Tägliche Meditationen
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Dienstag,
6. Juni 2023

Gott im Alltag entdecken

Dienstag der neunten Woche im Jahreskreis
Hl. Norbert von Xanten, Bischof, Ordensgründer (OPraem)

Michael Roidl

Mk 12,13-17
In jener Zeit wurden einige Pharisäer und einige Anhänger des Herodes zu Jesus geschickt, um ihn mit einer Frage in eine Falle zu locken. Sie kamen zu ihm und sagten: Meister, wir wissen, dass du immer die Wahrheit sagst und dabei auf niemand Rücksicht nimmst; denn du siehst nicht auf die Person, sondern lehrst wirklich den Weg Gottes. Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht? Sollen wir sie zahlen oder nicht zahlen? Er aber durchschaute ihre Heuchelei und sagte zu ihnen: Warum stellt ihr mir eine Falle? Bringt mir einen Denar, ich will ihn sehen. Man brachte ihm einen. Da fragte er sie: Wessen Bild und Aufschrift ist das? Sie antworteten ihm: Des Kaisers. Da sagte Jesus zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört! Und sie waren sehr erstaunt über ihn.

Einführendes Gebet: Jesus, deine Worte befolgend, suche ich die Zeit mit dir, um dir zu geben, was dir gehört: meine Liebe. Ich freue mich auf die gemeinsame Zeit im Gebet.

Bitte: Herr, lass mich ein guter Bürger deines Reiches sein.

1. Falsches Verständnis. Die Pharisäer sehen Jesus als einen Lehrer, der "nicht auf die Person" sieht, sondern nur "den Weg Gottes" lehrt. Meines Erachtens steckt darin eine grundsätzlich falsche Beobachtung. Denn Jesus ist eben nicht so wie die Pharisäer, dass er Regeln um der Regel Willen durchsetzt und dabei nicht das Wohl seiner Kinder im Blick hat. Er heilt am Sabbat. Wenn er die Wahrheit sagt und den Weg Gottes lehrt, dann immer mit dem Augenmerk auf das Wohl der Person vor ihm. Auch wir sind oft in der Position, Moral und Wahrheit gegenüber anderen Menschen zu vertreten. Fühlen wir uns den anderen überlegen und wollen Regeln einfach durchgesetzt sehen, oder sprechen wir die Wahrheit, weil uns das Wohl des anderen am Herzen liegt?

2. Die Balance. Jesus wird hier in einen Konflikt zwischen der materiellen und der geistlichen Welt hineingezogen. Erleben wir diesen Konflikt nicht täglich? Weltliche Anforderungen gegen geistliche Anforderungen? Wir sind zwar nicht von der Welt, leben aber nun mal in der Welt. Somit müssen wir eine Balance finden zwischen den Anforderungen, die unsere Gottesbeziehung und denen, die unser tägliches Leben an uns stellt. Jesus hat in den ersten 30 Jahren seines Lebens ein ganz schlichtes Arbeiterleben geführt und hat sich nicht "nur" dem Gebet gewidmet. So können auch wir die Balance finden, um unser tagtägliches Leben mit Gott zu führen und so "dem Kaiser zu geben, was dem Kaiser gehört" und "Gott zu geben, was Gott gehört".

3. Das Staunen wieder lernen. "Und sie waren sehr erstaunt über ihn". An dieser Stelle haben uns die Pharisäer vielleicht noch einiges voraus. Die meisten von uns werden dieses Evangelium und große Teile der Bibel schon oft gehört haben. Man gewöhnt sich an die Wundertaten Jesu, hat irgendwann sein definiertes Bild von ihm. Doch Gott kann von uns nicht endgültig definiert (bzw. eingegrenzt) werden. Er überschreitet diese selbstgebauten Grenzen immer wieder und überrascht uns mit einem neuen Wesenszug, der uns nie aufgefallen ist, mit einem neuen Wunder im Alltag, das wir nicht für möglich gehalten hätten, etc. Lernen wir wieder, über Gott zu staunen und halten wir Ausschau nach Gelegenheiten, uns von Gott überraschen zu lassen.

Gespräch mit Christus: Herr, du hast es geschafft, ein ganz normales und zugleich heiliges Leben zu führen. Hilf mir, mein tägliches Leben auf dich auszurichten und dir zu geben, was dir zusteht.

Vorsatz: Ich möchte am Morgen oder am Abend den Tag ganz bewusst in Gottes Hände legen und auch die weltlichen Anforderungen des Tages bewusst mit Gott bestreiten.

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