Tägliche Meditationen
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Donnerstag,
19. Oktober 2006

Scheinheiligkeit in der Nachfolge Gottes

Donnerstag der achtundzwanzigsten Woche im Jahreskreis

P. James Swanson LC

Lk 11,47-54
Weh euch! Ihr errichtet Denkmäler für die Propheten, die von euren Vätern umgebracht wurden. Damit bestätigt und billigt ihr, was eure Väter getan haben. Sie haben die Propheten umgebracht, ihr errichtet ihnen Bauten. Deshalb hat auch die Weisheit Gottes gesagt: Ich werde Propheten und Apostel zu ihnen senden, und sie werden einige von ihnen töten und andere verfolgen, damit das Blut aller Propheten, das seit der Erschaffung der Welt vergossen worden ist, an dieser Generation gerächt wird, vom Blut Abels bis zum Blut des Zacharias, der im Vorhof zwischen Altar und Tempel umgebracht wurde. Ja, das sage ich euch: An dieser Generation wird es gerächt werden.

Weh euch Gesetzeslehrern! Ihr habt den Schlüssel (der Tür) zur Erkenntnis weggenommen. Ihr selbst seid nicht hineingegangen, und die, die hineingehen wollten, habt ihr daran gehindert.

Als Jesus das Haus verlassen hatte, begannen die Schriftgelehrten und die Pharisäer, ihn mit vielerlei Fragen hartnäckig zu bedrängen; sie versuchten, ihm eine Falle zu stellen, damit er sich in seinen eigenen Worten verfange.

Einführendes Gebet:  Ich komme zu dir, Herr Jesus, mein Freund und Meister, so dass ich, indem ich auf dich höre, dich mehr erfahre, mehr von dir lerne und meinem Gewissen treuer folge. Hilf mir, dir mehr zu vertrauen und dich mehr zu lieben. Danke, Jesus, für alles, was du für mich getan hast.

Bitte: Herr, schenke mir die Gnade eines gebildeten Gewissens und die Demut, ihm zu folgen.

1. Scheinheiligkeit im Zeugnis.  Um eifrig in ihrem Glauben zu scheinen, erbauten und besuchten die Pharisäer Denkmäler für die Propheten. Sie wollten sich mit der Mission der Propheten verbinden, so erscheinen, als wären sie Nachfolger der Propheten. Gleichzeitig jedoch hatten sie viele Gebräuche, in denen sie das, was Gott durch die Propheten gelehrt hatte, ignorierten. Jesus zeigt einiges davon in den Versen unmittelbar vor dem heutigen Evangelium auf. Er weist auf ihre Scheinheiligkeit hin, wenn sie Denkmäler bauen, aber dann den Lehren der Propheten nicht folgen. Ironischerweise macht sie das Bekenntnis ihres Lebens zu Nachfolgern derjenigen, welche die Propheten umbrachten, statt zu Nachfolgern der Propheten selbst. Wenn wir den Lehren Jesu nicht treu sind, gilt der gleiche Vorwurf auch uns.

2. Meine Ambitionen Gottes Willen vorziehen.  Die Scheinheiligkeit der Schriftgelehrten und Pharisäer ist noch deutlicher in ihrer Einstellung Jesus gegenüber zu sehen. Sie haben das gleiche Problem, das auch ihre Vorfahren mit den Propheten hatten. Wenn die Propheten Dinge predigten, die gegen die Pläne der führenden Männer von Israel waren, dann wurden sie verfolgt. Es war ihnen gleichgültig, dass der Prophet möglicherweise von Gott gesandt war. Sie hatten ihre Pläne und man konnte dem Propheten nicht erlauben, sie zu durchkreuzen. Die Schriftgelehrten und Pharisäer behandeln Jesus in gleicher Weise. Er gefährdet ihre Pläne. Das Volk beachtet ihn mehr als sie. Sie sehen, dass sie in der Wertschätzung des Volkes schlechter wegkommen, und sie müssen dagegen etwas unternehmen. Trotz aller Wunder beschließen sie, dass dieser Jesus nicht der Messias sein kann. Er muss ausgeschaltet werden, denn er behindert ihre Ambitionen. Manchmal können wir genauso sein, wenn Christus unseren Ambitionen im Weg zu stehen scheint.

3. Unbequeme Wahrheiten nicht zur Kenntnis nehmen.   Wie zu den Zeiten Jesu, so haben auch heute viele führende Menschen Ambitionen, die sie nicht von der Lehre Jesu behindert sehen wollen. Wenn diese Lehre ein Hindernis ist, dann muss sie aus dem Weg geräumt werden. Es sind jedoch nicht nur die führenden Menschen, die die Lehre Jesu unbequem finden können. Viele von uns finden hin und wieder auch unsere eigenen Ambitionen durch eine Begegnung mit der Lehre Christi, durch seine Lebensart, durch ihn selbst, beschnitten. Wie reagieren wir? Sind wir fähig, unser Haupt zu beugen und von unseren Plänen Abschied zu nehmen, wenn sie nicht mit der Lehre Christi in Einklang zu bringen sind? Oder sind wir eher ein wenig störrisch und versuchen, Jesus aus dem Weg zu schaffen, weil er uns unbequem ist?

Gespräch mit Christus:  Lieber Jesus, deine Lehre wird immer 'unbequem' für mich sein. Manchmal wünschte ich, dass ich kein Gewissen hätte, damit ich sie unbeachtet lassen könnte. In deiner Güte jedoch hast du mich immer wieder, vorsichtig aber bestimmt, an deine Seite zurückgerufen. Wie oft wollte ich in eine Richtung gehen, die nicht gut für mich oder die anderen gewesen wäre. Die Kenntnis deiner Lehre half mir, große Fehler zu vermeiden, die mich und so viele andere geschmerzt hätten. Manchmal aber habe ich mein Gewissen verraten. Ich habe versucht, meinen Willen durchzusetzen und dich nicht zu beachten. Ich bin weit weg von dir gelaufen und habe mir die Ohren zugehalten, um deine freundliche Stimme nicht zu hören, die mich zurückrief. Manchmal bin ich erst dann zurückgekehrt, wenn ich genug hatte. Ich danke dir für deine Geduld. Danke, dass du mich wieder annimmst. Danke, dass du mir hilfst, kein Pharisäer zu sein.

Vorsatz:  Heute will ich mir die Zeit für ein besonderes Dankgebet für all jene Augenblicke nehmen, in denen Gott mir die Gnade gegeben hat, an seiner Seite zu bleiben, statt abzuirren. Ich will ihm danken für die Augenblicke, in denen er mich wieder angenommen hat und mir meine Irrwege vergab. Oder, wenn ich immer noch auf Abwegen bin, will ich heute zurückkehren und meine Sünde beichten.

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