Tägliche Meditationen
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Montag,
7. November 2022

Straucheln vorprogrammiert

Montag der zweiunddreißigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Willibrord, Bischof, Glaubensbote

Maria Boeselager

Lk 17,1-6
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Es ist unvermeidlich, dass Verführungen kommen. Aber wehe dem, der sie verschuldet. Es wäre besser für ihn, man würde ihn mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer werfen, als dass er einen von diesen Kleinen zum Bösen verführt. Seht euch vor! Wenn dein Bruder sündigt, weise ihn zurecht; und wenn er sich ändert, vergib ihm. Und wenn er sich siebenmal am Tag gegen dich versündigt und siebenmal wieder zu dir kommt und sagt: Ich will mich ändern!, so sollst du ihm vergeben. Die Apostel baten den Herrn: Stärke unseren Glauben! Der Herr erwiderte: Wenn euer Glaube auch nur so groß wäre wie ein Senfkorn, würdet ihr zu dem Maulbeerbaum hier sagen: Heb dich samt deinen Wurzeln aus dem Boden, und verpflanz dich ins Meer!, und er würde euch gehorchen.

Einführendes Gebet: Mein Herr, so wie ich bin, komme ich zur dir. Mein Herr, so wie ich bin, liebst du mich. Mein Herr, so wie ich bin, möchte ich mich deinem Wort öffnen

Bitte: Heiliger Geist, bitte erleuchte und erfülle mich: meine Gedanken, meine Gefühle und mein Herz, damit ich erkenne, wo und wem ich vergeben soll. Wo ich um Vergebung und Heilung bitten soll.

1. Für die Kirche. Das Bild des um den Hals gebundenen Mühlsteins lässt uns einen Schauer über den Rücken laufen. Diese harten Worte über den Skandal erinnern uns möglicherweise an sehr schmerzhafte Erfahrungen in der Kirche. Über all diese Erfahrungen reden wir häufig auf politischer oder gesellschaftlicher Ebene. Vielleicht ist es heute einmal an der Zeit, dass du mit Jesus darüber redest? Frag ihn, wie er auf die Situation der Kirche schaut. Auf das Leid, das sie verursacht hat, auf die Wunden, die sein Leib, die Kirche, trägt. Zeig ihm, was in dir vorgeht. Vielleicht Verunsicherung, vielleicht Wut, vielleicht möchtest du lieber wegsehen, weil es dich nervt, überfordert oder scheinbar "nichts angeht". Egal was in dir vorgeht, bring es zu ihm und stell dich, die Betroffenen und die Kirche unter seinen Blick.

2. Für die anderen. Der Herr ruft uns heute deutlich zur Vergebung auf. Wenn uns jemand verletzt oder verärgert, sollen wir ihm vergeben. – Jesus, wir sind so schnell darin, jemanden beim Namen zu nennen und zu beschuldigen, so schnell darin, zu verurteilen, so anfällig dafür, an einem Groll, den wir gegen eine andere Person hegen, festzuhalten, auch wenn die Geschehnisse schon lange zurückliegen. Lehre uns, zu vergeben, Vater, wie du uns vergeben hast! Und ich frage mich: Würde ich mich selbst als einen vergebenden Menschen bezeichnen? Weiß ich, was mich daran hindert, zu vergeben? Gibt es jemanden, der mir besonders in den Sinn kommt? – Bring all dies zu Jesus. Und frage dich: Um welche Gnade/welchen Segen möchtest du Jesus in dieser Frage der Vergebung bitten?

3. Für mich. Anlässe zum Straucheln sind vorprogrammiert. Jesus sagt uns, dass wir trotz unserer Bemühungen, ein gutes Leben zu führen, mit Sicherheit stolpern werden. Er ist sich dessen bewusst, und deshalb macht er uns das wunderbare Geschenk der Versöhnung. Meine Schwäche erschreckt ihn nicht. Aber erschreckt sie mich? Er selbst ist drei Mal gefallen, hat sich dreimal aufgerappelt und ist den Kreuzweg weitergegangen. Kann ich mit meinem eigenen Stolpern zurechtkommen? Kann ich mich in meiner Schwachheit lieben, so wie er mich liebt? Wenn ich das lerne, habe ich vielleicht im Herzen etwas mehr Mitgefühl für meinen ebenso schwachen Nächsten. Danke, Herr, für das große Geschenk des Glaubens und der Vergebung. Danke für deine Bedingungslose Liebe!

Gespräch mit Christus: Mein Herr und mein Gott, wie barmherzig, wie liebevoll, wie ehrlich ist dein Blick auf jeden Sünder und auf jeden, dem Leid zugefügt wurde. Sei du mein Vorbild im Umgang mit der Kirche, meinen Mitmenschen und mir selbst.

Vorsatz: Ich möchte heute in einem Moment der Stille für drei Anliegen beten: für "die Kleinen", die in unserer Kirche zum Straucheln gebracht wurden, und für die, die sie verletzt haben (1); für alle, die mich verletzt haben. In deinem Namen, Jesus, vergebe ich ihnen und bitte dich darum, mir Geduld mit ihnen zu geben (2). Ich bete für mich, dass ich lerne, auf mich selbst mit der Geduld und Liebe zu schauen, mit der du auf mich schaust, mein Herr (3).

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