Tägliche Meditationen
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Montag,
6. Juni 2022

Das Gummiband

Pfingstmontag
Maria, Mutter der Kirche
Hl. Norbert von Xanten, Bischof, Ordensgründer

Beate Scheilen

Joh 3,16-21
Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des einzigen Sohnes Gottes geglaubt hat. Denn darin besteht das Gericht: Das Licht kam in die Welt, doch die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Taten waren böse. Jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Taten nicht aufgedeckt werden. Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht, damit offenbar wird, dass seine Taten in Gott vollbracht sind.

Einführendes Gebet: Jesus, ich möchte diese Zeit ganz bewusst an deinem Herzen verbringen. Du bittest unaufhörlich um die Liebe jedes Menschen; ich möchte dir heute meine Liebe geben.

Bitte: Herr, zeige mir die Botschaft, die du heute für mich ganz persönlich hast.

1. Ohne Jesus ist der Mensch verloren. Hätte Gott seinen Sohn nicht in diese Welt gesandt und für sie hingegeben, könnte niemand gerettet werden! Habe ich das mit allem Ernst erkannt? Oder halte ich die Lage der Menschheit für harmlos und der rheinische Karnevalsschlager "Wir kommen alle in den Himmel, weil wir so brav sind" ist mein Credo? Was aber lehren mich dann z.B. die zahlreichen Krisen in der Geschichte der Menschheit? Wie kommt es zu den Gewalttaten im gegenwärtigen Ukraine-Krieg? Wie können Menschen sich gegenseitig so etwas antun? Nein, es geht nicht um harmlose Nettigkeit! Gott schickt uns seinen Sohn nicht als Belohnung, weil wir so toll wären. Er tut, was nötig ist, damit wir nicht zugrunde gehen! SO liebt Gott…

2. Spannung aushalten. Der Herr ist sich dessen bewusst, dass sein Heilsangebot von den Menschen oft nicht freudig begrüßt wird. Sie lieben dann die Gewohnheiten, die sie von Natur aus haben, mehr als das Leben des neuen Menschen im Geist und in der Wahrheit. Gerade heute erleben wir in der Kirche den Versuch, dieses "Leben nach der Natur" als christlich zu deklarieren, um der unvermeidlichen Spannung zwischen Natur und Übernatur aus dem Wege zu gehen. Ich hörte einmal eine Predigt, wo dieser Sachverhalt mit einem Gummiband verglichen wurde. Zwischen oben und unten gibt es eine Spannung. Manche Leute möchten die nicht haben, und lassen darum "oben" los. Dann hängt das Band locker herum, und man hat es schön bequem… - Jedoch nur scheinbar, denn die Verbindung nach oben ist gekappt.

3. Lehrer oder Retter? Was bedeutet eigentlich "die Wahrheit tun"? Die Wahrheit kann man glauben oder sagen – aber tun? Was ist damit gemeint? Es geht beim christlichen Glauben nicht um "Denkrichtigkeit" ohne Folgen für das praktische Leben! Wenn ich nur bestimmte "Sätze" für wahr halte, kann ich mich im Alltag immer noch im Dunkel der Ausreden und Selbstrechtfertigungen bewegen. Wir müssen aktiv in das Licht treten, das aufdeckt, was in unserem Leben "Finsternis" ist! Und die ist bei jedem vorhanden… Ist dieses Wissen Realität in unseren Gemeinden? Oder machen wir uns nicht manchmal vor, wir seien durch und durch gute Menschen und verbergen unsere Gebrochenheit hinter einer Maske der Frömmigkeit? Wer daher denkt, er sei schon ganz bekehrt, achte darauf, dass er nicht falle, denn Jesus hat man sehr schnell als Lehrer akzeptiert, aber weniger leicht als Retter angenommen.

Gespräch mit Christus: Herr, du hast einen hohen Preis bezahlt, um uns ein großartiges Angebot zu machen. Es tut mir so leid, dass viele Menschen davon nichts wissen wollen. Was kann ich tun, um ihnen zu helfen?

Vorsatz: Bei welchen Gelegenheiten neige ich dazu, der Spannung zwischen dem alten und dem neuen Menschen aus dem Wege zu gehen? Darüber will ich diese Woche im Gebet nachdenken.

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