Tägliche Meditationen
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Donnerstag,
26. Mai 2016

Gib du ihnen zu essen!

Hochfest
Fronleichnam
Hl. Philipp Neri, Ordensgründer

Magdalena Sczuka, Gottgeweihte Frau des Regnum Christi

Lk 9,11b-17
In jener Zeit redete Jesus zum Volk vom Reich Gottes und heilte alle, die seine Hilfe brauchten. Als der Tag zur Neige ging, kamen die Zwölf zu ihm und sagten: Schick die Menschen weg, damit sie in die umliegenden Dörfer und Gehöfte gehen, dort Unterkunft finden und etwas zu essen bekommen; denn wir sind hier an einem abgelegenen Ort. Er antwortete: Gebt ihr ihnen zu essen! Sie sagten: Wir haben nicht mehr als fünf Brote und zwei Fische; wir müssten erst weggehen und für all diese Leute Essen kaufen. Es waren etwa fünftausend Männer. Er erwiderte seinen Jüngern: Sagt ihnen, sie sollen sich in Gruppen zu ungefähr fünfzig zusammensetzen. Die Jünger taten, was er ihnen sagte, und veranlassten, dass sich alle setzten. Jesus aber nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, segnete sie und brach sie; dann gab er sie den Jüngern, damit sie diese an die Leute austeilten. Und alle aßen und wurden satt. Als man die übrig gebliebenen Brotstücke einsammelte, waren es zwölf Körbe voll.

Einführendes Gebet: Jesus, ich möchte anderen von dir erzählen, und merke, dass ich dich kaum kenne. Ich möchte anderen helfen und weiß mir selbst mit meinen eigenen Sorgen und Nöten kaum zu helfen. Ich möchte anderen meine Zeit schenken und habe doch kaum Zeit, um meine Standespflichten zu erfüllen. Schau mit Barmherzigkeit auf mich und eile mir zu Hilfe!

Bitte: Jesus, lehre mich, meine Talente, so klein und armselig sie auch sein mögen, in deinen Dienst zu stellen.

1. Schick sie weg! Ja, es ist das Jahr der Barmherzigkeit. Ja, ich kenne die Werke der Barmherzigkeit. Ja, ich bin auch irgendwie bereit, sie eventuell zu vollbringen. Aber, wenn ich ehrlich bin, hoffe ich doch insgeheim, dass mir heute kein Kranker, Durstiger, Hungriger oder Fremder über den Weg läuft. (Bei Gefangenen ist das ja eher unwahrscheinlich) Und wenn es dann doch mal passiert, dass ein Flüchtling mich um einen Gefallen bittet, ist dann nicht meine erste, spontane Reaktion die der Jünger: "Herr, schick sie weg."? Ich fühle mich überfordert mit der Not anderer Menschen. Denn ich habe auch meine eigenen Nöte, und die werden mir momentan schon zu viel.

2. Woran liegt´s, dass wir so reagieren? Könnte es sein, dass ich das Jahr der Barmherzigkeit ein bisschen falsch verstanden habe? Vielleicht kann das Tagesevangelium helfen. "Wir haben nicht mehr als fünf Brote und zwei Fische." Diese Klage der Jünger klingt nach Betroffenheit und Resignation. Herr, es ist einfach zu wenig, was wir anzubieten haben! Es reicht noch nicht einmal für uns selbst! Und sie haben Recht: Fünf Brote und zwei Fische sind definitiv nicht genug für fünftausend Männer plus deren Familien. Aber Jesus sagt daraufhin nicht: "Kein Problem, Leute, esst diese Brote selbst auf, dann seid wenigstens ihr satt." Sondern es gilt weiterhin, was er gesagt hatte: "Gebt ihnen zu essen!" Aber Jesus lässt seine Jünger mit dieser unlösbaren Aufgabe nicht allein. ER nimmt das Brot in seine Hände und betet zu seinem Vater. ER wirkt das Wunder. Es ist Jesu Barmherzigkeit, die die Menschen satt macht, nicht die der Jünger. Die Jünger hatten nichts zu geben. Sie hatten nicht einmal genug für sich selbst. Jesus macht aus dem "Zu wenig" ein "Zu viel". Und so können die Jünger verschenken, was sie nicht aus eigener Kraft besitzen, sondern aus Gottes Kraft.

3. Das Jahr der Barmherzigkeit ist ein Jahr für mich. Das Jahr der Barmherzigkeit ist sicherlich ein Aufruf an jeden Christen, die Werke der Barmherzigkeit zu üben. Und doch ist es vielleicht in erster Linie nicht ein Jahr, um barmherzig zu sein, sondern um Barmherzigkeit zu empfangen. Es ist an erster Stelle ein Jahr für mich, in dem Gott mich mit seiner barmherzigen Liebe beschenken möchte. Ganz besonders in der Eucharistie möchte er mir Gutes tun, mich bestärken, mich trösten, mich sättigen, mich lehren, mir meine Zweifel nehmen, meine Sünden vergeben, meinen Durst stillen, mich aus meinem Gefängnis befreien. Nur aus dieser tiefen und persönlichen Erfahrung seiner Liebe, kann ich in Freiheit und Freude weiterschenken, was ich selbst empfangen habe. Nicht aus meiner eigenen Kraft heraus, sondern aus Gottes Kraft.

Gespräch mit Christus: Jesus, ich danke dir, dass du mir das Jahr der Barmherzigkeit schenkst. Lass nicht zu, dass es an mir wie jedes andere Jahr vorbeizieht. Berühre mich tief mit deiner Güte, mit deiner Vergebung, mit deiner Liebe. Und wenn meine eigene Unzulänglichkeit mich heute bedrückt und verzweifeln lassen will, dann erinnere mich an das, was du aus fünf Broten und zwei Fischen gemacht hast. Jesus, ich vertraue dir.

Möglicher Vorsatz: Ich möchte mir heute überlegen, wo ich Gottes Barmherzigkeit besonders brauche, und ihn bitten, mein Herz für seine Hilfe zu öffnen.

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