Tägliche Meditationen
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Montag,
14. September 2020

Herrlichkeit

Kreuzerhöhung
Fest

Angelika Knauf

Joh 3,13-17
In jener Zeit sprach Jesus zu Nikodemus: Niemand ist in den Himmel hinaufgestiegen außer dem, der vom Himmel herabgestiegen ist: der Menschensohn. Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der glaubt, in ihm ewiges Leben hat. Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.

Einführendes Gebet: Jesus, in deinem Hohepriesterlichen Gebet bittest du den Vater um unsere Einheit mit dir, dem Vater und untereinander. Und dann gehst du hinaus und lieferst dich unserer Sünde aus bis zum Tod am Kreuz und zum Abstieg in das Reich des Todes. Ich bete dich an und preise dich!

Bitte: Öffne mein Sehen für dich am Kreuz! Ziehe mich an dich!

1. "Vater, die Stunde ist gekommen. Verherrliche deinen Sohn…" Es berührt, dass Jesus im Abendmahlssaal mit dieser Bitte um Verherrlichung gleichsam den Beginn seiner Passion meint. Erhöht am Kreuz scheint sein Herabsteigen vom Himmel in unser Menschsein vollkommen auf: Unschuldig wird er eins mit unserer Sünde. Wage ich, ihn darin wirklich anzuschauen? Nicht zufällig reichte es für die Israeliten in der Wüste nicht, dass Mose die Schlange an einer Stange erhöhte. Um vom Gift des Schlangenbisses gerettet zu werden, musste der Betroffene zur ehernen Schlange aufblicken. Ihr Hinschauen zeigte ihnen, woran sie litten, und heilte sie zugleich davon.Jesus, am Kreuz erhöht, zeigt uns, was die Sünde ist. Sehen wir hin! Wagen wir, das ganze Elend seines Leidens zu sehen: die Wunden, den Schweiß, die Schmerzen, die Schande, das Ersticken, das Verdursten, die Vereinsamung, die er erfährt, und wir sehen, was unsere Sünde mit uns macht. Doch sehen wir genau und lange hin, damit wir vom Gift unserer Sünde heil werden: Im Elend des gekreuzigten Jesus leuchtet seine Herrlichkeit auf! Denn in seinem Antlitz, seinem Blick trifft mich keine Abwendung, keine Zurückweisung. Es ist Liebe, mich herbei sehnende Liebe. "Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen".

2. "…damit der Sohn dich verherrlicht" "Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen". Jesus am Kreuz offenbart das Wesen des Vaters, ja, er schafft Durchblick auf die eigentliche Herrlichkeit Gottes. Sie ist von Wesen so sehr Liebe, dass er dem geschaffenen und zur Einheit mit ihm berufenen Menschen, der sich von ihm abgekehrt hat, hinterhergeht bis zur Hingabe seiner selbst: In der vollkommenen Hingabe Jesu gibt der Vater uns seinen einzigen Sohn dahin. Er ist eben nicht der zornige Gott, der durch ein blutiges Opfer besänftigt werden will. Er ist der absolut wahre und daraus gerechte Gott, der absolut wahr liebt und aus Liebe alle Konsequenzen der Freiheit, die er uns geschenkt hat, selbst trägt. Gott ist und will Liebe, er kann nicht über die Sünde seines Geschöpfes hinwegsehen, weil eine solch billige Barmherzigkeit die Freiheit und Würde des Menschen nicht ernst nähme. Der Mensch kann im Zustand der Sünde, in der keine Wahrheit, nichts Gutes und keine Liebe ist, keine volle Gemeinschaft mit dem Gott haben, der vollkommen wahr, gut und schön ist. In der Hingabe seines Sohnes öffnet uns der Vater auch sein Herz.

3. "In ihnen bin ich verherrlicht" Jesus am Kreuz wirklich und mit offenem Herzen anzuschauen, ist der Beginn eines Dialogs der Liebe. Ich öffne mich seiner Wahrheit als dem, der vom Vater gesandt ist, um zu heilen, was verwundet ist. Ich öffne mich der Wahrheit seiner Wunden, die mir zeigen, wie sehr ich selbst durch meine Sünde verwundet bin. Ich öffne mich aber auch der Wahrheit, dass ich in seinen Wunden Heilung erfahre. Es ist nicht leicht, eine solch völlig ungeschuldete Liebe, wie Jesus sie mir schenken will, anzunehmen. Sie demütigt mich, weil ich sie nicht verdiene. Und zugleich erhöht sie mich unermesslich und zeigt mir, zu welcher Würde Gott mich berufen hat: zur Liebeseinheit mit ihm. Ich verherrliche seine Liebe, indem ich mich von ihr entsühnen und heilen lasse. Dann erst kann ich Gott erkennen und seine Herrlichkeit als mein Retter lobpreisen. Und ich werde aus ihm und mit ihm auch die lieben wollen, die seine Liebe noch nicht erfahren haben. Ich werde zur Frucht seiner Erlösungstat werden. Dann wird Christus in mir verherrlicht sein, denn er wird mich ganz an sich gezogen und dem Vater in sich zurückgeschenkt haben.

Gespräch mit Christus: Jesus, mein Heiland, durch dein heiliges Kreuz hast du mich erlöst. Wie oft misstraue ich deiner Liebe. Wie oft neige ich zu zweifelndem Trotz, wenn ich dein Leiden sehe und an meine Schuld denke. Hilf mir zu glauben, dass du meine Sünde allein als das siehst, von dem du mich trennen und heilen willst, damit ich zur Einheit mit dir und dem Vater gelange.

Vorsatz: Ich will heute vor einem Kruzifix Jesu Hohepriesterliches Gebet (Johannes 17) betend betrachten.

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