Tägliche Meditationen
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Dienstag,
13. November 2007

Wir tun Gott keinen Gefallen

Dienstag der zweiunddreißigsten Woche im Jahreskreis

P. Cliff Ermatinger LC

Lk 17,7-10
Jesus sagte zu seinen Jüngern: Wenn einer von euch einen Sklaven hat, der pflügt oder das Vieh hütet, wird er etwa zu ihm, wenn er vom Feld kommt, sagen: Nimm gleich Platz zum Essen? Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Mach mir etwas zu essen, gürte dich, und bediene mich; wenn ich gegessen und getrunken habe, kannst auch du essen und trinken. Bedankt er sich etwa bei dem Sklaven, weil er getan hat, was ihm befohlen wurde? So soll es auch bei euch sein: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.

Einführendes Gebet:   Mein Herr, ich liebe dich, weil du die Liebe selbst bist. Vergib alles in mir, das nicht von deiner Liebe kommt und das deine Liebe nicht ausstrahlt. Ich kann nur so werden, wie du mich haben willst, wenn ich dir erlaube, in mir zu handeln.

Bitte:  Herr, befreie mich von mir selbst und erfülle mich mit deiner Gegenwart, so dass ich deinen Willen aus Liebe zu dir ausführen möge.

1. Wessen Härte? Christi Worte hören sich für uns, die wir nur die Demokratie kennen, viellecht fremd an. Der Mensch, den unser Herr beschreibt, ist nicht jemand, den wir gewählt hätten. In der Tat haben wir ihn nicht gewählt. Unsere Reaktion auf die Härte in diesem Evangelium macht unsere persönliche Abgestumpftheit gegenüber Gott sichtbar. Wie könnten wir es wagen, Gottes Handlungen und Motive aus unserer Sicht in Frage zu stellen? Leider ist dies ein weitverbreitetes Phänomen. Wir akzeptieren uns, so wie wir gerade sind; wir überlassen es den jeweiligen Verhältnissen, Grundsätze zu formulieren; wir wenden weltliche Maßstäbe auf das Evangelium an. Von dem Zeitpunkt an, an dem wir beginnen, Gott in unsere eigenen Muster hineinzuzwängen, verletzen wir in Wirklichkeit unsere Beziehung zu ihm und zeigen, dass sie nicht in Ordnung ist. Es ist ein gefährliches Unterfangen für uns, Gott auf die Anklagebank zu setzen und über ihn zu urteilen.

2. Pflichtschuldigkeit. Unser Herr spricht von Pflicht. Dieser Begriff hat in letzter Zeit stark gelitten. Aber das Evangelium hält trotzdem daran fest, und Pflichten binden weiterhin, ungeachtet dessen, wie unpopulär deren Bindung ist. Unzufriedenheit mit unseren alltäglichen Pflichten kann ein Zeichen ungesunden Strebens oder Trägheit sein. Aber es ist die Aufgabe der Christen, mit einer bequemen Sicht ihrer Pflichten unzufrieden zu sein. Dies ist die Botschaft des heutigen Evangeliums: es abzulehnen, sich mit einer bequemen Sicht des Daseins und allem, was dazu gehört, zufriedenzugeben. Es gibt einen Unterschied zwischen weltlichem Streben und dem Streben nach dem Himmel. Himmlisches Streben drängt uns, uns über das Weltliche um uns herum zu erheben. Wir wollen also weiterhin gewissenhaft bleiben.

3. Gott tut uns einen Gefallen. Worüber unser Herr auch spricht, das ist klar: Gott tut seinen Willen kund. Er offenbart ihn seinen geliebten Kindern. Gegründet auf unserem liebevollen Gehorsam, der durch seine Gnade ermöglicht wurde, lädt er uns zur Gemeinschaft mit ihm ein. Es ist das größte Geschenk, an seinem Heilsplan mitwirken zu dürfen und helfen zu dürfen, dass sein Willen verwirklicht wird. Was ist das für ein Privileg, Gottes Willen zu kennen! Und was für eine Ehre, eingeladen zu sein, ihn zu erfüllen! Wir tun aber Gott keinen Gefallen, wenn wir seinen Willen erfüllen. Im Gegenteil, Gott tut uns einen Gefallen, indem er uns seinen Willen mitteilt und uns erlaubt, ihn zu erfüllen. Der heilige Pater Pio aus Pietrelcina sagte: „Gott zu gehorchen ist meine größte Ehre”.

Gespräch mit Christus:  Herr, du brauchst meinen Gehorsam nicht. Ich aber brauche ihn. Du willst, dass ich gehorsam bin, damit ich Gemeinschaft mit dir haben kann. Aber es ist nicht genug, dir einfach nur zu gehorchen. Du wünschst dir meinen Gehorsam aus Liebe. Dies ist dein Gebot: „Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe” (Joh 15,10). Hilf mir, in deiner Liebe zu bleiben.

Vorsatz:   Ich werde mir heute Zeit nehmen, um zu überlegen, wie meine Arbeit, mein Studium, mein Familienleben und meine Beziehungen nicht nur von Gottes Willen geleitet werden müssen, sondern auch Gottes Willen widerspiegeln sollen.

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