Tägliche Meditationen
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Freitag,
24. März 2023

Inkognito

Freitag der vierten Woche der Fastenzeit

P. Thomas Fox LC

Joh 7,1-2.10.25-30
In jener Zeit zog Jesus in Galiläa umher; denn er wollte sich nicht in Judäa aufhalten, weil die Juden darauf aus waren, ihn zu töten. Das Laubhüttenfest der Juden war nahe. Als seine Brüder zum Fest hinaufgegangen waren, zog auch er hinauf, jedoch nicht öffentlich, sondern heimlich. Da sagten einige Leute aus Jerusalem: Ist das nicht der, den sie töten wollen? Und doch redet er in aller Öffentlichkeit, und man lässt ihn gewähren. Sollte der Hohe Rat wirklich erkannt haben, dass er der Messias ist? Aber von dem hier wissen wir, woher er stammt; wenn jedoch der Messias kommt, weiß niemand, woher er stammt. Während Jesus im Tempel lehrte, rief er: Ihr kennt mich und wisst, woher ich bin; aber ich bin nicht in meinem eigenen Namen gekommen, sondern er, der mich gesandt hat, bürgt für die Wahrheit. Ihr kennt ihn nur nicht. Ich kenne ihn, weil ich von ihm komme und weil er mich gesandt hat. Da wollten sie ihn festnehmen; aber keiner wagte ihn anzufassen, denn seine Stunde war noch nicht gekommen.

Einführendes Gebet: Mein Herr. Manchmal möchte ich wie das Weizenkorn sein, das in die Erde fällt und stirbt, ohne dass jemand Notiz davon nimmt, will dir "inkognito" dienen, mich vor den Augen der Menschen verbergen, verschwinden. Aber es gibt dann auch die Momente des Zeuge-seins, vor denen ich nicht flüchten darf und wo dein Wort ausgesprochen und vorgelebt sein will.

Bitte: Mach mich sensibel für die Stimme deines Geistes, um zu bemerken, was jeweils deinem Willen entspricht: Zeugnis geben oder "inkognito" dienen.

1. Schicksalsgemeinschaft mit Jesus. Wenn man befürchten muss, dass echte Feindseligkeiten gegen einen ausbrechen, verhält man sich vorsichtig. Ich stelle mir deshalb vor, dass Jesus damals auf weniger bekannten Pfaden nach Jerusalem ging, sobald er unter Menschen geriet, sein Gesicht unter einer Kapuze verhüllte, und keinen Kontakt suchte, bis er im Tempel ankam. Im Einflussbereich derer, die ihn zum Volksfeind erklärt hatten, verhielt sich Jesus klug. Er vermied es, Aufsehen zu erregen und wartete einige Tage, bis das Fest schon ein gutes Stückweit seinen Lauf genommen hatte. Ihm lag nur daran: dass dem Wort Gottes keine Fessel auferlegt wird. Und so predigte er schließlich unerschrocken. Damit wollte er denen, die einmal in Schicksalsgemeinschaft mit ihm treten würden, ein Beispiel geben. Christen werden auch heute verfolgt. Wir brauchen nur eine Aussage zu machen, die nicht der "political correctness" entspricht, und wir bekommen es umgehend zu spüren. Jesus selbst hat es zuerst in aller Schärfe gespürt und kann uns die Angst davor nehmen.

2. Die Wahrheit als die Tür zum Haus, die man verfehlen kann. Jesu Auftreten im Tempel konnte nicht unbemerkt bleiben. Und da in ihm die Wahrheit sprach, entbrannte aufgrund ihrer für manches Ohr brisanten Aussagen ein Streit. Immer wieder wurde vom Hohen Rat und den Pharisäern die Frage nach der Abstammung gestellt, um Jesus vor dem Volk auf einfache Weise zu diskreditieren: "Lies doch nach: Der Prophet kommt nicht aus Galiläa" (Joh 7,52). Es war aber nur wahr, dass er den größten Teil seines Erdenlebens in Galiläa gelebt hatte. Überhaupt deckt die Frage nach seinem menschlichen Ursprung nur die halbe Wahrheit ab. Und über diese eine Hälfte hatte man sich nicht wirklich gut informiert. Die andere Hälfte hingegen, die göttliche, wollte man nicht wahrhaben. In der Beziehung zu Jesus kommt es aber darauf an, dass man offen für die ganze Wahrheit ist, gut recherchiert und sich für diese größere Wahrheit, die nicht wir "sind" oder "haben", auftut.

3. Und das Licht leuchtet in der Finsternis. Schon damals wollte man Jesus festnehmen, seine Lehre diskreditieren, auf keinen Fall zulassen, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Die Finsternis wollte sich schon immer des Lichtes bemächtigen und es in ihre Gewalt bringen. Es gelang ihr aber nicht: "Keiner wagte ihn anzufassen, denn seine Stunde war noch nicht gekommen." Und wir können uns fragen: Wo ist die Grenze, ab der wir uns nicht mehr im "Inkognito" aufhalten dürfen und es wagen sollten, offen Zeugnis abzulegen und Christus zu verkünden? Auf jeden Fall haben wir in den verschiedenen Umbrüchen, in denen sich Kirche und Welt befinden, die Chance, wieder zu einer Bekenner-Kirche zu werden, anstatt in der Bedeutungslosigkeit zu versinken.

Gespräch mit Christus: Herr, du hast gesagt: "Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt werdet." Gib uns wieder den Mut, den die Märtyrer und Bekenner der frühen Jahrhunderte im Herzen trugen. Stärke mich zum Zeugnis. Gib mir Geduld und Liebe, damit ich in jeder Not auf dich vertraue und mich als treu erweise. Nimm von mir jedes Anspruchsdenken und lass mich im Gegenwind meiner Alltagskämpfe geistig wachsen.

Vorsatz: Ich werde heute den Kreuzweg und dafür beten, dass das Zeugnis der Christen in der Welt authentisch ist.

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