Tägliche Meditationen
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Montag,
22. Juni 2020

Falsche Sichtweise

Montag der zwölften Woche im Jahreskreis
Hl. Thomas Morus, Märtyrer
Hl. John Fischer, Bischof, Märtyrer
Hl. Paulinus von Nola, Bischof

Ellen Charlotte Petermann

Mt 7,1-5
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn wie ihr richtet, so werdet ihr gerichtet werden, und nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird euch zugeteilt werden. Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht? Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen! - und dabei steckt in deinem Auge ein Balken? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, dann kannst du versuchen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen.

Einführendes Gebet: Jesus, schenke mir dein Herz, dein sehendes Herz, damit ich gegenüber dem Bösen in mir nicht so ohnmächtig bin, sondern frei werde, wirklich zu lieben!

Bitte: Jesus, hilf mir, meinen Nächsten mit deinen Augen zu sehen.

1. Ins Schwarze getroffen. Und dann kommt es ganz unverhofft: Der Priester liest genau diese Bibelstelle vor, und man fühlt sich ertappt, ja fast ist man beschämt. Warum? – Weil es so realistisch beschreibt, was oft in uns vorgeht. Und wir fragen uns: Haben wir nur einen Splitter im Auge, oder einen Balken? Uns fallen Fehler doch viel schneller auf, wenn wir sie bei anderen Menschen entdecken. Dann beginnen wir mit Leidenschaft und Entrüstung zu korrigieren, zu urteilen und zu verurteilen.

2. Wer bin ich, dass ich richte? Ich bin der Bessere oder die Bessere! Diese Einstellung ist gefährlich. Sie wird uns dazu führen, über andere zu urteilen oder sie zu ver-urteilen. Jesus weiß: Es ist so leicht, die (kleinen) Fehler der anderen zu sehen und blind zu sein gegenüber den eigenen. "Wer bin ich, dass ich richte", sagte einmal Papst Franziskus. Wenn wir aber urteilen, wissen wir dann auch und haben wir uns eingehend informiert, warum der andere so oder so handelt?

3. Augen-OP. Wer kennt es nicht: Man hat etwas im Auge. Vielleicht einen kleinen Fremdkörper. Das Auge schmerzt, es tränt, ein unangenehmes Gefühl. Mit etwas Geduld und sanftem Vorgehen bekommt man den Fremdkörper oder Splitter wieder aus dem Auge entfernt.Bei einem "Balken" im Auge sieht die Sache schon anders aus. Da bleibt nur der Gang zum Fachmann, zum Arzt. Der Arzt ist in diesem Fall der gerechte und barmherzige Gott: In einer aufrichtigen Beichte wird er den "Balken" entfernen, und wir haben wieder freie Sicht.

Gespräch mit Christus: Jesus, schenk mir deine Augen, deinen gütigen Blick voller Liebe, mit dem du auf die Menschen schaust. Nimm die Blicke der Verurteilung von mir!

Vorsatz: In einer guten Gewissenserforschung werde ich nach den "Balken" in meinem Auge suchen.

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