Tägliche Meditationen
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Sonntag,
13. September 2020

Tief, weit und offen!

Vierundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
Hl. Johannes Chrysostomus, Bischof, Kirchenlehrer

P. Thomas Fox LC

Mt 18,21-35
In jener Zeit trat Petrus zu Jesus und fragte: Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er gegen mich sündigt? Bis zu siebenmal? Jesus sagte zu ihm: Ich sage dir nicht: Bis zu siebenmal, sondern bis zu siebzigmal siebenmal. Mit dem Himmelreich ist es deshalb wie mit einem König, der beschloss, von seinen Knechten Rechenschaft zu verlangen. Als er nun mit der Abrechnung begann, brachte man einen zu ihm, der ihm zehntausend Talente schuldig war. Weil er aber das Geld nicht zurückzahlen konnte, befahl der Herr, ihn mit Frau und Kindern und allem, was er besaß, zu verkaufen und so die Schuld zu begleichen. Da fiel der Knecht vor ihm auf die Knie und bat: Hab Geduld mit mir! Ich werde dir alles zurückzahlen. Der Herr des Knechtes hatte Mitleid, ließ ihn gehen und schenkte ihm die Schuld. Als nun der Knecht hinausging, traf er einen Mitknecht, der ihm hundert Denare schuldig war. Er packte ihn, würgte ihn und sagte: Bezahl, was du schuldig bist! Da fiel der Mitknecht vor ihm nieder und flehte: Hab Geduld mit mir! Ich werde es dir zurückzahlen. Er aber wollte nicht, sondern ging weg und ließ ihn ins Gefängnis werfen, bis er die Schuld bezahlt habe. Als die Mitknechte das sahen, waren sie sehr betrübt; sie gingen zu ihrem Herrn und berichteten ihm alles, was geschehen war. Da ließ ihn sein Herr rufen und sagte zu ihm: Du elender Knecht! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich angefleht hast. Hättest nicht auch du mit deinem Mitknecht Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte? Und in seinem Zorn übergab ihn der Herr den Peinigern, bis er die ganze Schuld bezahlt habe. Ebenso wird mein himmlischer Vater euch behandeln, wenn nicht jeder seinem Bruder von Herzen vergibt.

Einführendes Gebet: Herr, als du dich zu Anfang deines öffentlichen Lebens am Jordan zur Taufe begabst, standen wir dir alle geistlich gegenüber: eine unüberschaubar lange Reihe von Sündern, jeder Mensch, alle Menschen. Alle waren wir Bittsteller und ohne jede Ressource, um unsere Schulden zu bezahlen. Und nun: Ich bin getauft, du hast meine Schuld beglichen. Und wie oft habe ich die Beichte empfangen!! – Was muss ich tun, damit die Barmherzigkeit, die ich von dir empfangen habe, mein Leben tiefer prägt? Ich möchte das Geheimnis meiner Rechtfertigung dankbar, ernst und treu leben.

Bitte: Mach mein Herz tief und weit!

1. "Nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal." In dieser Antwort auf die Frage des Petrus kommt die ganze "katholische" (universale) Weite des Herzens Jesu zur Geltung. Schon bei der Schöpfung war sein Handeln "katholisch": allumfassend, nichts aussparend, nichts ausgrenzend. Man stelle sich ein Kind vor, das die Arme ausbreitet und das ganze Weltall umfassen möchte: "Sooo groß" –– ist Gottes Herz, Jesu Herz! Wie sehr wünsche ich mir, dass er diesen engen Beutel meines Herzens aufweitet! Dass er sein Fassungsvermögen erhöht, seine Panzersperren abräumt! Doch genau das tut er mit diesem Wort. Denn sein Wort ist der Same, der in mich eindringt und Frucht bringen kann, wenn ich mich davon berühren lasse. Wenn ich die Chance immer wieder ergreife und mein Herz für andere erweichen lasse, hinein in den Bereich der übernatürlichen Liebe.

2. "Entweder – oder". Das Gleichnis vom Schuldner macht deutlich: Durch die innere Haltung, die wir gegenüber unseren Mitmenschen einnehmen, entscheiden wir uns zwischen zwei Leitbildern, die einst auf uns angewandt werden: dem maßlos weiten, offenen und lebendigen der Barmherzigkeit und dem engen und streng geschlossenen der Gerechtigkeit. Beim ersteren schaut man auf die Person und deren Bedürfnisse. Man ist nicht berechnend. Beim zweiten schaut man auf die Leistung, auf offene Rechnungen und aufs Kalkül. Welches dieser beiden Leitbilder wir auf uns angewandt haben möchten, ist klar… - Herr, nimm mein Herz, und lass es offen und warm werden! Lass mich im Rhythmus seines pulsierenden Schlagens immer wieder kleine Akte der Nächstenliebe setzen und heute damit beginnen.

3. "Die Mitknechte". Wie sehen mich meine "Mitknechte"? Fürchten Sie sich davor, mir nahe zu treten, weil sie aus Erfahrung die heftigen Reaktionen kennen, zu denen ich bisweilen fähig bin, oder kommen sie gern zu mir? Wer zu Jesus kam, verließ ihn immer mit der Gewissheit, unglaublich geschätzt, ja persönlich geliebt zu sein. So trat auch die Sünderin vor ihn hin und zog sich nicht zurück, ohne unendlich dankbar zu sein und den Klang seiner Worte im Herzen zu tragen: "Deine Sünden sind dir vergeben." Ja, das gilt auch heute noch: Wer Jesus wahrhaft begegnet, möchte nichts anderes mehr tun, als diese Erfahrung immer wieder zu wiederholen. - Könnte es mir helfen, Jesus ähnlicher zu werden, wenn ich immer wieder darauf schaue, wie zufrieden meine Mitmenschen aus der Begegnung mit mir hervorgehen?

Gespräch mit Christus: Herr, ich möchte auch gern so offen und warmherzig wie du sein. Überzeuge mich davon, dass in mir und in anderen dieses gewaltige Potential für dein Reich schlummert. Wecke du es in mir, in uns! Wir vertrauen auf dich.

Vorsatz: Heute einen Schritt daraufhin tun, von Herzen zu verzeihen. Heute mein Herz im Umgang mit den Menschen weiten, öffnen und vertiefen.

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