Tägliche Meditationen
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Donnerstag,
1. September 2016

Unsere Masken fallen lassen

Donnerstag der Zweiundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Rut, Ahnfrau Jesu
Hl. Ägidius, Abt
Hl. Verena, Einsiedlerin
Alois Scholze, Pfarrer (+ im KZ)

Angelika Knauf

Lk 5,1-11
In jener Zeit, als Jesus am Ufer des Sees Gennesaret stand, drängte sich das Volk um ihn und wollte das Wort Gottes hören. Da sah er zwei Boote am Ufer liegen. Die Fischer waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze. Jesus stieg in das Boot, das dem Simon gehörte, und bat ihn, ein Stück weit vom Land wegzufahren. Dann setzte er sich und lehrte das Volk vom Boot aus. Als er seine Rede beendet hatte, sagte er zu Simon: Fahr hinaus auf den See! Dort werft eure Netze zum Fang aus! Simon antwortete ihm: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Doch wenn du es sagst, werde ich die Netze auswerfen. Das taten sie, und sie fingen eine so große Menge Fische, dass ihre Netze zu reißen drohten. Deshalb winkten sie ihren Gefährten im anderen Boot, sie sollten kommen und ihnen helfen. Sie kamen, und gemeinsam füllten sie beide Boote bis zum Rand, so dass sie fast untergingen Als Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sagte: Herr, geh weg von mir; ich bin ein Sünder. Denn er und alle seine Begleiter waren erstaunt und erschrocken, weil sie so viele Fische gefangen hatten; ebenso ging es Jakobus und Johannes, den Söhnen des Zebedäus, die mit Simon zusammenarbeiteten. Da sagte Jesus zu Simon: Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen. Und sie zogen die Boote an Land, ließen alles zurück und folgten ihm nach.

Einführendes Gebet: Mein Herr und mein Gott, ich stamme ganz aus dir und jeden Moment meines Lebens hältst allein du mich im Sein. Außerhalb von dir vermag ich nichts, entferne ich mich von dir, bist immer noch du es, der mich hält. Wie sehr verlange ich danach, mich diesem Bewusstsein ganz anvertrauen zu können.

Bitte: Jesus, hilf mir jetzt, vor dir zu sein, wie ich wirklich bin, damit unsere Begegnung wahrhaftig werde!

1. Vertrauen und gehorchen. Petrus und seine Gefährten haben schon erlebt, dass Jesus ein Mann Gottes ist. Schon hat er Petri Boot bestiegen. Ohne Widerspruch folgt Petrus Jesu Bitte, sich ein wenig vom Ufer zu entfernen, damit er die Leute lehren kann. Heute wie damals sucht der Herr die Mithilfe der Menschen, damit seine Heilsbotschaft alle erreichen kann. Ist nicht auch die weltweite Kirche noch heute wie ein solches Boot? Jesus lohnt den Gehorsam und will Petrus weiterführen. Scheinbar Unmögliches – am Tag Fische zu fangen – trägt er ihm auf. Petrus vertraut ihm trotz all seiner gegenteiligen Erfahrung: "Doch wenn du es sagst …" ist sein Bekenntnis an den, den er schon "Meister" nennt. Die Worte des Petrus stellen uns das alles entscheidende Kriterium in der Nachfolge Jesu vor Augen: Nicht "wenn ich es will" oder " so wie ich es kenne", sondern "wenn DU, Herr, es sagst"! Wir wissen, dass Gottes Wort ein Wort ist, das vollbringt, was es besagt. Sicher, der Mensch würde seiner eigenen Verantwortung nicht gerecht, wenn er nicht selbst planen, unternehmen und die Dinge vollbringen würde. Doch das Wort des Herrn steht über allem menschlichen Vermögen.

2. In Gemeinschaft nachfolgen. Das Vertrauen Petri wird überreich belohnt. Das göttliche Maß übertrifft unvorstellbar weit jedes menschliche Maß und Petrus tut intuitiv das Richtige: Er bittet seine Gefährten um Hilfe. Erst gemeinsam gelingt es ihnen, die Überfülle der Petrus anvertrauten Gnade Gottes einzuholen. Die Gnadengeschenke Gottes sind nie nur für den Einzelnen bestimmt. Gerade weil Gott jeden von uns persönlich liebt, führt er uns mit seinen Gnaden immer in die Gemeinschaft mit anderen ein. Denn wir sind nach seinem Bild geschaffen und er möchte, dass jeder von uns zu einem vollkommenen Abbild von ihm wird. Wie er gemeinsam mit dem Sohn im Geist eins ist, so gelangen auch wir Menschen erst in der Beziehung mit anderen zur ganzen Fülle unseres Seins.

3. Vor Gottes Herrlichkeit klein sein dürfen. Petrus ist erschüttert: Obwohl er schon Zeuge der Heilung seiner Schwiegermutter sein durfte, strahlt ihm nun hier die Herrlichkeit des Heiligen Gottes auf. Da, wo er der Fachmann ist, packt ihn der Herr und zieht ihn an sich. Kennen nicht auch wir diese Momente reiner Gnade, in denen uns die Herrlichkeit Gottes aufscheint und wir fast erleichtert unsere Masken fallen lassen und endlich zu bekennen wagen, was wir sind: Sünder! Doch es ist kein von Bitterkeit erfülltes Bekenntnis, es ist die befreiende Erkenntnis der Wahrheit, die uns in das rechte Verhältnis zu Jesus Christus setzt. Wie könnten wir ohne das klare Bewusstsein, dass wir tatsächlich Sünder sind, die unvorstellbare Fülle des Erbarmens Gottes erfahren? Wie unser Herz vom Ausmaß seiner Liebe überfluten lassen ohne die Erkenntnis, dass wir sie ganz ungeschuldet empfangen haben? Erst dann beginnen wir Gottes Liebe zu erfassen: Er liebt uns persönlich und nicht unsere Leistung. Wenn wir wirklich erkennen, dass wir aus uns heraus nichts vermögen, dann kann Gott sich uns schenken und durch uns wirken. Lassen wir die Masken fallen, die wir vor ihm immer wieder aufsetzen!

Gespräch mit Christus: Jesus, warum kommt es mir zuweilen so vor, als ob die Begegnung mit dir anstrengend und unbequem sein müsse. Ist es, weil ich nicht wage meine Maske vor dir abzulegen? Weil ich meine Sicherheiten dir nicht überlassen will? Weil ich Angst habe, klein vor dir zu sein? Hilf mir, Jesus, dir mehr zu vertrauen.

Möglicher Vorsatz: In Momenten, die mich zu überfordern scheinen, will ich heute innerlich im Herzen Jesu Zuflucht suchen.

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