Tägliche Meditationen
X

Donnerstag,
17. November 2016

Die Träne Gottes

Donnerstag der Dreiunddreißigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Gertrud von Helfta OCist, Mystikerin
Hl. Hilda OSB, Äbtissin

Ilona Kies, Gottgeweihte Frau des Regnum Christi

Lk 19,41-44
In jener Zeit, als Jesus näherkam und die Stadt sah, weinte er über sie und sagte: Wenn doch auch du an diesem Tag erkannt hättest, was dir Frieden bringt. Jetzt aber bleibt es vor deinen Augen verborgen. Es wird eine Zeit für dich kommen, in der deine Feinde rings um dich einen Wall aufwerfen, dich einschließen und von allen Seiten bedrängen. Sie werden dich und deine Kinder zerschmettern und keinen Stein auf dem andern lassen; denn du hast die Zeit der Gnade nicht erkannt.

Einführendes Gebet: Jesus, ich höre, dass du weinst. Mein Gott weint. Ich hätte nie gedacht, dass mein Schöpfer, der sich allein genügt, der vollkommen ist, dem nichts fehlt, weinen kann.

Bitte: Lass mich spüren, was du spürst und lass mich sehen, was du siehst.

1. Jesus ist Gott. Jesus ist Mensch und Gott zugleich. Als Menschen können wir sein "Gott sein" nicht verstehen und begreifen. Wir können durch unsere Gedanken ein wenig nachspüren, was es heißt, Gott zu sein, aber wir werden es nie begreifen können. Vielen Heiligen wurde die Gnade zuteil, Gott durch eine mystische Erfahrung näher zu kommen. Sie konnten jedoch Gott nicht mithilfe von Sinneseindrücken, Worten oder Gedanken beschreiben. Nachdem Thomas von Aquin eine Schauung Gottes hatte, wollte er die Summa theologiae zerstören, ein Werk, das in vieler Hinsicht bis heute noch am anschaulichsten mit unseren Worten beschreibt, wer Gott ist.

2. Jesus ist Mensch. Gottes Sohn entschied sich, Mensch zu werden und in alle Ewigkeit Mensch zu sein. Er nahm alle Fähigkeiten, die wir Menschen besitzen an, um uns gleich zu sein. Er kann fühlen wie wir. Er kann denken wie wir. Er kann urteilen wie wir. Der Schöpfer hat die Natur und das Wesen seines Geschöpfs angenommen. Nicht um seinetwillen, sondern wegen mir. Jesus will mit mir fühlen, mit mir denken und mit mir reden, so wie ich es kann.

3. Die Tränen Gottes. Sein Fühlen klammert auch den Schmerz nicht aus. Er spürt das Leid. Wenn wir weinen, dann oft, weil wir über etwas traurig sind. Jesus weint über Jerusalem. "Wenn doch auch du an diesem Tag erkannt hättest, was dir Frieden bringt." Er drückt die Tiefe seiner ganzen Sehnsucht aus. Die Träne Gottes entspringt seiner Liebe. Seine Liebe zehrt an ihm. Er sehnt sich so sehr danach, dass Jerusalem - das Reich Gottes - in den Menschen lebendig ist. Ein Gott, den wir nicht begreifen können, der Mensch wurde, um uns an sich zu ziehen, weint über die, die seine Sehnsucht nicht erkennen.

Gespräch mit Christus: Jesus, ich möchte erkennen, dass du mich liebst. Ich möchte, dass dein Reich in meinem Herzen wächst.

Möglicher Vorsatz: Ich möchte heute Jesus trösten, indem ich einer anderen Person einen Fehler verzeihe und ihr es auch zum Ausdruck bringe. Vielleicht habe ich die Gelegenheit, mich mit jemandem zu versöhnen, mit dem ich mich schon lange im Streit befinde.

Archiv

Tägliche Meditationen