Tägliche Meditationen
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Freitag,
11. Dezember 2020

Leben in Fülle

Freitag der zweiten Woche im Advent
Hl. Damasus I., Papst

Felix Honekamp

Mt 11,16-19
In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge: Mit wem soll ich diese Generation vergleichen? Sie gleicht Kindern, die auf dem Marktplatz sitzen und anderen Kindern zurufen: Wir haben für euch auf der Flöte Hochzeitslieder gespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder gesungen, und ihr habt euch nicht an die Brust geschlagen. Johannes ist gekommen, er isst nicht und trinkt nicht, und sie sagen: Er ist von einem Dämon besessen. Der Menschensohn ist gekommen, er isst und trinkt; darauf sagen sie: Dieser Fresser und Säufer, dieser Freund der Zöllner und Sünder! Und doch hat die Weisheit durch die Taten, die sie bewirkt hat, Recht bekommen.

Einführendes Gebet: Herr, ich weiß, dass du immer bei mir bist, vor allem im Gebet, wenn ich mich an dich wende, oder wenn ich versuche, dich besser zu verstehen. Ich glaube, dass du mein Leben mit Güte und Barmherzigkeit siehst, und manchmal mit Mitleid. Ich hoffe, dass ich jeden Tag lerne, mehr auf deine Stimme zu hören, um dir nachzufolgen. Ich liebe dich, lehre mich, dich zu lieben, wie du mich liebst.

Bitte: Mein Herr und Gott, du bist auch für mich Sünder auf die Welt gekommen. Du willst, dass ich das Leben habe und es in Fülle habe. Danke für die vielen Geschenke, die du mir machst.

1. Besessen. Wenn wir im heutigen säkularen Sprachgebrauch von Besessenheit sprechen, dann ist gemeint, dass ein bestimmtes Thema einen (zu) hohen Stellenwert in unserem Leben einnimmt, zum Beispiel ein Hobby oder eine andere Person. Und auch mit dem geäußerten Vorwurf gegen Johannes ist etwas Ähnliches gemeint: Er hat sein Leben voll und ganz in den Dienst der Verkündigung Jesu gestellt. Nichts, jedenfalls nichts Weltliches, soll davon ablenken. Auch wenn diese Art von Besessenheit hier negativ gemeint gewesen ist: Bin ich ausreichend "besessen" von Gott? Steht er so im Mittelpunkt meines Lebens, dass andere sich darüber wundern?

2. Fresser und Säufer. Beim Lesen der Geschichte Jesu, finden wir immer wieder Beispiele dafür, wie er gefeiert hat. Mein Lieblingsbeispiel ist das von der Hochzeit zu Kana, wo er einer Hochzeitsgesellschaft, die die Weinvorräte schon vertilgt hatte, noch Unmengen an zusätzlichem und wirklich gutem Wein "spendierte". Dabei geht es natürlich nicht um ein sinnloses Betrinken, sondern darum, die Geschenke, die Gott mir auch in Speisen und Getränken macht, anzunehmen und zu genießen. Kann ich das? Oder beschleicht mich manchmal das Gefühl, jeder genossene Luxus sei eine Sünde?

3. Freund der Sünder. Vermutlich war die Bezeichnung "Freund der Zöllner und Sünder" für die Juden zu Jesu Zeiten eine der größten Beleidigungen. Dabei ist es doch tatsächlich eine Auszeichnung: Für genau diese Menschen, so sagt es Jesus selbst, ist er in die Welt gekommen: "Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. [...] Denn ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten." (vgl. Matthäus 9,12-13). Wenn Jesus so gehandelt hat, dann sollte auch ich das tun: Bin ich ein Freund der Sünder (nicht der Sünde)? Oder meide ich diejenigen, die meiner Meinung nach Gefahr laufen, das ewige Leben nicht zu erreichen?

Gespräch mit Christus: Mein Jesus, du bist ein Freund der Sünder ... und darum darf ich darauf vertrauen, dass du auch mein Freund bist, gerade dann, wenn ich falle. Ich kann darauf vertrauen, dass du mich auch dann nicht "links liegen" lässt, wenn ich mal wieder so gar nicht gut handle. Danke, dass du mein Freund bleibst.

Vorsatz: Welche meiner Sünden und Laster würde ich am liebsten vor Jesus verbergen, weil ich glaube, dass er sie kaum vergeben kann, mich ihretwegen weniger liebt? Ich bringe sie ganz bewusst im Gebet und dann in der Beichte vor Jesus und bespreche mit ihm, welches Bild er dabei von mir hat.

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