Sonntag,
22. März 2020
Sehen und doch nicht sehen
Vierter Sonntag der Fastenzeit "Laetare"
Sel. Clemens August von Galen, Kardinal
P. Štefan Kavecký LC
Joh 9,1.6-9.13-17.34-38
In jener Zeit sah Jesus einen Mann, der seit seiner Geburt blind war. Jesus
spuckte auf die Erde; dann machte er mit dem Speichel einen Teig, strich ihn dem Blinden auf die Augen und
sagte zu ihm: Geh und wasch dich in dem Teich Schiloach! Schiloach heißt übersetzt: Der Gesandte. Der Mann
ging fort und wusch sich. Und als er zurückkam, konnte er sehen. Die Nachbarn und andere, die ihn früher als
Bettler gesehen hatten, sagten: Ist das nicht der Mann, der dasaß und bettelte? Einige sagten: Er ist es.
Andere meinten: Nein, er sieht ihm nur ähnlich. Er selbst aber sagte: Ich bin es. Da brachten sie den Mann,
der blind gewesen war, zu den Pharisäern. Es war aber Sabbat an dem Tag, als Jesus den Teig gemacht und ihm
die Augen geöffnet hatte. Auch die Pharisäer fragten ihn, wie er sehend geworden sei. Der Mann antwortete
ihnen: Er legte mir einen Teig auf die Augen; dann wusch ich mich, und jetzt kann ich sehen. Einige der
Pharisäer meinten: Dieser Mensch kann nicht von Gott sein, weil er den Sabbat nicht hält. Andere aber
sagten: Wie kann ein Sünder solche Zeichen tun? So entstand eine Spaltung unter ihnen. Da fragten sie den
Blinden noch einmal: Was sagst du selbst über ihn? Er hat doch deine Augen geöffnet. Der Mann antwortete: Er
ist ein Prophet. Sie entgegneten ihm: Du bist ganz und gar in Sünden geboren, und du willst uns belehren?
Und sie stießen ihn hinaus. Jesus hörte, dass sie ihn hinausgestoßen hatten, und als er ihn traf, sagte er
zu ihm: Glaubst du an den Menschensohn? Der Mann antwortete: Wer ist das, Herr? Sag es mir, damit ich an ihn
glaube. Jesus sagte zu ihm: Du siehst ihn vor dir; er, der mit dir redet, ist es. Er aber sagte: Ich glaube,
Herr! Und er warf sich vor ihm nieder.
Einführendes Gebet: Jesus, bitte erlaube mir, in deine Gegenwart einzutreten. Nimm alles von mir, was mich von dir trennen könnte: Ablenkungen, Unwille, Unruhe… Bitte, reinige mein Herz.
Bitte: Jesus, ich möchte bei dir sein. Bitte kehre in mein Herz ein.
1. Ich sende dich. Jesus sendet einen Blinden, dessen Augenlider mit diesem Teig bedeckt waren, zum Teich Schiloach, um sich zu waschen. Was dachte der Blinde währenddessen wohl bei sich? Wie es bei Jesus häufiger vorkommt, hatte er ihm vorher wahrscheinlich nicht alles bis ins Detail erklärt. Vielleicht hat er sich auf dem Weg zum Teich gefragt, was das alles bedeuten solle. Vor allem aber trug er wohl die Hoffnung in sich, dass er vielleicht geheilt würde.
2. Er konnte sehen. Nachdem der Blinde sich in die Zone des Unerforschten gewagt hatte, konnte er sehen. Eine ganz neue Welt war ihm zugänglich geworden. Versuchen wir uns vorzustellen, was ein Mensch, der noch nie etwas gesehen hat, erlebt, wenn er plötzlich sehen kann. Werden wir nicht alle die gleiche Erfahrung im Himmel machen?
3. Er warf sich vor ihm nieder. Als der Blinde sehend geworden war, fand er Jesus im Tempel, erkannte ihn, und warf sich vor ihm nieder. Die Pharisäer hingegen haben dies nicht gemacht. Obwohl sie Jesus gesehen haben, lehnten sie ihn ab. Warum? Warum können wir Menschen so steinerne Herzen haben?
Gespräch mit Christus: Jesus, bitte hilf uns, dich zu sehen, zu erkennen aber auch anzunehmen. Du nimmst uns so an, wie wir sind, bitte gib uns die Gnade, dich anzunehmen, wie du bist.
Vorsatz: Heute mir bewusst werden, zu wem oder zu was mich Jesus gesandt hat und einen bewussten Schritt in diese Richtung tun.