Tägliche Meditationen
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Sonntag,
14. Mai 2006

Wie wir in Ihm bleiben können

Fünfter Sonntag der Osterzeit

P. Edward Hopkins LC

Joh 15,1-8
Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Winzer. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab, und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt. Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu euch gesagt habe. Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen. Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen, und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen. Wenn ihr in mir bleibt und wenn meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten. Mein Vater wird dadurch verherrlicht, daß ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet.

Einführendes Gebet:  Ich glaube an dich, Herr. Du bist mein Leben und der Ursprung all meines Glücks. Ich vertraue darauf, dass ich wachsen werde, wenn ich mir deine Eingebungen zu Herzen nehme und deine Gebote halte. Ich liebe dich, Herr. Hilf mir bei meinem Gebet, bestärke meine Liebe und erhalte mein Leben in dir. Herr, hilf mir zu reifen.

Bitte: Ohne dich, Jesus, kann ich nichts bewirken. Herr, lass mich in dir bleiben.

1. „Wer nicht glaubt...”  „Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er an den Namen des einzigen Sohnes Gottes nicht geglaubt hat.” (Joh 3,18). In der heutigen Zeit werden Wahrheit und Glauben als „relativ“ betrachtet. Jesus war aber sehr spezifisch und fordernd in seiner Lehre. Sind seine Worte für mich wertvoll und wichtig? Wie gut kenne ich meinen Glauben? Bemühe ich mich darum, studiere ich und beschütze ich ihn als das, wovon meine Rettung abhängt? Wie gut kann ich meinen Glauben anderen erklären? Die Märtyrer sind für den Glauben gestorben. „Wer durch den Glauben und Taufe Christus angehört, muss seinen Taufglauben vor den Menschen bekennen.“ (Katechismus der kath. Kirche, No. 14)

2. „Wenn ihr meine Gebote nicht haltet”  „Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, ” (Joh 15,10).
Es ist nicht genug, nur mit Herz und Verstand zu glauben oder Lippenbekenntnisse abzulegen. Wir müssen die Lehre Christi auch in unserem Leben ausleben. Jesus erinnert den reichen jungen Mann an die Gebote, als den ersten Schritt zum ewigen Leben (Mt 19,16-22) und auch der Hl. Paulus erinnert die ersten Christen daran: „Wisst ihr denn nicht, dass Ungerechte das Reich Gottes nicht erben werden?” (1 Kor 6,9).

Das Leben Christi, das Leben des Weinstockes, besteht in Heiligkeit, Tugend und aufopfernder Liebe. Ich bleibe in ihm, wenn ich wachse. Wie sehr wachse ich moralisch und in der Nachfolge Christi? In welchen Bereichen wünscht Jesus am meisten, dass ich wachse? Glaube ich, dass ich dies kann, wenn ich mit dem Weinstock verbunden bleibe? Oder glaube ich, dass ich es „ohne ihn” schaffen werde? „Wer an Christus glaubt, wird Kind Gottes. Diese Annahme an Kindes Statt gestaltet den Menschen um und lässt ihn dem Vorbild Christi folgen. Sie befähigt ihn, richtig zu handeln und das Gute zu tun. In Vereinigung mit seinem Erlöser gelangt der Jünger zur Vollkommenheit der Liebe, zur Heiligkeit“ (KKK, No. 1709).

3. „Wenn ihr nicht betet.” Der Hl. Petrus wurde von Christus gewarnt, dass er ohne das Gebet nicht treu bleiben würde. (Mt 26,41). Unser gesamtes moralisches Leben hängt von dem Grad unserer inneren Vereinigung mit Christus ab. „Durch die Gnade des Heiligen Geistes wird seine Person zur lebendigen inneren Richtschnur unseres Handelns.“ (KKK. No. 2074). Seine Gnade, Inspiration und Kraft machen es uns möglich, unsere Schwächen zu überwinden und den Willen das Vaters zu tun. Solange wir in unserem Gebet Gott nicht erfahren, wird unser Leben von Selbstsucht geleitet und beherrscht sein. Durch das Gebet, und in besonderer Weise durch die Sakramente, wird unsere Verbindung mit Christus gestärkt, werden unsere Handlungen von Liebe motiviert, unser Verstand mit seinen Worten erfüllt und unser Leben durch seine Gegenwart ermutigt.

In dieser geschäftigen Welt sind wir manchmal versucht, das Gebet auf spontane Akte des Glaubens oder dringende Hilferufe zu reduzieren. Wir sind zu sehr in Gewohnheiten festgefahren, um uns Zeit für Christus zu nehmen und so überlassen wir ihm nur die Reste. Erwarte ich mir, ohne entsprechender Hinwendung zum Gebet bedeutende apostolische Früchte zu gewinnen, apostolische Früchte für die immer wichtiger werdende Aufgabe, die Welt durch Christus zu verwandeln? Berücksichtige ich, im Lärm des Lebens, mein Bedürfnis für solide, ausschließliche und tiefe Augenblicke mit Christus? Jesus hat sich entschlossen, im Geschenk der Eucharistie bei mir zu bleiben. Wie oft bleibe ich bei ihm vor dem Allerheiligsten?

Gespräch mit Christus:  Lieber Herr, hilf mir, dich und deine Liebe im Gebet zu erfahren. Mache mich fähig, meine Beziehung zu dir zu vertiefen, und zwar dadurch, dass ich aufmerksam auf deine Worte höre, die authentisch durch die Kirche gelehrt werden. Gib meinem Glauben und meinen Worten Gültigkeit durch mein Leben. „Ich will in dir bleiben Herr und auf deine Sehnsucht nach Liebe hören. Ich möchte dich mit größter Liebe in der Eucharistie empfangen... dich umarmen, indem ich auf mich selbst verzichte, mich für deine größere Ehre aufopfere... mich hingebe für das Wohl der Seelen und ihrer Rettung, damit du deine göttliche Güte und Liebe in mir aufstrahlen lassen kannst.” ( P. Macial Marciel, Brief vom 8. Nov. 1937).

Vorsatz:  Ich will heute, vorzugsweise vor dem Allerheiligsten, über das Evangelium meditieren und Jesus fragen, was ich noch brauche, um in ihm zu bleiben.

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