Tägliche Meditationen
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Donnerstag,
10. Dezember 2020

Echte Größe

Donnerstag der zweiten Woche im Advent

Felix Honekamp

Mt 11,7b.11-15
In jener Zeit begann Jesus zu der Menge über Johannes zu reden: Amen, das sage ich euch: Unter allen Menschen hat es keinen größeren gegeben als Johannes den Täufer; doch der Kleinste im Himmelreich ist größer als er. Seit den Tagen Johannes' des Täufers bis heute wird dem Himmelreich Gewalt angetan; die Gewalttätigen reißen es an sich. Denn bis hin zu Johannes haben alle Propheten und das Gesetz über diese Dinge geweissagt. Und wenn ihr es gelten lassen wollt: Ja, er ist Elija, der wiederkommen soll. Wer Ohren hat, der höre!

Einführendes Gebet: Herr, ich weiß, dass du immer bei mir bist, vor allem im Gebet, wenn ich mich an dich wende, oder wenn ich versuche, dich besser zu verstehen. Ich glaube, dass du mein Leben mit Güte und Barmherzigkeit siehst, und manchmal mit Mitleid. Ich hoffe, dass ich jeden Tag lerne, mehr auf deine Stimme zu hören, um dir nachzufolgen. Ich liebe dich, lehre mich, dich zu lieben, wie du mich liebst.

Bitte: Mein Herr und Gott, in Johannes dem Täufer und in vielen Heiligen schenkst du uns Vorbilder für unser Leben. Ihnen kann ich nacheifern ... solange mir klar ist, dass nur du Gott bist. Ich danke dir, dass du mich berufen hast, auch zu dir ins Himmelreich zu kommen. Danke für deine Gnade.

1. Der Größte. Jesus spricht hier scheinbar widersprüchlich über Johannes den Täufer. "Unter allen Menschen hat es keinen größeren gegeben" sagt er zunächst. Aber was macht die Größe des Johannes aus? Und muss ich genauso werden wie er, mich in die Wüste zurückziehen, mich in Kamelhaare kleiden und mich von wildem Honig ernähren? Die eigentliche Größe des Johannes besteht darin, dass er sich nicht selbst predigt, gar nicht selbst die Botschaft ist. Wie es auf einem Bild auf dem Isenheimer Altar dargestellt ist, verweist alles von ihm auf Jesus. Für mich bedeutet das, dass ich in jeder Kleidung, in jeder Lebenssituation, in jedem Stand Johannes nacheifern kann ... so lange mein Leben auf Jesus verweist. Und vielleicht fiele mir Letzteres sogar schwerer, als äußerlich so zu sein wie Johannes? Darum ist er der Größte.

2. Der Kleinste. "Der Kleinste im Himmelreich ist größer als er", sagt Jesus direkt im Anschluss. Ist das nicht ein Widerspruch? Johannes der Täufer war eben auch nur ein Mensch, Geschöpf Gottes. Abgesehen von Jesus selbst und Maria gab und gibt es keinen Menschen, der rein von Sünde ist, auch nicht Johannes. Im Himmelreich aber bin ich von meinen Sünden gereinigt. Dort kann ich Gott sehen, wie er ist, und alle Fragen und Zweifel, die auch Johannes beschleichen, sind dann beantwortet. Wie groß wird die Freude sein, wenn ich das Himmelreich erst erreicht habe.

3. Gewalt. "Dem Himmelreich wird Gewalt angetan" ist an dieser Stelle sicher ein Hinweis darauf, was mit Johannes passiert, was mit Jesus passieren wird, und was auch in unserer Zeit noch immer passiert: Jesu Verkündigung des Himmelreichs wird allzu oft nicht angenommen, sie wird abgelehnt oder so verfälscht, dass man die Botschaft leichter ertragen kann. Aber was das Himmelreich ist und wie ich es erreiche, erfahre ich nur durch das Leben Jesu, durch die Kirche, die Sakramente und das Gebet. Es gibt keinen "billigeren" Weg in den Himmel als den der Nachfolge. Aber bevor ich mit dem Finger auf andere zeige: Wo tue ich dem Himmelreich auf diese Art Gewalt an? Wo ertrage ich die gute Nachricht nicht?

Gespräch mit Christus: Mein Jesus, es fällt mir schwer, dem Beispiel des Johannes nachzueifern. Aber ich muss auch gar nicht genauso sein wie er, solange man in meinem Leben ein Spiegelbild von dir erkennen kann. Du hast einen speziellen Auftrag für mich; dem darf ich folgen, mit dem kann ich "groß" werden wie Johannes und dann, weil ich doch immer noch "klein" bin, mit deiner Gnade auch das Himmelreich erreichen.

Vorsatz: Erneut kann ich mich fragen: Welchen Auftrag erkenne ich in meinem Leben? Für heute? Für diesen Monat? ... Für mein Leben? Und ergänzend: Welchen Auftrag nehme ich nur ungern an? Warum?

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