Tägliche Meditationen
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Samstag,
25. Juli 2015

Zur wahren Nähe Jesu finden

Samstag der sechzehnten Woche im Jahreskreis
Hl. Apostel Jakobus der Ältere
Hl. Thea, Märtyrerin
Hl. Thomas von Kempen

Angelika Knauf

Mt 20,20-28
In jener Zeit kam die Frau des Zebedäus mit ihren Söhnen zu Jesus und fiel vor ihm nieder, weil sie ihn um etwas bitten wollte. Er fragte sie: Was willst du? Sie antwortete: Versprich, dass meine beiden Söhne in deinem Reich rechts und links neben dir sitzen dürfen. Jesus erwiderte: Ihr wisst nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde? Sie sagten zu ihm: Wir können es. Da antwortete er ihnen: Ihr werdet meinen Kelch trinken; doch den Platz zu meiner Rechten und zu meiner Linken habe nicht ich zu vergeben; dort werden die sitzen, für die mein Vater diese Plätze bestimmt hat. Als die zehn anderen Jünger das hörten, wurden sie sehr ärgerlich über die beiden Brüder. Da rief Jesus sie zu sich und sagte: Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll euer Sklave sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.

Einführendes Gebet: Jesus, ich sehne mich nach deiner Nähe und suche dich doch so oft auf falschen Wegen. Schau mit Erbarmen und Güte auf meine Unbeholfenheit und leite meine Schritte auf deinen Wegen. Gib mir Vertrauen und Mut, deine Wege zu gehen, damit ich zur Vereinigung mit dir gelange. Amen.

Bitte: Jesus, lass mich dir heute einen Schritt näher kommen. Komm, nimm meine Hand und leite mich jetzt!

1. Die Suche nach Jesu Nähe. Die Mutter des Jakobus und des Johannes muss erkannt haben, wie nahe ihre Söhne Jesus standen, besonders ihr Sohn Johannes. Vielleicht hat es ihr zuweilen weh getan zu bemerken, wie wenig Platz in ihrer Aufmerksamkeit noch für sie, ihre Mutter, und Zebedäus, den Vater, übrig war, den sie aus dem Fischerboot heraus für Jesus verlassen hatten. (Mk 1, 19-20) Vielleicht lag in ihrer Bitte eine Suche nach Trost, dass dieser Verlust sich doch irgendwie gelohnt haben müsse. Die Söhne halten ihre Mutter nicht von dieser Bitte ab, auch sie ersehnen Jesu Nähe. Johannes mag darin nicht einmal so Ungehöriges entdeckt haben, denn er liebte Jesus zutiefst und wurde auch von ihm besonders geliebt. Jesus weist ihre Suche nach Nähe nicht als ungehörig zurück, denn hatte er nicht selbst verheißen, dass hundertfach zurückerhalte, was jemand um seines Namens willen verlässt? (Mt 19,29) Er nimmt diese unbeholfene Bitte voller Güte an und weitet sie hinein in seinen Bereich, in den Bereich seiner Wahrheit.

2. Den Kelch der Einheit mit Jesus trinken. Er fragt sie, ob sie den Kelch trinken können, den er trinken werde. Das ist keine rhetorische Frage. Er will ihr Bekenntnis zur Einheit mit ihm, zum Vertrauen zu ihm auch ohne ihr Wissen um diesen Kelch erfragen. Die Jünger wirken nur auf den ersten Blick naiv, wenn sie dies bejahen, denn sie antworten ohne Zögern und Zaudern aufgrund ihrer aufrichtigen Liebe zu Jesus. Ja, sie möchten den Kelch trinken, weil sie Jesus lieben, auch wenn sie noch nicht wissen, was das bedeutet. Doch Jesus genügt ihre liebende Sehnsucht, er sagt ihnen die Erfüllung dieser Sehnsucht zu: Ihr werdet meinen Kelch trinken. Und dann deutet er ihnen das Geheimnis dieses Kelches an, das nichts anderes ist als seine Hingabe an den Vater für die Menschen. Ihm will er sie zurückführen und dem Vater will er es überlassen, ihm, dem Sohn, jene zurück zu schenken, die er erlöst haben wird. In Gott ist nur Raum für liebende Hingabe. Wer sich nach der Nähe Gottes aufrichtig sehnt, den wird Jesus zu dieser Hingabe der Liebe führen, die Einheit schafft.

3. Gott nahe sein durch den Dienst an den Nächsten. Die anderen Jünger sind ärgerlich, vielleicht auch weil sie spüren, dass ihre eigene Sehnsucht nach Nähe zu Jesus noch nicht groß genug für die Verwegenheit einer solchen Bitte war. Sie wollen Jesu Nähe für sich als Auszeichnung. Auf sie reagiert der Herr anders. Er warnt sie vor einer der größten Gefahren, die Nähe Gottes zu verlieren: Selber herrschen zu wollen. Auch uns fällt es schwer, die Wege des Glaubens uneigennützig, also wahrhaft aus Liebe zu gehen. Immer wieder ertappen auch wir uns dabei, unser Sein in Gott durch Leistung, auch wenn sie Gutes bewirken will, selbst erschaffen zu wollen. Wie schwer fällt es uns auch in unserem Glaubensleben, uns nicht selbst zu erlösen, sondern erlösen zu lassen. Der wahre Dienst am Nächsten ist ein selbstvergessener Dienst, der nur noch Gott und den anderen sieht, nicht mehr sich selbst. Das können wir aus uns heraus nicht. Christus aber kann uns diese Art zu dienen schenken, wenn wir uns von ihm auch auf Wege führen lassen, die so vielleicht nicht in unserer Vorstellung gelegen haben. Wenn wir bereit sind, seinen Kelch zu trinken.

Gespräch mit Christus: Jesus, du weißt, dass ich mich nach dir sehne, aber du erkennst auch, wie sehr ich noch mich selbst in dir suche. Führe mich heraus aus mir, hilf mir zuzulassen, dass du mein Herz weit machst für deine Nähe und die der anderen. Gib mir den Mut zu wahrer Hingabe.

Möglicher Vorsatz: Ich will heute besonders auf die feinen, ganz konkreten Impulse achtgeben, die mir der Heilige Geist schenkt, um mein Herz für Gott und für die anderen zu öffnen.

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