Tägliche Meditationen
X

Freitag,
2. September 2016

Jesus Christus, Bräutigam meiner Seele

Freitag der Zweiundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Ingrid OP, Priorin
Hl. Apollinaris Morel OFMCap, Märtyrer
Hl. Franz Urban, Märtyrer

Angelika Knauf

Lk 5,33-39
In jener Zeit sagten die Pharisäer und Schriftgelehrten zu Jesus: Die Jünger des Johannes fasten und beten viel, ebenso die Jünger der Pharisäer; deine Jünger aber essen und trinken. Jesus erwiderte ihnen: Könnt ihr denn die Hochzeitsgäste fasten lassen, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein; in jenen Tagen werden sie fasten. Und er erzählte ihnen auch noch ein Gleichnis: Niemand schneidet ein Stück von einem neuen Kleid ab und setzt es auf ein altes Kleid; denn das neue Kleid wäre zerschnitten, und zu dem alten Kleid würde das Stück von dem neuen nicht passen. Auch füllt niemand neuen Wein in alte Schläuche. Denn der neue Wein zerreißt die Schläuche; er läuft aus, und die Schläuche sind unbrauchbar. Neuen Wein muss man in neue Schläuche füllen. Und niemand, der alten Wein getrunken hat, will neuen; denn er sagt: Der alte Wein ist besser.

Einführendes Gebet: Mein Gott und Herr, du bist ein Gott der Liebe und Einheit. Du hast dich auf die tiefst möglichste Beziehung zu uns Menschen eingelassen. Dir möchte ich angehören mit der ganzen Kraft meiner Seele!

Bitte: Jesus, befreie mich von dem alten Kleid meiner Gewohnheiten und bekleide mich mit dem hochzeitlichen Gewand deiner Liebe!

1. Bereit für den Bräutigam? Gerade wenn unser Herz und unsere Seele aufrichtig nach Einheit mit Jesus suchen, wird uns diese Schriftstelle ermutigen können! - Die Schriftgelehrten und Pharisäer sind verstört über das Verhalten der Jünger Jesu, wohl mehr noch: sie sind empört. Es passt nicht in ihr kleinkariertes Denken und ihr Schema von der Gesetzestreue. Das nur heuchlerisch zu nennen, wäre vorschnell. Denn die Pharisäer suchten in den Schriften und im Gesetz danach, wie man gottgefällig lebt, aber für sie blieb Gott ein Richter. Die Erfüllung des Gesetzes wurde so mehr und mehr zu einem sich verselbständigenden Kriterium, bis es letztlich nur noch um die eigene Leistung ging. Denn wichtiger als die Frage "Wer ist Gott für mich?" wurde die Frage: "Wer bin ich durch meine Leistung?" – Jemand, der die Kriterien, die rechtfertigen, erfüllt oder eben jemand, der sie nicht erfüllt. Schnell geht dabei das wichtigste Kriterium verloren: in einer wirkliche Beziehung zu Gott zu leben – und nicht nur nach einem selbstgemachten Schema, das mir auch nur eine selbstgemachte Sicherheit geben kann.

2. In Erwartung der Braut. Bei seiner Antwort verwendet Jesus für den Begriff der Beziehung ein Bild, das stärker nicht sein könnte: Er spricht von sich als Bräutigam. Eine Hochzeit ist ein wahrhaftiger Anlass zum Feiern, aber eben aus dem einen Grund: Ein Bräutigam will eins werden mit einer Braut, will die tiefst mögliche Verbindung mit einem anderen Menschen eingehen, sich ganz verschenken. Doch wer ist die Braut, wenn er auch die Jünger Hochzeitsgäste nennt? Wenn er sagt, dass sie fasten werden, wenn ihnen der Bräutigam entzogen wird, kündet er den Moment des Heils an, der die vollkommene Einheit mit ihm schaffen wird. Es wird der Moment sein, wenn er am Kreuz unser aller Heil und Rechtfertigung wirkt und die Gemeinschaft stiften wird, die uns mit dem dreifaltigen Gott vereint: Die Kirche, seine Braut, die aus seinem geöffneten Herzen hervorgeht.

3. Hochzeit feiern. Die Kirche als die Braut Jesu ist der Ort, an dem wir mit ihm Hochzeit feiern, mit ihm eins werden können. Auch die Gebote der Kirche sind kein Selbstzweck, etwas, an dem wir uns abarbeiten, um uns selber zu Heiligen zu machen. Es sind Hilfen, die uns für die "Hochzeit mit Jesus" bereit machen sollen. Was es heißt, mit ihm Hochzeit zu feiern, zeigen die Beispiele vom alten und neuen Kleid, vom alten und vom jungen Wein. Um ein neues Kleid anzuziehen, das unser Hochzeitskleid werden soll, müssen wir unser altes Kleid ablegen. Um neuen Wein zu erhalten, müssen wir neue "Gefäße" werden, die seiner jungen Kraft entsprechen. Der neue Wein mag bitter schmecken, das neue Kleid fremd erscheinen, doch um mit Jesus eins werden zu können, müssen wir bereit sein, eigene und lieb gewordene Gewohnheiten oder Sicherheiten abzulegen. Jeden Tag heißt es aufs Neue, sich auf das Wirken Jesu in unserem je eigenen Leben einzulassen und nicht hängen zu bleiben an alten Vorstellungen. Das ist nicht leicht, wie es auch der Schritt einer Braut nicht ist, sich dem Bräutigam ganz hinzugeben. Doch genau das heißt Hochzeit feiern. Bleiben wir nicht nur Hochzeitsgäste, Zuschauer. Legen wir unsere alten Kleider ab, ziehen wir das Hochzeitsgewand der Liebe Jesu an und trinken wir den Becher jungen Weins, den Jesus, der Bräutigam unserer Seele, uns zum ewigen Bundesschluss jeden Tag aufs Neue reicht.

Gespräch mit Christus: Jesus, manchmal bleibst du mir unverständlich. Du wirkst in meinem Leben anders als erwartet oder erhofft und ich bin verwirrt, auch entmutigt. Ich wage nicht mehr, dir mein Herz wieder zu öffnen. Hilf du mir weiter, wenn mich der Mut verlässt oder ich Anstoß an dir nehme. Hilf mir, dir zu erlauben, mich mehr und mehr deinen "Kriterien" der wahren Liebe anzupassen, auch wenn ich sie noch nicht verstehe.

Möglicher Vorsatz: Ich will heute nicht gleich zurückschrecken und mich verschließen, wenn eine neue Anforderung vom Herrn an mich herantritt.

Archiv

Tägliche Meditationen