Tägliche Meditationen
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Mittwoch,
19. Juli 2023

Die Grundlage des geistlichen Lebens

Mittwoch der fünfzehnten Woche im Jahreskreis
Hll. Justina und Rufina, Märtyrerinnen

Br. Nils Benedikt Schäfer LC

Mt 11,25-27
In jener Zeit sprach Jesus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen. Mir ist von meinem Vater alles übergeben worden; niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will.

Einführendes Gebet: Gott, in deine Gegenwart will ich jetzt eintreten. Du bist mein Vater und ich bin dein geliebtes Kind. Das ist die tiefste Wahrheit über mich. Hilf mir, in dieser Zeit des Gebets die Haltung des demütigen Empfangens einzuüben.

Bitte: Herr, schenke mir die Gnade einer tiefen Demut.

1. Zurück zu den Grundlagen. Oft geht es im geistlichen Leben nicht darum, Neues zu entdecken, sondern unser Fundament zu vertiefen. Genau dazu lädt uns Christus heute ein. Was ist die Grundlage unserer Beziehung zu Gott? Die Demut. Echte, authentische Demut. Die tiefe Erkenntnis, dass Gott allein Gott ist und nicht ich. Demut ist die Grundlage, auf die alles aufbaut. Im Gegensatz dazu wurde Stolz schon durch die ganze Kirchentradition hindurch als Wurzel aller Sünde identifiziert. Hinter jeder Sünde steht letztlich versteckt die stolze Annahme, dass ich—und nicht Gott—weiß, was das Beste für mich ist. In welchen Bereichen meines Lebens regiert noch mein eigener Stolz? Wo meine ich, dass ich es besser weiß und Gott eigentlich gar nicht brauche?

2. Demut ist in der Wahrheit leben. Obwohl Demut die Grundlage ist, wird sie oft falsch verstanden. Oft denken wir, dass eine demütige Person gering oder gar schlecht von sich denkt. Frei nach dem Motto, wer demütig ist, darf nichts Gutes an sich sehen. Genau das ist jedoch nur eine Scheindemut. Echte Demut ist ganz anders. Denn demütig zu leben, heißt nichts anderes, als in der Wahrheit zu leben. Und die Wahrheit über uns ist wunderbar. Ich bin von Gott extrem geliebt. Gott ist fasziniert von mir. Gott hat mir viele Talente geschenkt und erfreut sich an meinem Erfolg. All diese guten Dinge anzuerkennen und auf ihren Ursprung, Gott, zurückzuführen, ist wahre Demut. Eine authentisch demütige Person, weiß um ihren eigenen Wert. Doch sie weiß auch, dass all dies ein Geschenk von Gott und nicht die Frucht der eigenen Leistung ist. Wie steht es um meine Demut? Kann ich all das Gute in mir sehen, dass Gott in mir sieht? Oder falle ich leicht in eine Art Scheindemut, durch die ich meine Sicht und nicht Gottes Sicht auf mich als die Wahrheit ansehe?

3. Frei sein zu empfangen. Demut macht uns letztlich frei, alles von Gott als Geschenk zu empfangen. Genau dazu lädt uns Christus im Evangelium ein. Oft sind es die Weisen und Klugen, denen die tiefe Schönheit des Glaubens verborgen bleibt, weil sie meinen, sie könnten sie selbst erkennen. Die Kleinen allerdings wissen, dass sie echte Herzenserkenntnis nicht aus eigener Kraft erlangen, sondern nur als Geschenk empfangen können. Wie es in den Psalmen heißt: Gott verbirgt sich vor den Stolzen und offenbart sich den Demütigen. Das ist ein grundlegendes Gesetz des geistlichen Lebens. Je demütiger ich bin, desto mehr erkenne ich Gott und empfange seine Freude im Heiligen Geist. Je stolzer und unabhängiger ich bin, desto weniger Raum gebe ich Gott, um in mir zu wohnen und zu wirken.

Gespräch mit Christus: Herr, ich danke dir, dass ich meinen Wert von dir demütig empfangen darf und mir nicht stolz eine Maske vorhalten muss. Hilf mir, die tiefe Wahrheit, dein geliebtes Kind zu sein, immer reiner zu entdecken. Ich muss mich nicht groß machen, denn in meiner Kleinheit bin ich groß vor dir!

Vorsatz: Heute will ich in drei Momenten des Tages einen Akt der Demut üben.

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