Tägliche Meditationen
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Dienstag,
7. November 2017

Volles Haus und neue Gäste

Dienstag der einunddreißigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Willibrord OSB, Bischof
Hl. Engelbert, Erzbischof
Hl. Ernst von Zwiefalten OSB

Beate Scheilen

Lk 14,15-24
In jener Zeit sagte einer der Gäste, der zusammen mit Jesus eingeladen worden war, zu ihm: Selig, wer im Reich Gottes am Mahl teilnehmen darf. Jesus sagte zu ihm: Ein Mann veranstaltete ein großes Festmahl und lud viele dazu ein. Als das Fest beginnen sollte, schickte er seinen Diener und ließ den Gästen, die er eingeladen hatte, sagen: Kommt, es steht alles bereit! Aber einer nach dem andern ließ sich entschuldigen. Der Erste ließ ihm sagen: Ich habe einen Acker gekauft und muss jetzt gehen und ihn besichtigen. Bitte, entschuldige mich! Ein anderer sagte: Ich habe fünf Ochsengespanne gekauft und bin auf dem Weg, sie mir genauer anzusehen. Bitte, entschuldige mich! Wieder ein anderer sagte: Ich habe geheiratet und kann deshalb nicht kommen. Der Diener kehrte zurück und berichtete alles seinem Herrn. Da wurde der Herr zornig und sagte zu seinem Diener: Geh schnell auf die Straßen und Gassen der Stadt und hol die Armen und die Krüppel, die Blinden und die Lahmen herbei. Bald darauf meldete der Diener: Herr, dein Auftrag ist ausgeführt; aber es ist immer noch Platz. Da sagte der Herr zu dem Diener: Dann geh auf die Landstraßen und vor die Stadt hinaus und nötige die Leute zu kommen, damit mein Haus voll wird. Das aber sage ich euch: Keiner von denen, die eingeladen waren, wird an meinem Mahl teilnehmen.

Einführendes Gebet: Jesus, ich möchte diese Zeit mit dir verbringen, um mehr von deinem Plan für uns zu verstehen. Du hast alles gegeben, was du hast, um die Menschen zum Vater zurück zu bringen. Da du so gehandelt hast, möchte ich selbst auch großzügiger damit umgehen und mich und meine Begabungen für deine Ziele einzusetzen.

Bitte: Herr, gib mir Ohren, um die Wahrheit zu hören, und den Willen, danach zu handeln.

1. Ausreden gab es schon immer. Die heutige Schriftstelle ist zwar schon zweitausend Jahre alt, könnte aber durchaus heute spielen: Da lädt jemand seine Freunde und Bekannten zu einem großen Fest ein – und viele sagen ab, weil sie schon etwas Anderes vorhaben. Damals ging es um Äcker und Ochsengespanne. Heute hört man: "Tut mir leid, da ist Schützenfest", "meine Kusine heiratet", "ich bin in Urlaub" … oder auch, etwas frommer gefärbt: "Ich möchte da zum Einkehrtag mit Pater Soundso". Die Enttäuschung seitens des Gastgebers ist verständlich. Er will seinen Freunden ein einzigartig schönes Fest bieten- und sie haben keinerlei Interesse. Was tun? Im kleinen Kreis feiern? Das Fest absagen? Kein Gedanke daran! Dann werden eben diejenigen eingeladen, die im Traum nicht auf die Idee gekommen wären, sie könnten auf der Gästeliste stehen. So sehr möchte der Gastgeber, dass sein Haus voll wird, dass er die Leute sogar "nötigen" lässt zu kommen.

2. Verspielte Chance. Warum steht so etwas im Evangelium? Dort stehen ja keine x-beliebigen Begebenheiten notiert, sondern unsere Heilsgeschichte. Das, was für unsere Beziehung zu Gott Bedeutung hat. In diesem Fall nutzt Jesus seine Einladung zum Essen im Haus eines führenden Pharisäers, um den Anwesenden zu erklären, was Gott für sein auserwähltes Volk geplant hat. Denn niemand anders als Gott steckt hinter dem Gastgeber, und die Gäste repräsentieren Israel und seine religiösen Führer. Immer wieder haben sie im Laufe der Geschichte auf Gottes Werben ablehnend reagiert. Nun schickt Gott ihnen durch Jesus die letzte und definitive Einladung. Die Reaktion wird offene Ablehnung sein. Ihre eigenen Interessen sind ihnen wichtiger als alles andere. Jesus weiß das bereits und verkündet den Juden, im Gleichnis versteckt, den Ausgang der Geschichte: Gott wird sich andere Gäste suchen, und sie werden nicht mehr dabei sein. So sehr drängt es Gott, dieses Fest zu geben, dass er die neuen Gäste (das sind die Heiden, also wir!) mit viel Nachdruck in seinen Festsaal befördern lässt.

3. Das beste Fest der Geschichte. Schauen wir an, was bald danach passierte: die Kreuzigung Jesu, die Zerstörung Jerusalems und des Tempelkultes, die Zerstreuung der Juden über die ganze Welt … Die Ablehnung der Gäste hat Folgen, fürchterliche Folgen - denn Gott nimmt die Menschen und ihren Willen ernst. Und dann: Die Ausbreitung des Christentums im heidnischen Raum entgegen aller Wahrscheinlichkeit. Gott holt sich neue Gäste in sein Haus, und weder der Kaiser, noch die Hunnen, noch Napoleon, Hitler oder Stalin können ihn aufhalten. Nur eines kann ihn bremsen: dass wir nicht mitmachen. Ohne unsere Einwilligung werden wir nicht an seinem Mahl teilnehmen, und auch viele andere nicht, die wir dafür hätten begeistern können. Gender Mainstreaming, Relativismus und Islam sind letztlich keine echte Gefahr für die Kirche. Die Pforten der Hölle werden die Kirche bekanntlich nicht besiegen. Die einzige Gefahr lauert in uns selbst: Wenn wir Christen sind, die nicht lieben und uns nicht für unseren Gott einsetzen wollen! Aber wenn wir lieben, kämpfen und Gottes Einladung weitergeben, wird er dafür sorgen, dass der Festsaal voll wird. Und wir dürfen darauf hoffen, dass ganz am Schluss auch Gottes auserwähltes Volk wieder mit am Tisch sitzen wird. Um das beste und größte Fest der Weltgeschichte zu feiern: die Hochzeit des Lammes mit seiner Braut, der Kirche.

Gespräch mit Christus: Herr, es ist unglaublich, wie du in der Geschichte handelst! Du bist der Herr des Universums und gleichzeitig nimmst du Rücksicht auf den Willen jedes Menschen. Du tust alles, um zu überzeugen, aber du zwingst nie! Das unterscheidet dich von den Mächtigen dieser Welt. Nur dein Reich und dein Fest sind es wert, dass ich mein ganzes Leben dafür einsetze.

Möglicher Vorsatz: Ich werde mir überlegen, wem aus meinem Bekanntenkreis ich Gottes Einladung weitergeben kann und eine angemessene Weise finden, sie zu überreichen.

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