Tägliche Meditationen
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Donnerstag,
27. Mai 2021

Er ruft mich

Donnerstag der achten Woche im Jahreskreis
Hl. Augustinus von Canterburry, Bischof, Glaubensbote

Br. Andrés Poblete LC

Mk 10,46-52
In jener Zeit als Jesus mit seinen Jüngern und einer großen Menschenmenge Jericho verließ, saß an der Straße ein blinder Bettler, Bartimäus, der Sohn des Timäus. Sobald er hörte, dass es Jesus von Nazaret war, rief er laut: Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir! Viele wurden ärgerlich und befahlen ihm zu schweigen. Er aber schrie noch viel lauter: Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir! Jesus blieb stehen und sagte: Ruft ihn her! Sie riefen den Blinden und sagten zu ihm: Hab nur Mut, steh auf, er ruft dich. Da warf er seinen Mantel weg, sprang auf und lief auf Jesus zu. Und Jesus fragte ihn: Was soll ich dir tun? Der Blinde antwortete: Rabbuni, ich möchte wieder sehen können. Da sagte Jesus zu ihm: Geh! Dein Glaube hat dir geholfen. Im gleichen Augenblick konnte er wieder sehen, und er folgte Jesus auf seinem Weg.

Einführendes Gebet: Jesus, heute willst du am Rande meines Weges vorübergehen und mir entgegenkommen. Du willst mir in die Augen schauen, und du willst, dass der Blick meiner Augen den deinen trifft. Du willst mir sagen, wie sehr du mich liebst. Lass unsere Herzen vereint sein, ohne jemals getrennt zu werden.

Bitte: Gewähre mir die Gnade, deine Stimme inmitten von so viel Lärm in der Welt immer herauszuhören, zu erkennen und ihr zu folgen.

1. "Sobald er hörte." Wie lange hat Bartimäus darauf gewartet, dass Jesus an ihm vorübergeht? Sicherlich eine lange Zeit. Da Bartimäus als Blinder ein gutes Gehör entwickelt hatte, erkannte er sofort, als er von Jesus hörte, dass er der Sohn Davids, der Messias ist und dass er ihn heilen konnte. Machen wir auch Stille in unseren Sinnen, in unserem Leben, um das Ohr unseres Herzens zu schärfen und die süße Stimme Jesu zu erkennen, der auch heute an unserer Seite vorübergeht.

2. "Er aber schrie noch viel lauter." Die Welt, das Fleisch und der Teufel wollen nicht, dass wir auf Gottes Stimme hören und ihr folgen. Sie werden uns wie die Menge im Evangelium sagen, dass wir aufhören sollen, zu Gott zu beten, dass es sich nicht lohnt, Gott mit unserem Schreien zu belästigen, dass nichts etwas an unserer Situation als blinde Bettler und Sünder ändern kann. Angesichts dieser Versuchungen gibt uns Bartimäus ein Beispiel, indem er noch lauter zu schreien begann: Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Nichts kann mich von der Liebe Christi trennen, weder Bedrängnis noch Not, weder Verfolgung noch Schwert, weder Hunger noch Gefahr. Vertrauen wir darauf, dass Christus trotz der Stärke der Versuchung, trotz der Größe meiner Sünde mein Gebet erhört. Er hört mein Schreien und wie der Vater des verlorenen Sohnes, kommt er mir entgegengelaufen, wirft seine Arme um mich und küsst mich.

3. Da warf er seinen Mantel weg und sprang auf. Der Glaube an Christus ist dynamisch, voller Leben, voller Licht, das immer wächst – wenn auch unter Mühen. Dahingegen ist die Sünde schwer, trocken, voller Dunkelheit, sie lässt das Leben stagnieren und bettelt um ein flüchtiges und falsches Glück. Der arme Bartimäus war dieses Lebens in der Dunkelheit schon müde, wo doch seine Seele geschaffen worden war, um voller Licht zu sein. Es genügte ihm zu hören, wie Christus ihn rief, und das drang wie ein Lichtstrahl in seine Seele ein. "Christus ruft mich." Die Stimme Christi brachte ihn dazu, seinen Mantel abzuwerfen, das heißt alle Sünden und seine Herzenshärte. Es ließ ihn aus seinem Elend herauskommen und zur Quelle des Lebens gehen. Christus ruft auch uns ständig auf, zu ihm zu gehen und das wahre Leben zu wählen, die Fülle des Lebens in ihm.

Gespräch mit Christus: Meine Sinne sind bereit, dich zu erkennen, Jesus. In dieser Meditation habe ich gesehen, dass ich das Hören meines Herzens verfeinern kann, wenn ich meine äußeren Sinne kontrolliere. Ich muss nicht alles hören oder alles sehen, aber ich versuche, dich in allem zu sehen. Auch ich schreie zu dir wie Bartimäus: "Erbarme mich meiner", denn ich brauche deine Gnade, um dich erkennen zu können und dir entgegenzugehen, ja zu springen.

Vorsatz: Mitten am Tag und vor dem Schlafengehen nehme ich mir einen Moment der Stille und des Gebets, um zu erkennen, wie Gott in meinem Tag gegenwärtig war.

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