Tägliche Meditationen
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Sonntag,
30. April 2017

Wenn der Glaube wankt

Dritter Sonntag in der Osterzeit

Br. Gabriel Wendt LC

Joh 21,1-14
In jener Zeit offenbarte sich Jesus den Jüngern noch einmal. Es war am See von Tiberias, und er offenbarte sich in folgender Weise. Simon Petrus, Thomas, genannt Didymus - Zwilling -, Natanaël aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und zwei andere von seinen Jüngern waren zusammen. Simon Petrus sagte zu ihnen: Ich gehe fischen. Sie sagten zu ihm: Wir kommen auch mit. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot. Aber in dieser Nacht fingen sie nichts. Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war. Jesus sagte zu ihnen: Meine Kinder, habt ihr nicht etwas zu essen? Sie antworteten ihm: Nein. Er aber sagte zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus, und ihr werdet etwas fangen. Sie warfen das Netz aus und konnten es nicht wieder einholen, so voller Fische war es. Da sagte der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr sei, gürtete er sich das Obergewand um, weil er nackt war, und sprang in den See. Dann kamen die anderen Jünger mit dem Boot - sie waren nämlich nicht weit vom Land entfernt, nur etwa zweihundert Ellen - und zogen das Netz mit den Fischen hinter sich her. Als sie an Land gingen, sahen sie am Boden ein Kohlenfeuer und darauf Fisch und Brot. Jesus sagte zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt. Da ging Simon Petrus und zog das Netz an Land. Es war mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen gefüllt, und obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht. Jesus sagte zu ihnen: Kommt her und esst! Keiner von den Jüngern wagte ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war. Jesus trat heran, nahm das Brot und gab es ihnen, ebenso den Fisch. Dies war schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, seit er von den Toten auferstanden war.

Einführendes Gebet: Dreifaltiger Gott, ich preise dich und möchte dir in diesem Gebet näherkommen. Höre auf meine kleinen Worte und blicke auf mein kleines Herz, du mein Schöpfer, mein Gott, mein Erlöser.

Bitte: Herr Jesus Christus, du bist deinen Jüngern am Morgen unerwartet begegnet. Blicke auf mein Gebet und schenke auch mir eine erneuerte Glaubenserfahrung.

1. Wissen oder Glauben? Der Evangelist betont in der Textstelle zweimal, dass diese Erscheinung des Auferstandenen nicht die erste war. Die Jünger wussten also bereits, dass Jesus lebt. Dennoch herrscht in der kleinen Schar, unter Petrus und den Jüngern, die ihn beim Fischen begleiten, eine gedrückte Stimmung; fast so, als ob der Effekt des Ostermorgens in ihnen bereits wieder verflogen wäre. Wir meinen oft, zum Glauben gehöre der Zweifel dazu, und dass wir deshalb glauben müssen, weil uns eben die Gewissheit fehlt; wir meinen, glauben müsse jener, der nicht weiß. Wer hingegen wisse, der müsse nicht mehr glauben. Doch den Jüngern fehlt an jenem Morgen in ihrer Bedrücktheit im Fischerboot auf dem See von Tiberias nicht das Wissen um Jesu Auferstehung; es mangelt der Glaube daran.

2. Wo es um Glauben geht. Auf das, was bloße Information ist, kann kein Mensch sein Leben bauen. Informationen sind nützlich, ja wesentlich für unser Leben. Doch die grundlegenden Dinge wollen nicht nur gewusst, sondern erfahren werden. Deshalb ist Glaube nicht bloßer Ersatz für Wissen, also gewissermaßen eine Notlösung, sondern vielmehr Grundlage für eine unerhörte Vertiefung des Wissens. Die Jünger wussten bereits Bescheid, aber ihr Glaube war noch schwach. Um Christus nachzufolgen, brauchten sie aber eben diese Glaubenstiefe. Beim Christsein geht es ums Glauben! Und ein Christ, dessen Glauben an Lebendigkeit verliert, wird so bedrückt und unsicher wie die Jünger in jener Nacht.

3. Wie Glaube wächst und gedeiht. "Es ist der Herr," schallt es am Morgen in die beklommene Runde hinein. Mit einem Schlag ändert sich die Stimmungslage im Boot! Diese Wendung liegt nicht nur daran, dass der geliebte Meister am Ufer ausgemacht wird und damit eine neue Information vorliegt. Vielmehr wacht in dieser Erkenntnis in den Jüngern über eine rein "spekulative" österliche Freude hinaus jene Kraft wieder auf, ohne die das christliche Leben bei aller Theorie mühsam und trocken bleibt: der Glaube. Die Euphorie, mit der Petrus ins Wasser springt, erinnert an seine große Glaubenserfahrung, also an seinen Gang über das Wasser. Der Glaube ist fester Grund unter den Füßen des Geistes. In beiden Fällen – beim Gang über die Wellen mitten auf dem See und bei diesem euphorischen Durchqueren des Ufergewässers – ist der feste Grund für seinen Geist die persönliche Erfahrung Christi, den er vor sich hat. Glaube gedeiht da, wo wir Christus begegnen.

Gespräch mit Christus: Christus, du bist der Herr. Bitte stärke meinen Glauben und hilf mir, ihn frisch zu erhalten. Häufig lasse ich den Glauben, den du mir schenkst, eintrocknen. Bitte sei jeden Morgen bei mir, damit ich dich jeden Morgen neu erfahre und so jeden Tag deine Frohe Botschaft verkünden kann; nicht als bloße Information, sondern als frische Glaubenserfahrung.

Möglicher Vorsatz: Glaube entspringt und gedeiht durch Erfahrung. Die Erfahrung muss frisch bleiben und wiederholt werden. Christus hat uns in der Kirche Mittel geschenkt, um so im Glauben zu wachsen und zu gedeihen. Ich möchte das Gebet der Kirche, die Sakramente und die kirchliche Gemeinschaft in diesem Licht sehen und leben.

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