Tägliche Meditationen
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Dienstag,
15. September 2020

Einheit

Gedächtnis der Schmerzen Mariens

Angelika Knauf

Joh 19,25-27
In jener Zeit standen bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn. Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.

Einführendes Gebet: Maria, Du warst vollkommen offen für die Sendung deines Sohnes. Mit ihm hast du die Ganzhingabe an den Vater durchlitten.

Bitte: Bitte deinen Sohn um unsere innere Heilung, damit all unser Dienen zu liebender Hingabe werden kann.

1. "Wer ist meine Mutter…". Maria leidet wahrhaftig und tief, gerade weil in ihrem Leiden nichts Selbstbezogenes ist. Sie ist zuinnerst rein und von daher auch zuinnerst empfänglich für das Leiden und Ringen Jesu um die Menschen, die sie mit ihm liebt. Nach einem Wort Hans Urs von Balthasars führt der Sohn selbst das von Simeon prophezeite Schwert, das Marias Herz durchbohrt: Ihr Ja zur Empfängnis des Sohnes Gottes ist so umfassend, dass sie auch seine Sühnesendung vom Vater vollkommen mit bejaht. Der Sohn hat ihr Ja so ernst genommen, dass er es mit seiner eigenen Sendung ganz verwoben hat: den Willen des Vaters zu tun. Und so nimmt er sie immer tiefer mit in seine sühnende Hingabe: durch den Verdacht der Menschen über ihre Schwangerschaft, die Flucht nach Ägypten, das tagelange Suchen des Zwölfjährigen und das Befremden über seine Reaktion. Und in der Zeit Jesu öffentlichen Wirkens seine äußeren Zurückweisungen der Mutter. Er löst die Mutter aus den natürlichen Bindungen heraus und führt sie in das vollkommene Mitgehen in seine Sendung hinein. Unter dem Kreuz ist Maria bereit, seine letzte Hingabe mitzuvollziehen: Sie wird Jesus und damit auch sich selbst ganz dem Vater und den Menschen hinschenken.

2. "…und wer sind meine Brüder?". Johannes ist der einzige Jünger, der unter das Kreuz seines geliebten Herrn gelangt ist. Alle anderen flohen und ertrugen dieses scheinbare Scheitern Jesu nicht. Johannes jedoch war offen für die Liebe, die nicht herrscht, sondern sich hingibt. So war er fähig, Jesus in seinem Leiden und Sterben anzusehen und auch Maria in ihrer Hingabe an Jesus zu begleiten und ganz anzunehmen. Johannes sieht – und liebt. Darum wird er später auch im leeren Grab fähig sein zu sehen – und zu glauben.

3. "Wer den Willen Gottes tut, ist für mich Bruder und Schwester und Mutter". "Frau" nennt Jesus seine Mutter. Er schenkt zusammen mit sich auch sie und ihre ihn tragende Liebe dem Vater und den Menschen hin. Zugleich schenkt er in seiner Mutter allen in der Kirche Dienenden, gerade den Frauen, ein neues Urbild des Liebens, das sie zu ihrer eigentlichen Größe und Würde führt. Denn in Johannes vertraut er vor allem der Mutter die an, in die er sein lebendiges Wort und seine priesterliche Sendung gelegt hat. Von den Aposteln her wird die Kirche, die aus Christus hervorgeht, äußere amtliche Form annehmen. Durch Maria aber, die mit Johannes auch die Mutterschaft für die Kirche empfängt, wird die Kirche in ihrem inneren Wesen zu lieben lernen, wie Christus liebt. Eine Liebe, die auch die priesterlichen Apostel in ihrer Verkündigungs- und eucharistischen Sendung mittragen soll. "Und er nahm sie in das Seine auf", heißt es übersetzt in der lateinischen Version der Schrift. In Maria und Johannes werden Liebe und Bevollmächtigung von Jesus in eine untrennbare Einheit innerhalb der Kirche gegeben. Sie sollen einander dienen, damit die Kirche ein Leib und ein Geist in Christus sein kann.

Gespräch mit Christus: Jesus, im Leiden deiner Mutter öffnest du mir einen Raum, in dem ich mein Leiden für dich zu tragen lernen kann, auch jenes, das aus meinem Dienst in deiner Kirche entspringt. Lehre mich, in Liebe zu dienen.

Vorsatz: Ich werde heute mit dem, was mein Vertrauen in die Kirche und ihre Hirten am meisten belastet, zu Maria gehen und es ihr übergeben.

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