Tägliche Meditationen
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Dienstag,
1. Dezember 2020

Der Wert des Seins vor dem des Tuns

Dienstag der ersten Woche im Advent
Sel. Charles de Foucauld, Glaubensbote

Michaela Weimann, Gottgeweihte Frau des Regnum Christi

Lk 10,21-24
In jener Stunde rief Jesus, vom Heiligen Geist erfüllt, voll Freude aus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen. Mir ist von meinem Vater alles übergeben worden; niemand weiß, wer der Sohn ist, nur der Vater, und niemand weiß, wer der Vater ist, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will. Jesus wandte sich an die Jünger und sagte zu ihnen allein: Selig sind die, deren Augen sehen, was ihr seht. Ich sage euch: Viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und wollten hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.

Einführendes Gebet: Herr Jesus, meine Stimme soll sich mit deiner Stimme vereinen und so das Lob deines Vaters mehren. Lass mich mit dir zusammen aus der Tiefe meines kleinen Herzens sagen: Ja, Vater, ich preise dich und ich möchte dich allezeit loben. Dich allein bete ich an.

Bitte: Herr, lass mich sehend und hörend auf dich und dein Wort zugehen. Möge dein Wort in die Routine meines Alltags eingreifen, mich herausreißen und mich immer weiter in dich umgestalten. Schenke mir die Gnade, dir jetzt inniglich zu begegnen.

1. "…vom Heiligen Geist erfüllt, voll Freude". Beim genaueren Betrachten dieser Bibelstelle erfahren wir, wie der Herr sich für den Heiligen Geist öffnet und sich von ihm leiten lässt. Er ist von ihm erfüllt. Dieses "Erfülltsein" vom Heiligen Geist äußert sich in einer Frucht des Heiligen Geistes: Jesus jauchzt vor Freude. Das ist nicht eine aufgesetzte Fröhlichkeit, die vielleicht stimmungsabhängig sein könnte, nein! Hier geht es um etwas Tieferes, um eine innere Salbung durch den Heiligen Geist, ein Geschenk der Gnade. Auf diese Weise bringt Christus sein Lob und sich selber da.

2. Sein… und dann erst Tun. Diese soeben gelesene Stelle aus der Heiligen Schrift erschließt uns eine sehr schöne Eigenschaft Jesu. Er preist seinen Vater. Er preist ihn für das, was er ist: "Vater, Herr des Himmels und der Erde" und dann für sein Tun: sich den Weisen und Klugen zu verbergen, den Unmündigen jedoch zu offenbaren. Schön, wie Christus hier ganz natürlich das Sein vor dem Tun hervorhebt. In unserer Welt schätzen wir die Mitmenschen eher für das, was sie tun, leisten, schaffen, bewirken, organisieren, etc. und vergessen oftmals ihren eigentlichen Wert. Wir schauen auf die Äußerlichkeiten, die nebensächlich sind, und vergessen dabei das Wesentliche, den Wert, den die Person um ihrer selbst willen hat, weil sie da ist, existiert. So lehrt uns Jesus, Gott zu preisen, für das, was er ist: "Vater, Herr…".

3. "Ich preise dich". Ziel meines Daseins, meiner menschlichen Existenz, ist es, dem Herrn alle Ehre, allen Ruhm und Lobpreis auszudrücken. Lasse ich dem einmal freien Raum und stimme ich ein in den Chor der Engel und Heiligen, die den Herrn ohne Ende anbeten und preisen? Versuche auch ich an dieser Stelle, den Vater zu preisen für das, was er in meinem Leben ist und dann in einem zweiten Schritt für sein Wirken und Tun in mir, heute, in dieser ersten Adventswoche, in meiner Familie, an meinem Arbeitsplatz. Gibt es da einen spontanen Lobpreis, der meinem Herzen entspringt?

Gespräch mit Christus: Lobpreisen wir den Vater im Gebet der Hingabe des seligen Charles de Foucauld, dessen Gedenktag wir heute begehen: Mein Vater, ich überlasse mich dir. Mach mit mir, was dir gefällt. Was du auch mit mir tun magst, ich danke dir. Zu allem bin ich bereit, alles nehme ich an. Wenn nur dein Wille sich an mir erfüllt und an allen deinen Geschöpfen, so ersehne ich weiter nichts, mein Gott. In deine Hände lege ich meine Seele;ich gebe sie dir, mein Gott, mit der ganzen Liebe meines Herzens, weil ich dich liebe, und weil diese Liebe mich treibt,mich dir hinzugeben, mich in deine Hände zu legen, ohne Maß,mit einem grenzenlosen Vertrauen; denn du bist mein Vater.

Vorsatz: Ich möchte heute auf meine Mitmenschen wertschätzend schauen, nicht so sehr für das, was sie tun, sondern mit einem tieferen Blick, der darauf achtet und sie für das schätzt, was sie sind. Durch gelegentliche Kommentare und Gesten möchte ich dieser Wertschätzung dann einen konkreten Ausdruck verleihen.

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