio, das kommt vom Lateinischen "Matris munio" und "munio" bedeutet: "ich beschütze, ich befestige". Mütter können sich nicht gleichzeitig um den Schutz der Familie nach außen und die Fürsorge für die Kinder kümmern. Deswegen sind sie auf den Schutz der Väter angewiesen. Die Ehe dient dem Schutz der Mütter und der Kinder. Jesus segnet - so wie auch die Ehemänner ein Segen für ihre Frauen und Kinder sein sollen.

2. Nicht besser als die Pharisäer. Erneut werden wir jedoch Zeugen von menschlicher Hartherzigkeit. Aber diesmal zeigt sie sich bei den Jüngern Jesu selbst: Sie weisen die Frauen und Kinder schroff ab. "Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen." Das sagt Jesus in Mt 5,20 zu den Jüngern. Damit ist es bei den Jüngern Jesu ganz offensichtlich auch nicht weiter her als bei den Pharisäern! Man wird nicht automatisch besser, bloß weil man Jünger Christi ist. Ich habe mich früher immer über die Pharisäer empört und mich gedanklich auf die gute Seite gestellt und für besser gehalten. Aber hier wird klar, dass ich auch als Jüngerin Jesu weiter hartherzig bin. Ich brauche Jesus, damit er mein Herz schützt und ihm Raum gibt, sich zu ändern, weich zu werden. Wir Christen haben es eindeutig besser, weil wir Christus haben, der unser Herz weichmacht.

3. Deus semper magis - Gott ist immer größer Warum weisen die Jünger die Mütter mit ihren Kindern ab? Sie haben Angst, dass Jesus durch sie gestört werden könnte. Sie schließen von sich selbst - in ihren Augen sind die Frauen und Kinder lästig - auf Jesus. Gibt es Menschen, von denen ich Abstand halte, mit denen ich nichts zu tun haben will, die mir lästig sind? Jesus ist so anders als wir selbst. Seine Liebe und Großzügigkeit ist immer wieder unerwartet. Sie gilt jedem Menschen, auch wenn wir Jesus das vielleicht unterschwellig gar nicht zutrauen. Wir dürfen sie getrost immer noch größer einschätzen als wir uns das vorstellen können. Gott ist die Liebe, sagt der Evangelist Johannes, und diese Liebe ist eben immer größer als gedacht. Ich darf bei ihm Kind sein. Ohne Vorleistung werde ich geliebt und gesegnet. Und die anderen auch. Alle!

Gespräch mit Christus: Herr, danke, dass du die Kleinen schützt und segnest und dass wir alle vor dir klein sind und klein sein dürfen. Wir brauchen nicht groß und tüchtig zu sein, damit du uns liebst. Und so liebst du auch die, die mir lästig sind. Mach mein Herz dem deinen ähnlich.

Möglicher Vorsatz: Den nächsten lästigen Menschen, der mich nervt, geduldig ertragen und mich daran freuen, dass Jesus ihn segnen will – d u r c h m i c h.

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