Tägliche Meditationen
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Samstag,
16. Februar 2008

Auf eine übernatürliche Art und Weise leben

Samstag der ersten Woche in der Fastenzeit

P. José LaBoy LC

Mt 5,43-48
Jesus sagte zu seinen Jüngern: Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner? Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr damit Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden? Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist.

Einführendes Gebet:   Herr, ich glaube an dich, weil du die Wahrheit selbst bist. Vielleicht verstehe ich deine Worte nicht immer, aber wenn sie deine Worte sind, will ich sie erfüllen. Ich vertraue auf dich, weil du mir die Kraft gibst, das zu tun, worum du mich bittest. Hilf mir, das niemals zu vergessen. Herr, ich liebe dich, weil du nur das Beste für mich willst.

Bitte:  Herr, vermehre in mir den Wunsch, deine Lehren aus dem Evangelium in die Praxis umzusetzen.

1. Eine natürliche Tendenz. Es ist leicht, diejenigen zu lieben, die uns lieben, und diejenigen zu hassen, die uns hassen. Echtes Christsein geht aber über das hinaus, was „einfach” ist. Darum sagt Jesus, dass wir unsere Feinde lieben sollen und für die beten sollen, die uns verfolgen. Wenn es nicht Christus gewesen wäre, der diese Worte mit seiner außergewöhnlichen Autorität gesprochen hat, würden wir sie bestimmt nicht ernst nehmen. Auf der natürlichen Ebene will Liebe mit Liebe beantwortet werden; auf der übernatürlichen Ebene ist das nicht so ‐vielmehr ist die Liebe Gottes so groß, dass sie es uns sogar erlaubt, unsere Feinde lieben zu können. Christus schlägt seinen Zuhörern nicht eine mögliche Haltung oder ein mögliches Tun vor. Er bringt hier zum Ausdruck, was notwendig ist, um unser Leben so zu leben, dass die ganze Fülle unserer Gotteskindschaft verwirklicht werden kann.

2. Leben auf übernatürliche Art und Weise. Jesus weiß, dass wir ohne seine Hilfe über das Natürliche nicht hinausgehen können. Wenn er uns bittet, auf übernatürliche Art und Weise zu leben ‐ unsere Feinde zu lieben ist übernatürlich ‐ dann wird er uns die Gnaden geben, die dazu notwendig sind. Auf dem Wasser zu gehen, ist für uns Menschen nicht natürlich. Im Evangelium lesen wir aber, wie Petrus auf dem Wasser geht. Er kann das aber nur solange, wie er sich auf Christus konzentriert. Als er nicht mehr zu ihm hinschaut, geht er unter. Dasselbe geschieht uns, wenn wir auf übernatürliche Art und Weise leben wollen. Solange wir uns mehr auf Christus als auf uns selbst konzentrieren und seine Gnade durch die Sakremente empfangen, werden wir auf übernatürliche Art und Weise leben können. Nur wenn wir die lieben können, die uns nicht lieben, können wir sicher sein, dass wir auf übernatürliche Art und Weise lieben.

3. Vollkommen sein. Es ist eine Tatsache, dass der Mensch nicht vollkommen ist; aber jede menschliche Person kann und soll sich vervollkommnen. Vervollkommnung heißt, einen Zustand zu erreichen, den wir noch nicht erreicht haben. Es bedeutet, dass wir das Ziel, für das wir existieren, erreichen. Wir können dieses Bemühen auch in der Welt der Technik sehen. Die Käufer von Videoprojektoren verlangen höhere Bildauflösungen, die Käufer von Computern wollen schnellere und leistungsstärkere Computer ‐ diese Liste könnten wir immer weiter fortsetzen. Wir sollten uns also nicht wundern, dass Christus von uns will, dass wir vollkommen seien. Natürlich können wir nicht so vollkommen werden wie Gott ‐ Gott ist Gott und wir sind nur seine Geschöpfe. Christus will von uns, dass wir durch Taten, die uns am meisten erfüllen, unsere menschliche und geistige Vollkommenheit erreichen. Diese Taten sind die Tugenden. Und die Tugend, die uns am besten zur Vollkommenheit führt, ist die Nächstenliebe.

Gespräch mit Christus:  Lieber Herr, je mehr ich dein Evangelium lese und betrachte, desto mehr verstehe ich, dass du mich zur geistigen Vollkommenheit aufrufst. Gib mir die Gnade, zu verstehen, dass ich diese Vollkommenheit nicht ausschließlich durch meine menschliche Anstrengung erreichen kann und soll. Ich brauche deine Gnade. Ich vertraue auf dich, Herr, weil ich weiß, dass du mehr als ich selbst an meiner Vollkommenheit interressiert bist, und darum wirst du mir auch helfen, sie zu erreichen.

Vorsatz:   Ich will versuchen, andere zu lieben, ohne dabei mich selbst zu suchen.

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