Tägliche Meditationen
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Montag,
21. Juni 2021

Wir sind Propheten

Hl. Aloysius Gonzaga, Ordensmann
Gedenktag

Br. Benoît Terrenoir LC

Mt 7,1-5
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn wie ihr richtet, so werdet ihr gerichtet werden, und nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird euch zugeteilt werden. Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht? Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen! - und dabei steckt in deinem Auge ein Balken. Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, dann kannst du versuchen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen.

Einführendes Gebet: Herr Jesus Christus, heute will ich inmitten deiner Jünger sitzen, und auf die Worte der Bergpredigt hören. Du hast Worte des ewigen Lebens, die einzigen, die meine Sehnsucht nach Glück erfüllen können!

Bitte: Herr, gib mir barmherzige Augen!

1. Nicht nur blind, sondern auch betäubt. Wenn man sich das Gleichnis des Splitters und des Balkens vorstellt, gibt es zwei Dinge, die schwer zu erklären sind. Wie ist es möglich, einen Balken im Auge zu tragen? Und, darüber hinaus, wie ist es möglich, es nicht zu merken! Es muss doch weh tun! Merkwürdig ist also, dass fehlende Selbstkritik betäubt. Ein bisschen wie König David, der die schöne Batseba so begehrte, dass er ihren Mann ohne Zögern ermorden ließ. Als der Prophet Natan ihm von einem reichen Landbesitzer erzählte, der das einzige Schaf eines armen Hirten geraubt hatte, war David empört. Er war so betäubt, dass er einen Propheten brauchte, um Schmerz über seine eigene Sünde zu erfahren.

2. Wir brauchen Propheten. Der Balken war wahrscheinlich nicht immer so groß. Als er ins Auge geriet, war er nicht viel größer als ein Splitter. Aber er ist dort langsam gewachsen und dann zu einem echten Baumstamm geworden. Die Sünde wuchs langsam in König Davids Herz heran, bis er sie als eine legitime Sehnsucht betrachtete. Wie kann ich mir meiner Sünde bewusst werden? Wo kann ich den Propheten finden, der bereit ist, mich darüber aufzuklären? Eigentlich schickt uns der Herr jeden Tag Propheten: ein Wort des Evangeliums, ein Blitz des Gewissens, den Ratschlag eines Priesters, eine Predigt, ein Buch, einen Film, eine Landschaft… Herr, hilf mir, deine Propheten und ihre Zeichen zu erkennen!

3. Brüderliche Zurechtweisung. Die Geschichte Davids zeigt uns, dass man etwas gegen den eigenen Balken im Auge tun kann, wenn man ihn bemerkt. Dank der Propheten, die mir Gott sendet, kann ich meine Sünde spüren und bereuen. Aber ich brauche etwas mehr: Ich muss die Liebe Gottes zu mir erfahren. Nur der liebevolle Blick Gottes kann den Balken in meinem Auge zersprengen. Wenn ich mich diesem Blick aussetze, kann ich mein Leben mit Barmherzigkeit anschauen. Und nur dann kann ich auch das Leben der Mitmenschen mit Barmherzigkeit sehen und zum Propheten für andere werden. Darin besteht die brüderliche Zurechtweisung: Sie ist Teil unserer Berufung zu Königen, Priestern und Propheten, die wir am Tag unserer Taufe bekommen haben.

Gespräch mit Christus: Herr Jesus Christus, du hast mich zuerst geliebt. Ich bitte dich, gib mir barmherzige Augen wie die deinen! Lass nicht zu, dass ich mich selbst und andere mit Verachtung oder Misstrauen betrachte! Heilige Jungfrau Maria, lass deine Liebe den Stolz aus meinem Auge herausnehmen!

Vorsatz: Heute werde ich dem Herrn für einen Propheten danken, den er mir geschickt hat.

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