Tägliche Meditationen
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Samstag,
6. Mai 2017

Und wenn Jesus mehr von mir will?

Samstag in der dritten Woche der Osterzeit
Hl. Britto von Trier, Bischof
Hl. Antonia, Märtyrerin
Hl. Gundula, Märtyrerin

Br. Gabriel Wendt LC

Joh 6,60-69
In jener Zeit sagten viele der Jünger Jesu, die ihm zuhörten: Was er sagt, ist unerträglich. Wer kann das anhören? Jesus erkannte, dass seine Jünger darüber murrten, und fragte sie: Daran nehmt ihr Anstoß? Was werdet ihr sagen, wenn ihr den Menschensohn hinaufsteigen seht, dorthin, wo er vorher war? Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben. Aber es gibt unter euch einige, die nicht glauben. Jesus wusste nämlich von Anfang an, welche es waren, die nicht glaubten, und wer ihn verraten würde. Und er sagte: Deshalb habe ich zu euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, wenn es ihm nicht vom Vater gegeben ist. Daraufhin zogen sich viele Jünger zurück und wanderten nicht mehr mit ihm umher. Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt auch ihr weggehen? Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes.

Einführendes Gebet: Ehre sei dem Vater. Ehre sei dem Sohn. Ehre sei dem Heiligen Geist. Ich lobe dich, ich bete dich an. Komm, o Gott, und besuche mich in meinem Gebet.

Bitte: In einem Moment der Stille bitte ich dich, o Gott: schenke mir deine Gnade und deine Liebe. Das genügt mir.

1. Ganz oder gar nicht. "Daraufhin zogen sich viele Jünger zurück." Jesus hatte sehr offen zu seinen Zuhörern gesprochen. Ausgehend von der anfänglichen Begeisterung, die die Menge für diesen Wundertäter empfand, offenbarte er ihnen, wer er wirklich ist: Sohn Gottes, Quelle des wahren Lebens, Weg zum Vater und Brot, das Heil schenkt. Angesichts dieser Offenbarung kann man sich auf vielerlei Weise von Jesus distanzieren: ganz offen oder unmerklich im Inneren. Vor diesem Jesus ist eine halbe Zustimmung nicht möglich. Entweder ich glaube an seine Gottheit oder nicht. Wenn ja, dann muss ich ihm auch alles glauben und mein Leben nach ihm ausrichten. Das kann man letztlich nicht bloß dem äußeren Anschein nach tun. Denn wer sich auf Jesus einlässt, an dessen Herz klopft früher oder später die Einladung, einen Schritt ins Ungewisse zu gehen; einen Schritt in die Tiefe des inneren Lebens.

2. Der Schritt ins Ungewisse. Natürlich ist eine solche kompromisslose Nachfolge alles andere als einfach. Jeder Jünger wird immer wieder straucheln. Doch entscheidend ist erstens die Einsicht, dass Jesus zu einer solchen Nachfolge ruft; und zweitens der Entschluss, es zu wagen. Beides, Einsicht und Entschluss, klingen in Petri Worten an: "Zu wem (sonst) sollen wir gehen?" Petrus hat die entwaffnende Offenbarung angenommen: Hier spricht Gott und er will mir den Weg weisen. Wer könnte dies besser als er? Wie könnte man meinen, es selbst besser zu wissen? Petrus überwindet sich und geht den Glaubensschritt ins Ungewisse, weil er vertraut, dass Jesus sein Bestes will.

3. Mystik oder: Der Schritt in die Tiefe. Diese Erkenntnis ist nichts anderes als die Umkehr jenes Schrittes, der einst im Buch Genesis zur Sünde geführt hatte: Nämlich zu meinen, den Weg zum eigenen Glück besser beurteilen zu können als Gott. Dass in Petrus dieser Glauben aufkeimt, obwohl Jesu Offenbarung so schwer zu verarbeiten war, ist ein Zeichen für das Wirken von "Geist und Leben" in ihm. Aus eigener Kraft könnte er dies nicht leisten. Er traut sich, Gott das Kommando in seinem Leben zu überlassen. Das ist der Beginn des vertieften inneren Lebens – mit Worten der geistlichen Lehrer, kein Schritt der Askese, sondern der Mystik. Es ist der Weg einer wahren Spiritualität, welcher allen Christen offensteht. Denn dazu ruft Gott jeden Getauften. "Niemand kann zu mir kommen, wenn es ihm nicht vom Vater gegeben ist."

Gespräch mit Christus: Vater, öffne mir die Tür zu einem vertieften inneren Leben. Erwecke in mir Geist und Leben, damit Jesu Worte in mir die Antwort Petri hervorrufen: Herr, zu wem sonst sollte ich gehen? Bei wem sonst mein Glück suchen? Du bist mein Gott und ich erhoffe alles von dir.

Möglicher Vorsatz: Ich nehme mir vor, kleine "Petrus-Schritte" zu gehen, indem ich Gott zu-traue, dass er mich zum Guten führt, wenn ich ihm folge.

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