Tägliche Meditationen
X

Sonntag,
11. August 2019

"Ekstase"

Neunzehnter Sonntag im Jahreskreis
Hl. Klara von Assisi

P. Thomas Fox LC

Lk 12,32-48
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn euer Vater hat beschlossen, euch das Reich zu geben. Verkauft eure Habe, und gebt den Erlös den Armen! Macht euch Geldbeutel, die nicht zerreißen. Verschafft euch einen Schatz, der nicht abnimmt, droben im Himmel, wo kein Dieb ihn findet und keine Motte ihn frisst. Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz. Legt euren Gürtel nicht ab, und lasst eure Lampen brennen! Seid wie Menschen, die auf die Rückkehr ihres Herrn warten, der auf einer Hochzeit ist, und die ihm öffnen, sobald er kommt und anklopft. Selig die Knechte, die der Herr wach findet, wenn er kommt! Amen, ich sage euch: Er wird sich gürten, sie am Tisch Platz nehmen lassen und sie der Reihe nach bedienen. Und kommt er erst in der zweiten oder dritten Nachtwache und findet sie wach - selig sind sie. Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, in welcher Stunde der Dieb kommt, so würde er verhindern, dass man in sein Haus einbricht. Haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet. Da sagte Petrus: Herr, meinst du mit diesem Gleichnis nur uns oder auch all die anderen? Der Herr antwortete: Wer ist denn der treue und kluge Verwalter, den der Herr einsetzen wird, damit er seinem Gesinde zur rechten Zeit die Nahrung zuteilt? Selig der Knecht, den der Herr damit beschäftigt findet, wenn er kommt! Wahrhaftig, das sage ich euch: Er wird ihn zum Verwalter seines ganzen Vermögens machen. Wenn aber der Knecht denkt: Mein Herr kommt noch lange nicht zurück!, und anfängt, die Knechte und Mägde zu schlagen; wenn er isst und trinkt und sich berauscht, dann wird der Herr an einem Tag kommen, an dem der Knecht es nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt; und der Herr wird ihn in Stücke hauen und ihm seinen Platz unter den Ungläubigen zuweisen. Der Knecht, der den Willen seines Herrn kennt, sich aber nicht darum kümmert und nicht danach handelt, der wird viele Schläge bekommen. Wer aber, ohne den Willen des Herrn zu kennen, etwas tut, was Schläge verdient, der wird wenig Schläge bekommen. Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel zurückgefordert werden, und wem man viel anvertraut hat, von dem wird man umso mehr verlangen.

Einführendes Gebet: Herr, du bist der gute geistige Brandstifter! Du gibst Frieden und Sicherheit, doch dein Wort brennt wie Feuer! Wenn ich doch nur immer fähig wäre, es ganz ernst zu nehmen, es ganz zu leben… Wieder einmal lädst du mich ein, gemeinsam mit dir auf volles Risiko zu gehen und meinen Glauben wahrhaft zu leben. Du willst nicht, dass ich mich auf Erden installiere. Zu Höherem hast du mich berufen. So möchte ich jetzt allem bloß weltlichen Streben entsagen und bei dir sein. Hole mich heraus aus der Welt, in die Ekstase!

Bitte: Mach mich heute betroffen durch dein Wort, Herr!

1. Der Flug der Seele, oft behindert durch Weltlichkeit. Unglaublich, wie entwaffnend der Herr in seinen Worten ist! Wie oft ertappe ich mich dabei, im Alltag in mir Herzensregungen wahrzunehmen, die mich konsequent schlussfolgern lassen müssten: "Der Schatz, den du suchst, ist ja ein irdischer! Denn: Sind Ungeduld und Ärger, Unruhe und Verwirrtheit nicht Anzeichen für meinen schwachen, noch viel zu sehr mit den Dingen dieser Welt verwobenen Geist?" Und ich denke: "Wenn du wirklich ganz damit beschäftigt wärst, dir Schätze für den Himmel zu verschaffen, würde das alles den Flug deiner Seele, die Ekstase, nicht verhindern, sondern tragen und vermehren." Ja, immer wieder müssen wir aller Weltlichkeit entsagen und uns vom Herrn ergreifen lassen!

2. Der Herr hat uns herausgeholt. Herr, seitdem du – der Himmel – zur Erde herabgestiegen bist, ist alles anders geworden: In deiner Liebe hast du mich ergriffen und herausgeholt aus allen sonst so vereinnahmenden Bezügen dieser Welt, hast meinen Schatz in den Himmel verlegt und bewirkt, dass ich gar nicht mehr anders leben kann als dieser Welt in gewisser Weise "entfremdet", als "Wächter", der die Zukunft erwartet, die du allein uns bringst. Nun ist mein Geist schon dort anwesend, in der Zukunft. Und das nimmt mir nicht die Aufmerksamkeit für diese Welt! Im Gegenteil, es bringt meine Lampe zum Brennen, verhindert, dass ich meinen Gürtel ablege und mich hier zur Ruhe bette.

3. Es immer wieder wagen, mich herausholen zu lassen. Man muss in seinem Alltag kontinuierlich Glaubensakte säen. Ansonsten überspülen einen die Wogen der Weltlichkeit und lassen den Glaubensgeist untergehen. O, wenn wir doch lernen würden, zu glauben! Übernatürlich zu glauben, an die Zukunft, die doch schon fast vor der Türe steht! Dann wohnte unser Herz schon jetzt im Himmel, wir würden "wach" sein, "kluge Verwalter", solche, die die Knechte und Mägde des Herrn bedienen. Wir würden in einer ständigen "Ekstase" stehen, die alles andere als betäubend ist. Denn nur der Ungeist betäubt. Erinnern wir uns an die Worte des Hebräerbriefs (11,6): "Ohne Glauben aber ist es unmöglich, Gott zu gefallen; denn wer zu Gott kommen will, muss glauben, dass er ist und dass er denen, die ihn suchen, ihren Lohn geben wird." Schauen wir also mit der ganzen Spannung unseres Geistes auf den "Urheber und Vollender unseres Glaubens", Christus (Hebr 12,2)! Das hebt uns heraus.

Gespräch mit Christus: Herr, es wäre schrecklich, wenn ich meinen Schatz hier auf Erden hätte, dich aber, das wahre Gut, dafür ignorieren und deine Gegenwart unter uns mit Undank lohnen würde. Wie viele Menschen gehen aus tiefer Unkenntnis und Verfangenheit in der Welt achselzuckend an dir vorbei, sei es an der Eucharistie, sei es an der Wahrheit deiner Lehre, sei es an deinem Ebenbild, dem leidenden Menschen! Gib dich mir, uns, allen Menschen, rechtzeitig zu erkennen!

Vorsatz: Ich denke über die Vergänglichkeit der Dinge dieser Welt nach und suche mein Herz im wahren Gut zu verankern. Dazu bete ich einen Moment in Stille und verstreue solche Momente über meinen heutigen Tag.

Archiv

Tägliche Meditationen