Tägliche Meditationen
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Sonntag,
29. Oktober 2006

Die sanfte Gnade Gottes

Dreißigster Sonntag im Jahreskreis

P. Michael Sliney LC

Mk 10,46-52
Sie kamen nach Jericho. Als er mit seinen Jüngern und einer großen Menschenmenge Jericho wieder verließ, saß an der Straße ein blinder Bettler, Bartimäus, der Sohn des Timäus. Sobald er hörte, dass es Jesus von Nazaret war, rief er laut: Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir! Viele wurden ärgerlich und befahlen ihm zu schweigen. Er aber schrie noch viel lauter: Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir! Jesus blieb stehen und sagte: Ruft ihn her! Sie riefen den Blinden und sagten zu ihm: Hab nur Mut, steh auf, er ruft dich. Da warf er seinen Mantel weg, sprang auf und lief auf Jesus zu. Und Jesus fragte ihn: Was soll ich dir tun? Der Blinde antwortete: Rabbuni, ich möchte wieder sehen können. Da sagte Jesus zu ihm: Geh! Dein Glaube hat dir geholfen. Im gleichen Augenblick konnte er wieder sehen, und er folgte Jesus auf seinem Weg.

Einführendes Gebet:   Jesus, ich danke dir so sehr, dass ich diese Zeit mit dir verbringen darf. Der Sonntag ist ein besonderer Tag des Gebetes. Demütig möchte ich mich in deine Gegenwart begeben und Maria bitten, sie möge mir helfen, dass ich offen für deine Eingebungen bin.

Bitte:  Jesus Christus, du kennst meine Schwächen und Fehler. Gewähre mir das Geschenk des Glaubens und hilf mir, über den Problemen und Versuchungen zu stehen, die mich heute bedrängen werden.

1.   Christus anwortet immer in irgendeiner Weise auf unsere Bitten.   Zu Zeiten Jesu war es eine hoffnungslose Situation, blind zu sein. Auf der einen Seite gab es nicht viel Technologie oder Hilfe für behinderte Menschen. Daher hatten sie keine Arbeit oder sonstige Möglichkeiten, ihren Unterhalt zu bestreiten. Sie waren von der Großzügigkeit anderer abhängig. Auf der anderen Seite - gemäß der jüdischen Mentalität ‐ wurden Krankheiten und körperliche Behinderungen als Bestrafung Gottes für unsere Sünden gesehen. Daher fragten die Jünger Christus, „Rabbi, wer hat gesündigt? Er selbst? Oder haben seine Eltern gesündigt, sodass er blind geboren wurde?” (Joh 9,2)? Wer würde einem Sünder helfen wollen? Hier haben wir einen Menschen, der großer Hilfe bedarf. In welcher Hinsicht bin auch ich auf Gottes Hilfe angewiesen? Wir brauchen Gott für alles, so wie Jesus sagte, „denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen” (Joh 15,5).

2.   „Jesus, hilf mir!”   Papst Benedikt ermutigt uns, auf das barmherzige Herz des Herrn zu blicken, „In unseren Schwierigkeiten, Problemen und Versuchungen dürfen wir nicht bloß eine theoretische Überlegung anstellen ‐ woher kommen sie? ‐, sondern müssen positiv reagieren: den Herrn anrufen, den lebendigen Kontakt zum Herrn halten. Ja, wir müssen laut den Namen Jesu rufen: »Jesus, hilf mir!« Und wir sind gewiß, daß er uns hört, weil er dem nahe ist, der ihn sucht. Lassen wir uns nicht entmutigen, sondern laufen wir mit Eifer ‐ wie dieser Mönch sagt ‐, dann werden auch wir das Ziel des Lebens, Jesus, den Herrn, erreichen. (Generalaudienz, 8. Februar 2006).

3.   Das Geschenk des Glaubens.   Der Glaube des blinden Bettlers war es, der es Christus ermöglichte, ihn zu heilen. Glaube ist nicht etwas, was wir erwerben können, durch Willenskraft erlangen oder mit reiner Anstrengung erhalten. Glaube ist ein Geschenk. Dieses Geschenk muss im demütigen und beständigen Gebet erfragt werden. Wir alle haben dieses Geschenk durch unsere Taufe erhalten, aber es ist ein Geschenk, das wachsen muss. „Herr, vermehre meinen Glauben!”

Gespräch mit Christus:  Danke, Herr! So wie du dem Bartimaeus das Augenlicht zurückgabst, so hast du auch mich mit so vielen Gnaden und mit deiner Gunst überhäuft, angefangen mit dem unbeschreiblich großen Geschenk meines katholischen Glaubens. Du bist mir so oft entgegengekommen. Von ganzem Herzen danke ich dir für so viel Liebe.

Vorsatz:   Ich möchte mit Ausdauer und Vertrauen jene Tugenden erbeten, die ich am meisten brauche. Besonders möchte ich um das Geschenk des Glaubens beten, Christus in meinem täglichen Leben wirken sehen zu dürfen.

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