Tägliche Meditationen
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Freitag,
25. Mai 2018

Das Herz hinter Mauern - Teil 1

Freitag der siebten Woche im Jahreskreis
Hl. Gregor VII., Papst
Hl. Maria Magdalena von Pazzi OCarm
Hl. Beda Venerabilis, Kirchenlehrer

Dorit Wilke-Lopez

Mk 10,1-12
In jener Zeit kam Jesus nach Judäa und in das Gebiet jenseits des Jordan. Wieder versammelten sich viele Leute bei ihm, und er lehrte sie, wie er es gewohnt war. Da kamen Pharisäer zu ihm und fragten: Darf ein Mann seine Frau aus der Ehe entlassen? Damit wollten sie ihm eine Falle stellen. Er antwortete ihnen: Was hat euch Mose vorgeschrieben? Sie sagten: Mose hat erlaubt, eine Scheidungsurkunde auszustellen und die Frau aus der Ehe zu entlassen. Jesus entgegnete ihnen: Nur weil ihr so hartherzig seid, hat er euch dieses Gebot gegeben. Am Anfang der Schöpfung aber hat Gott sie als Mann und Frau geschaffen. Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und die zwei werden ein Fleisch sein. Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eins. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen. Zu Hause befragten ihn die Jünger noch einmal darüber. Er antwortete ihnen: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt und eine andere heiratet, begeht ihr gegenüber Ehebruch. Auch eine Frau begeht Ehebruch, wenn sie ihren Mann aus der Ehe entlässt und einen anderen heiratet.

Einführendes Gebet: Liebster Jesus, ich möchte jetzt den Jordan überqueren, meinen Alltag am anderen Ufer zurücklassen und mich ganz auf dich einlassen. Ich möchte dir zuhören und freue mich auf deine Erläuterungen darüber, wie du Liebe und Treue verstehst. Das ist ein wichtiges Thema, denn jeden Tag gehe ich mit anderen Personen um, die ich lieben soll und will.

Bitte: Nimm mein Herz aus Stein und schenke mir ein neues Herz aus Fleisch und Blut, das ohne Angst in dir ruhen darf.

1. Jenseits des Jordan. Jesus lehrt "jenseits" des Jordan. Jenseits des Jordan lag für das in der Wüste wandernde Volk Israel, das gelobte Land, in dem sie vor der Sklaverei Ägyptens in Sicherheit waren und unter Gottes Schutz leben durften. Das soll zeigen, dass das, was Jesus hier lehrt, den Menschen den Weg in das "neue" Reich weist, jenseits der Sklaverei des Bösen, in die Freiheit der Gotteskinder, in die neue Schöpfung, in eine Welt, die ganz nah am Herzschlag Gottes ist. Und der Herzschlag Gottes ist die Liebe.

2. Das eingemauerte Herz. Die Pharisäer sind der exemplarische Teil der noch nicht erlösten Menschheit - sie kommen von diesseits des Jordan. Sie sind noch nicht in dem neuen gelobten Land Christi angekommen. In ihrer Welt sind die Herzen verhärtet. Der göttliche Funke ist im Herzen eingemauert. Aus Angst, zu kurz zu kommen, zu wenig zu haben, übervorteilt zu werden, hatten die Menschen schon seit dem Sündenfall im Herzen vor Gott und dem Nächsten eine harte und kalte Mauer aus Misstrauen, Gier und Selbstbezogenheit hochgezogen. Die Pharisäer verbergen das lediglich und tarnen es durch ihre Gesetzestreue. Aber das Herz ist noch hart.

3. Mauern einreißen. Wozu führt die Herzenshärte? Sie behandelt Menschen als Wegwerfware. Wenn die Frau dem Mann nicht mehr passt, wird sie weggeworfen und umgekehrt. Die Herzenshärte ist wie eine Mauer und verhindert, dass der göttliche Funke der Liebe überspringt, den wir seit unserer Erschaffung im Herzen tragen. Ohne die Mauer leuchtet dieser Funke auf und erzeugt im Anderen Ehrfurcht und zärtliche Liebe, Liebe zu dieser kostbaren, einmaligen und unermesslich schönen und tiefen inneren Welt der anderen Person. Ich durfte das neulich in meiner Arbeit als Paartherapeutin bei einem Paar erleben: Beide wagten, sich einander völlig zu öffnen und ihre tiefsten Ängste vor Verletzung und Verlust offenzulegen, die ihren heftigen Konflikt speisten. Es entstand eine nahezu heilige Atmosphäre, die uns drei den Tränen nahebrachte. Das Paar konnte die Mauer im Schutz der Therapeutin einreißen. Wir Christen jenseits des Jordan, im neuen und gelobten Land des Reiches Christi, können die Mauer im Schutz unseres Herrn einreißen, denn er gibt unseren Herzen die nötige Sicherheit, dass wir keine Angst mehr haben müssen, denn wir ruhen in ihm.

Gespräch mit Christus: Herr, ich darf als dein Kind in deinem Schutz leben. Nichts soll mich ängstigen, nichts mich verstören. Alles geht vorüber. Du bist meine größte Liebe, und damit habe ich mir den Höchsten als Schutz erwählt, der immer genug Liebe für mich bereithält. Zeig mir die Mauern, Herr, die ich trotzdem noch hochziehe. Gib mir Mut, sie nach und nach mit deiner Hilfe einzureißen.

Möglicher Vorsatz: Vielleicht kann ich im nächsten Konflikt einmal meinen Ängsten nachspüren, jenen, die den Konflikt unterhalten, und diese dann in einem ehrlichen Gespräch vor Jesus hinlegen und ihm übergeben und mir bei ihm den nötigen Schutz holen, um der anderen Person vergeben zu können und die Versöhnung einzuleiten.

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