Tägliche Meditationen
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Samstag,
3. November 2007

Freund, rück weiter hinauf

Samstag der dreißigsten Woche im Jahreskreis

P. James Swanson LC

Lk 14,1,7-11
Als Jesus an einem Sabbat in das Haus eines führenden Pharisäers zum Essen kam, beobachtete man ihn genau. Als er bemerkte, wie sich die Gäste die Ehrenplätze aussuchten, nahm er das zum Anlass, ihnen eine Lehre zu erteilen. Er sagte zu ihnen: Wenn du zu einer Hochzeit eingeladen bist, such dir nicht den Ehrenplatz aus. Denn es könnte ein anderer eingeladen sein, der vornehmer ist als du, und dann würde der Gastgeber, der dich und ihn eingeladen hat, kommen und zu dir sagen: Mach diesem hier Platz! Du aber wärst beschämt und müsstest den untersten Platz einnehmen. Wenn du also eingeladen bist, setz dich lieber, wenn du hinkommst, auf den untersten Platz; dann wird der Gastgeber zu dir kommen und sagen: Mein Freund, rück weiter hinauf! Das wird für dich eine Ehre sein vor allen anderen Gästen. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.

Einführendes Gebet:   Herr, hilf mir gut zu beten, damit ich immer mehr so werde, wie du mich willst. Allein durch tiefen und innigen Kontakt mit dir kann ich das Bild der Person, zu der du mich gestalten willst, sehen und die Gnaden erhalten, die für meine Wandlung notwendig sind.

Bitte:  Herr, hilf mir, meine Selbstsucht mit Liebe, meinen Stolz mit Demut und meine Unsicherheit mit Vertrauen in dich zu ersetzen.

1. Ich möchte alles über mich wissen. Früher oder später macht jeder einmal die unangenehme Erfahrung, mit jemandem zusammen zu sein, der immer nur an sich selbst denkt. Vielleicht tun wir das selbst, ohne zu merken, wie das den Menschen um uns herum missfällt. Nehmen wir einen Mann, sonst der Netteste der Welt, der ständig über sich selbst spricht. Er ist sich selbst sein Lieblingsobjekt. Es ist unmöglich, mit ihm beim Kaffee oder sonst einer Gelegenheit zusammen zu sitzen, ohne von seinen letzten Errungenschaften zu hören, oder über seine Meinungen zu diesem oder jenem Thema. Wenn man ihn fragen würde, ob er mehr als andere über sich selbst spricht, würde er sagen, dass er nicht mehr als andere über sich selbst spricht. Anstatt die Menschen, die um ihn herum sind, glücklich zu machen, vermiest sein Hauptfehler alle Beziehungen.

2. Wer nimmt den ersten Platz in unserem Herzen ein? Manchmal begegnen wir aber auch Menschen, die nicht sich selbst beweihräuchern. Sie scheinen nur für andere zu leben. Wir nehmen sie nicht immer wahr, wenn sie um uns herum sind, wir nehmen aber die Auswirkungen wahr. Alle sind glücklicher. Es gibt weniger Unruhe. Die Menschen scheinen weniger besorgt zu sein. Diese Leute sind wie Schmierfett für die Räder. Wenn wir Hilfe brauchen, sind sie da, ohne dass wir sie bitten müssen. Ihre Hilfe und Freundschaft sind selbstverständlich. Wir können auf sie zählen. Sie sind in der Lage, die Menschen um sie herum so zu fördern, dass alles effektiver vorangeht. Alle mögen sie. Sie sind vielleicht nicht immer die größte Persönlichkeit oder sind nicht immer die geselligsten Menschen, aber das stört niemanden. Ihre Güte ist ausstrahlend. Während sie bescheiden und unwichtig zu sein scheinen, werden sie von allen in höchsten Tönen gelobt. Ohne es zu merken, nehmen sie in den Herzen vieler einen sehr hohen Platz ein.

3. Wächst mein Ehrgeiz oder meine Liebe? Was bin ich für ein Mensch? Fördere ich nur mich selbst? Oder tue ich, was ich kann, wann immer ich kann, um anderen zu helfen und sie glücklich zu machen? Das ist der Weg zu echter Erfüllung. Außerdem sagt Jesus, dass diejenigen, die die Ersten sein wollen, die Letzten sein werden, die allen dienen müssen. Bedeutet das, dass Jesus damit sagen will, dass ich dienen muss, um den ersten Platz zu bekommen? Keineswegs. Jesus geht es nicht darum, dass wir unseren Ehrgeiz stillen können. Er sagt uns, wie wir in seinem Herzen den ersten Platz gewinnen können, ja sogar in den Herzen der anderen. Wenn wir den ersten Platz im Herzen Jesu gewinnen wollen, dann müssen wir allen anderen dienen. Mehr noch, wenn wir die Demut haben, anderen zu dienen, werden wir auch im Herzen der anderen einen hohen Platz einnehmen. Wenn wir einen niedrigen Platz einnehmen, werden sie uns immer weiter hinauf rücken.

Gespräch mit Christus:  Liebster Jesus, ich diene oft mir selbst und meinem Ehrgeiz, du aber willst, dass ich den Wunsch habe, anderen zu dienen. Hilf mir mehr auf das zu achten, was wirklich zählt ‐ zu lieben ‐ als auf weltliche Ehrenpreise, die nur meine Selbstsucht befriedigen wollen. Wenn ich nur ein Zehntel der Zeit, die ich mit Selbsthuldigungen verbringe, dafür verwenden würde, anderen zu dienen, würde es um mich viel besser stehen.

Vorsatz:   Heute will ich jemandem einen Dienst erweisen ‐ wenn möglich, ohne dass er oder sie das merkt. Das sind die Taten, die am tiefsten die Liebe zum Ausdruck bringen. Denken wir daran, dass immer dann, wenn wir für unser Tun etwas bekommen wollen, und sei es auch nur Dank, das nicht mehr Liebe ist, sondern Geschäft.

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