Tägliche Meditationen
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Samstag,
22. September 2007

Der Glaube, wertvoller als das Leben

Samstag der vierundzwanzigsten Woche im Jahreskreis

P. Shane Lambert LC

Lk 8,4-15
Als die Leute aus allen Städten zusammenströmten und sich viele Menschen um ihn versammelten, erzählte er ihnen dieses Gleichnis: Ein Sämann ging aufs Feld, um seinen Samen auszusäen. Als er säte, fiel ein Teil der Körner auf den Weg; sie wurden zertreten und die Vögel des Himmels fraßen sie. Ein anderer Teil fiel auf Felsen, und als die Saat aufging, verdorrte sie, weil es ihr an Feuchtigkeit fehlte. Wieder ein anderer Teil fiel mitten in die Dornen und die Dornen wuchsen zusammen mit der Saat hoch und erstickten sie. Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden, ging auf und brachte hundertfach Frucht. Als Jesus das gesagt hatte, rief er: Wer Ohren hat zum Hören, der höre!

Seine Jünger fragten ihn, was das Gleichnis bedeute. Da sagte er: Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu erkennen. Zu den anderen Menschen aber wird nur in Gleichnissen geredet; denn sie sollen sehen und doch nicht sehen, hören und doch nicht verstehen.

Das ist der Sinn des Gleichnisses: Der Samen ist das Wort Gottes. Auf den Weg ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort zwar hören, denen es aber der Teufel dann aus dem Herzen reißt, damit sie nicht glauben und nicht gerettet werden. Auf den Felsen ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort freudig aufnehmen, wenn sie es hören; aber sie haben keine Wurzeln: Eine Zeit lang glauben sie, doch in der Zeit der Prüfung werden sie abtrünnig. Unter die Dornen ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort zwar hören, dann aber weggehen und in den Sorgen, dem Reichtum und den Genüssen des Lebens ersticken, deren Frucht also nicht reift. Auf guten Boden ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort mit gutem und aufrichtigem Herzen hören, daran festhalten und durch ihre Ausdauer Frucht bringen.

Einführendes Gebet:   Herr, ich glaube, dass du mich geschaffen hast und meinem Leben Sinn verliehen hast. Ich hoffe, dass du mir eine tiefere Einsicht in deinen Willen schenkst. Vermehre meine Liebe, damit mein Leben viele Früchte bringt. Befreie mich von meinen geistigen Feinden, vor allem von meiner Ichbezogenheit, die deine Gnade daran hindert, in mir Frucht zu bringen.

Bitte:  Herr, hilf mir, nach deinem Willen viele Früchte zu bringen.

1. Der Glaube ist keine Gabe, die selbstverständlich ist. Jemand, der sehen kann, muss dankbar sein, dass er nicht blind ist; jemand, der hören kann, dass er nicht taub ist. Genauso muss jemand, der glauben kann, zittern vor Dankbarkeit vor Gott. Wenn uns dieser Vergleich zu extrem scheint, so müssen wir hören, was Christus selbst sagt: „Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu erkennen. Zu den anderen Menschen aber wird nur in Gleichnissen geredet; denn sie sollen sehen und doch nicht sehen, hören und doch nicht verstehen. Darum muss ich Gott immer dafür danken, wenn ich die Geheimnisse meines Glaubens betrachten darf, um sie besser verstehen zu können. Wenn ich mir keine Zeit fürs Gebet und die Betrachtung nehme, bin ich undankbar und stolz, weil ich meine, dass ich das nicht brauche. Der gute Lehrer will mir so viel beibringen. Er hat sich selbst mir anvertraut, auch wenn nicht jeder diese Gnade auf so persönliche Weise erfahren hat. Bin ich bereit zu lernen?

2. Vögel, Felsen und Dornen. Wenn mir noch nicht klar geworden ist, wie gefährlich es für meine Seele ist, meine Zeit für das Gebet zu vernachlässigen, dann macht Christus das hier sehr deutlich. Außer mir selbst gibt es drei mögliche Feinde meiner Seele: Vögel, Felsen und Dornen. In einer Welt, die die Sünde und den Teufel leugnet, könnte ich meinen, dass ich sicher bin. Christus aber warnt zuerst vor der Gefahr des Todfeindes, des Teufels. Christus will mein Herz gewinnen. Mein Herz braucht sein Wort. Durch Herzenshärte und Oberflächlichkeit kann ich den wahren Sinn des Lebens nicht erkennen und die Einladung zum ewigen Heil ausschlagen. Schaue ich auf das, was wirklich im Leben wichtig ist? Oder vergeude ich mein Leben und werfe es sozusagen in den Wind, wo es von den Vögeln gefressen wird? In einer Welt, die alles umsonst haben will, die immer den billigen und einfachen Weg gehen will, warte vielleicht auch ich auf die Freikarte in den Himmel. Jemand anderes muß mir mein Ticket für die Rettung kaufen. Das Christentum ist großartig, denn es verspricht mir alles, und jemand anderes hat schon sein Leben für mich gegeben. Jesus will aber nicht, dass ich vergesse, was notwendig ist, um ihm zu folgen. Ein oberflächliches Leben wird unmenschlich und hat keine Substanz. Wenn ich nicht daran arbeite, mein Leben und meinen Charakter zu formen als Antwort auf das Leben Christi, dann habe ich keine Wurzeln in Gott. Gebe ich meinem Glauben Nahrung, indem ich wahre Tugend übe? Diese Welt ist sehr erfolgreich im Masken aufsetzen, sie bringt den letzten Schrei zum höchsten Preis an den Mann, sie macht, dass die Menschen zum Sklaven von Macht und Mode werden, ja auch ich bin vielleicht in sie verstrickt und handle nach einer Doppelmoral. Der christliche Maßstab wird mir manchmal peinlich, denn er hindert mich daran, vor anderen den großen Mann zu spielen. Ich kann nicht zwei Herren dienen und Jesus sagt deutlich, dass ich einmal zur Verantwortung gezogen werden kann, wenn ich durch weltliche Ambitionen das Leben der Gnade in mir ersticke. Sind meine Ziele auf Gott ausgerichtet?

3. Reiche Ernte. Christus lädt mich in seiner Liebe und Barmherzigkeit ein, ein fruchtbarer Boden zu sein. Ich kann sein Wort hören und es in meinem Herzen wirken lassen. Ich kann es mit großzügigem und offenem Herzen umarmen und durch Beharrlichkeit Frucht bringen lassen. Wie gestalte ich meine Betrachtung, damit ich Gottes Wort am besten in meine Seele aufnehmen kann und damit so in meiner Seele das göttliche Leben wachsen kann? Wie setze ich durch das Üben der Tugenden die guten Erkenntnisse ins Leben um, die mich als Christen kennzeichnen sollen? „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen” (Mt 7,16).

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus, ich erkenne, wie meine Ichbezogenheit alles zerstören kann. Befrei mich von meinem Stolz, der mein Herz hart und zur leichten Beute für den Teufel macht. Befrei mich von der Eitelkeit, die bewirkt, dass ich nur auf den äußeren Schein achte und die mein Leben oberflächlich macht. Befrei mich von der Sinnlichkeit, die das geistliche Leben in mir tötet. Du willst, dass ich Frucht bringe, indem ich mit deiner Gnade mitwirke.

Vorsatz:   Heute will ich eine bestimmte Tugend üben, die mir hilft, in der Gnade Gottes zu wachsen, und in der Gegenwart Christi will ich mein Gewissen prüfen, wie treu ich diesen Entschluss an diesem Tag erfüllt habe.

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