Tägliche Meditationen
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Samstag,
22. September 2018

Das Gleichnis vom Sämann

Samstag der vierundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Mauritius (Moritz), Märtyrer
Hl. Emmeram, Bischof
Hl. Landelin, Einsiedler

Dr. med. Christoph Kunkel

Lk 8,4-5
In jener Zeit als die Leute aus allen Städten zusammenströmten und sich viele Menschen um ihn versammelten, erzählte er ihnen dieses Gleichnis: Ein Sämann ging aufs Feld, um seinen Samen auszusäen. Als er säte, fiel ein Teil der Körner auf den Weg; sie wurden zertreten, und die Vögel des Himmels fraßen sie. Ein anderer Teil fiel auf Felsen, und als die Saat aufging, verdorrte sie, weil es ihr an Feuchtigkeit fehlte. Wieder ein anderer Teil fiel mitten in die Dornen, und die Dornen wuchsen zusammen mit der Saat hoch und erstickten sie. Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden, ging auf und brachte hundertfach Frucht. Als Jesus das gesagt hatte, rief er: Wer Ohren hat zum Hören, der höre: Seine Jünger fragten ihn, was das Gleichnis bedeute. Da sagte er: Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu erkennen. Zu den anderen Menschen aber wird nur in Gleichnissen geredet; denn sie sollen sehen und doch nicht sehen, hören und doch nicht verstehen. Das ist der Sinn des Gleichnisses: Der Samen ist das Wort Gottes. Auf den Weg ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort zwar hören, denen es aber der Teufel dann aus dem Herzen reißt, damit sie nicht glauben und nicht gerettet werden. Auf den Felsen ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort freudig aufnehmen, wenn sie es hören; aber sie haben keine Wurzeln: Eine Zeit lang glauben sie, doch in der Zeit der Prüfung werden sie abtrünnig. Unter die Dornen ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort zwar hören, dann aber weggehen und in den Sorgen, dem Reichtum und den Genüssen des Lebens ersticken, deren Frucht also nicht reift. Auf guten Boden ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort mit gutem und aufrichtigem Herzen hören, daran festhalten und durch ihre Ausdauer Frucht bringen.

Einführendes Gebet: Herr, wenn du säst, wie oft spanne ich dann den Regenschirm auf, wie oft ducke ich mich weg, weil alles das, was ich als wahr erkannt habe, zu belastend für mein bequemes Mittelmaß wird. Doch gleichzeitig: Wie gerne, Herr, höre ich dein Wort.

Bitte: Bitte, gib mir immer wieder neuen Aufbruch zu deinem Wort.

1. Ungerecht, weil ungeschickt. Das ist ein sozial völlig unausgewogenes Handeln, eine Ungeschicklichkeit! Soll er doch aufpassen, der Sämann, dass alles auf rechten Boden fällt. Und wenn er seine Saat schon so lässig wirft, was können die Körner dafür, dass sie unter die Disteln fallen und nicht aufgehen? Der Mensch ist doch gänzlich schuldlos an seinem Scheitern, sein Milieu lässt eben nicht Besseres zu. Nur die Wohlsituierten mit Grund und Boden haben mit ihren Privilegien eine Chance, an Gottes Wort zu kommen. Für andere ist Chancengleichheit – und das müssen wir aus christlicher Nächstenliebe doch wohl fordern dürfen – im Grunde nicht vorhanden.

2. Wege, Felsen, Dornen, guter Boden, alles in uns. Jesus zeigt mit seinem Gleichnis durchaus kein solch sozial kitschiges und verlogenes Bild auf. Wege, Felsen, Dornen, guter Boden sind nämlich unser Inneres, von Geburt an, ob arm oder reich, dumm oder klug. In uns selbst liegt guter Boden, aber ebenfalls auch Gestrüpp und die Flachheit des harten Grundes. In jeden von uns fällt Gottes Wort und es ist unsere von Gott aus Liebe geschenkte Freiheit, ihm guten Boden oder anderes anzubieten.

3. Selbsterkenntnis in Wachsamkeit. Guten Boden aber haben viele Menschen. Wenn Gottes Wort da nicht hineinfiele, gäbe es keine Frucht, sondern nur uneingelöstes Potential. Seine innere Glaubenswelt immer neu empfänglich zu gestalten, das bleibt die lebenslange Aufgabe bei der Bildung der Persönlichkeit. Das kann auch schief gehen, wenn man z.B. alles, ob Boden, Fels, Gestrüpp für gleich wertet und auch empfindet. Es wäre demnach gleich, wohin der Samen fiele. Jesus lehrt uns Selbsterkenntnis in Wachsamkeit, und er gibt uns zugleich einen großartigen Ausblick: In allen Kindern Gottes ist der gute Ackerboden die weitaus größte Fläche.

Gespräch mit Christus: Viel zu oft überschütte ich meine Aufmerksamkeit mit oberflächlicher Unterhaltung. Es ist aber auch wahr: Sobald ich einen kleinen Schein von deiner Güte und Weisheit hervorlugen sehe, ist mein Eifer wiedererwacht.

Möglicher Vorsatz: Ich werde täglich mein Pensum erledigen. Schriftstudium, Psalminterpretation, stilles Gebet.

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