Tägliche Meditationen
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Donnerstag,
10. Januar 2019

Jesus verstehen

Donnerstag der zweiten Woche nach Weihnachten
Hl. Gregor X., Papst
Hl. Paulus von Theben
Hl. Wilhelm von Donjeon, Erzbischof

Felix Honekamp

Lk 4,14-22a
In jener Zeit kehrte Jesus, erfüllt von der Kraft des Geistes, nach Galiläa zurück. Und die Kunde von ihm verbreitete sich in der ganzen Gegend. Er lehrte in den Synagogen und wurde von allen gepriesen. So kam er auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge. Als er aufstand, um aus der Schrift vorzulesen, reichte man ihm das Buch des Propheten Jesaja. Er schlug das Buch auf und fand die Stelle, wo es heißt: Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe. Dann schloss er das Buch, gab es dem Synagogendiener und setzte sich. Die Augen aller in der Synagoge waren auf ihn gerichtet. Da begann er, ihnen darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt. Seine Rede fand bei allen Beifall; sie staunten darüber, wie begnadet er redete.

Einführendes Gebet: Herr, ich weiß, dass du immer bei mir bist, vor allem im Gebet, wenn ich mich an dich wende, oder wenn ich versuche, dich besser zu verstehen. Ich glaube, dass du mein Leben mit Güte und Barmherzigkeit siehst, und manchmal mit Mitleid. Ich hoffe, dass ich jeden Tag lerne, mehr auf deine Stimme zu hören, um dir nachzufolgen. Ich liebe dich, lehre mich, dich zu lieben, wie du mich liebst.

Bitte: Ich bitte dich, Herr, schenke mir ein hörendes Herz, dass ich deine Worte nicht nur gerne höre, sondern sie auch wirklich verstehe.

1. Spannung. În der Synagoge in Nazaret kann man die in der Luft liegende Spannung beinahe mit Händen greifen. Jesus ist vermutlich bereits bekannt, man wird auf ihn gewartet und ihm dann die Tora zur Lesung gegeben haben. Und jetzt – wie viele Sekunden werden es gewesen sein, in denen Jesus dort gesessen hat und ihn ringsum alle anschauten? Und vor allem: Was mag Jesus wohl gedacht haben in dieser Zeit? Er scheint seine Worte – und die, die jetzt kommen werden, – zuerst "sacken lassen" zu wollen und macht eine Kunstpause. Eigentlich ist das nicht anders, als wenn ich heute die Bibel lese: Nicht immer sagt mir der Text direkt etwas, manchmal lässt mich der Heilige Geist ein wenig zappeln. Habe ich trotzdem ausreichend Geduld, um die Botschaft, die in jeder Geschichte der Bibel liegt, aufnehmen zu können?

2. Die Bombe. Dann jedoch redet Jesus Klartext: Das, was prophezeit wurde, hat sich erfüllt. Umgekehrt heißt das: Der, von dem hier gesprochen wird, das bin ich! Man muss sich vor Augen halten, dass sich das ganz zu Beginn von Jesu öffentlichem Wirken abgespielt hat, und in seinem Heimatort, Nazaret. Von da ab hätte eigentlich schon jeder wissen können, welchen Anspruch Jesus erhebt, mit wem man es zu tun hat. Aber ganz offensichtlich blieb den Menschen die Botschaft verschlossen. Und ich kann mich fragen: Verstehe ich Jesus? Glaube ich, dass sich das von Jesus zitierte Schriftwort schon damals erfüllt hat? Weiß ich, wozu Jesus auf die Welt gekommen ist?

3. Staunen. "Sie staunten darüber, wie begnadet er redete." So endet die heute in der Kirche vorgetragene Evangeliumsstelle, obwohl der Satz noch weitergeht: "Ist das nicht der Sohn Josefs?" Darin schwingt schon Zweifel mit. Doch die Didaktik der Kirche hat den Satz für heute vielleicht aus gutem Grund weggelassen. Es geht beim Staunen nicht um den Zweifel, es geht darum, dass man das Übermaß gar nicht fassen kann. Für die Juden in der Synagoge ist Jesus ein begnadeter Redner. Wie sehr hat man ihn damit unterschätzt. Vielleicht war das der Grund, warum Jesus zu Beginn einige Sekunden gewartet hat: Werden sie mich überhaupt verstehen? Aber er gibt ihnen die Chance, wie er sie auch mir gibt: Immer wieder. Aber bemühe ich mich, Jesus zu verstehen ... oder genieße ich nur die "schönen Geschichten" in der Bibel?

Gespräch mit Christus: Mein Jesus, von Anfang an bleibst du unverstanden, obwohl du keinen Hehl daraus gemacht hast, worum es dir ging, was dir wichtig war. Ich bin sicher, dass ich nicht besser bin als die Menschen damals in Nazaret. Aber ich verspreche dir: Ich gebe mir Mühe, dich besser zu verstehen, weil ich wahrhaft dein Freund sein möchte.

Möglicher Vorsatz: Ich werde heute eine Bibelstelle lesen, die mir Schwierigkeiten bereitet, und sie betrachten; Dafür nehme ich mir Zeit, um dem Heiligen Geist eine Chance zu geben, mich verstehen zu lassen.

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