Tägliche Meditationen
X

Freitag,
23. August 2019

Leistung und Liebe

Freitag der zwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Rosa von Lima OSD, Mystikerin

P. Bertalan Egervári LC

Mt 22,34-40
In jener Zeit, als die Pharisäer hörten, dass Jesus die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte, kamen sie bei ihm zusammen. Einer von ihnen, ein Gesetzeslehrer, wollte ihn auf die Probe stellen und fragte ihn: Meister, welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste? Er antwortete ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten.

Einführendes Gebet: Herr und Gott, ich danke dir für so viel Gutes, das ich von dir empfangen habe. Als Antwort auf deine Liebe möchte ich dir diese Gebetszeit schenken, in der ich dein Wort betrachten will.

Bitte: Hilf mir, immer in der Liebe zu bleiben.

1. Sinn und Kraft. Jesus stellt hier das Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe ins Zentrum seiner Botschaft. "An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten." Mit anderen Worten, die Erfüllung der Gebote soll immer mit Liebe geschehen. Wer die Gebote hält, aber nicht in der Liebe ist, verfehlt den Sinn der Gebote Gottes. Die Liebe ist nicht nur der Sinn der Gebote, sondern auch die Kraftquelle, die es uns ermöglicht, sie zu halten. Wir alle machen die Erfahrung, dass es oft nicht leicht ist, treu zu bleiben. Wir stoßen immer wieder an unsere Grenzen und werden konfrontiert mit unserer eigenen Schwäche. Je größer die Liebe, desto einfacher ist es, die Gebote zu erfüllen und unsere Schwächen zu überwinden.

2. Leistung. Wir leben in einer Gesellschaft, in der Leistung einen zentralen Stellenwert hat. Schon von klein auf werden wir auf Leistung getrimmt. Es gibt Lob, wenn ein Dreijähriger seinen Teller leer gegessen hat oder wenn er es geschafft hat, sauber zu bleiben. Später wird er gelobt, wenn er Fahrradfahren oder Schwimmen lernt, wenn er gute Noten bekommt, wenn er besondere Fähigkeiten entwickelt. Man bekommt Anerkennung für die Leistung, die man erbracht hat. Wie automatisch denken wir genauso, was den Glauben betrifft. Wir meinen, wir bekommen "Anerkennung" von Gott nur dann, wenn wir die Gebote gehalten oder "viel" gebetet haben. Glauben und Leistungsdenken passen aber überhaupt nicht zusammen. Die Logik der Liebe ist eine völlig andere.

3. Liebe als Quelle der Identität. Für Gott sind wir nicht nur dann wertvoll, wenn wir Leistung erbringen. Gott ist nicht daran interessiert, dass wir Großartiges leisten. Er ist interessiert an unserer Liebe. Er liebt uns bedingungslos, vor jeder Leistung oder trotz aller Schuld. Er liebt uns, weil wir seine Kinder sind. Er liebt uns nicht für das, was wir haben oder tun, sondern weil wir sind, was wir sind. Wir müssen lernen, der Liebe erste Priorität einzuräumen und nicht der Leistung. Wir brauchen dann kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn wir einmal nicht unsere "Glaubensleistung" erbracht und ein Gebet ausgelassen haben, denn wir werden Gott dafür auf andere Weise geliebt haben. Wer liebt, der drückt seine Liebe auf vielerlei Weise aus. Ein ausgelassenes Gebet ist für ihn kein Beinbruch, weil er sein Selbstwertgefühl nicht aus erbrachten Leistungen bezieht, sondern sich als geliebtes Kind Gottes weiß und versucht, auf Gottes Liebe selbst mit Liebe zu antworten.

Gespräch mit Christus: Jesus, du lädst uns nicht nur ein, das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe zum wichtigsten Gebot unseres Lebens zu machen. Du hast uns selbst vorgelebt, was du forderst. Hilf uns, dein Beispiel zu befolgen und wie du selbstlos für Gott und unsere Mitmenschen da zu sein. Befreie uns von jedem Leistungsdenken und schenke uns die Freiheit und Freude der Kinder Gottes.

Vorsatz: Ich werde heute mit Gottes Hilfe versuchen, ganz selbstlos ein gutes Werk tun.

Archiv

Tägliche Meditationen