Tägliche Meditationen
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Sonntag,
17. September 2023

Die Gnade der Vergebung

17. September 2023

Vierundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
Hl. Hildegard von Bingen, Äbtissin, Mystikerin
Hl. Robert Bellarmin, Bischof, Kirchenlehrer

Pablo Rodríguez de la Gala

Mt 18,21-35
In jener Zeit trat Petrus zu Jesus und fragte: Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er gegen mich sündigt? Bis zu siebenmal? Jesus sagte zu ihm: Ich sage dir nicht: Bis zu siebenmal, sondern bis zu siebzigmal siebenmal. Mit dem Himmelreich ist es deshalb wie mit einem König, der beschloss, von seinen Knechten Rechenschaft zu verlangen. Als er nun mit der Abrechnung begann, brachte man einen zu ihm, der ihm zehntausend Talente schuldig war. Weil er aber das Geld nicht zurückzahlen konnte, befahl der Herr, ihn mit Frau und Kindern und allem, was er besaß, zu verkaufen und so die Schuld zu begleichen. Da fiel der Knecht vor ihm auf die Knie und bat: Hab Geduld mit mir! Ich werde dir alles zurückzahlen. Der Herr des Knechtes hatte Mitleid, ließ ihn gehen und schenkte ihm die Schuld. Als nun der Knecht hinausging, traf er einen Mitknecht, der ihm hundert Denare schuldig war. Er packte ihn, würgte ihn und sagte: Bezahl, was du schuldig bist! Da fiel der Mitknecht vor ihm nieder und flehte: Hab Geduld mit mir! Ich werde es dir zurückzahlen. Er aber wollte nicht, sondern ging weg und ließ ihn ins Gefängnis werfen, bis er die Schuld bezahlt habe. Als die Mitknechte das sahen, waren sie sehr betrübt; sie gingen zu ihrem Herrn und berichteten ihm alles, was geschehen war. Da ließ ihn sein Herr rufen und sagte zu ihm: Du elender Knecht! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich angefleht hast. Hättest nicht auch du mit deinem Mitknecht Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte? Und in seinem Zorn übergab ihn der Herr den Peinigern, bis er die ganze Schuld bezahlt habe. Ebenso wird mein himmlischer Vater euch behandeln, wenn nicht jeder seinem Bruder von Herzen vergibt.

Einführendes Gebet: Komm, Heiliger Geist! Öffne mein Herz, damit ich dich aufnehme.

Bitte: Herr, ich opfere dir mein Gebet für diejenigen auf, die arbeitslos sind und nicht wissen, wie sie ihr tägliches Brot verdienen sollen.

1. Kalkül. Wenn Petrus fragt, wie oft er seinem Bruder vergeben muss, wird deutlich, mit welcher Mentalität er an die Frage herantritt. Es ist eine Mentalität, die sich an den Bedürfnissen der Natur orientiert. Eine Mentalität, die kalkuliert, was sie für andere tut und die dafür eine Gegenleistung erwartet. Eine Mentalität, die nicht begriffen hat, dass sie bereit sein muss, wie das Weizenkorn zu sterben, um zu leben und viel Frucht zu bringen.

2. Getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen. Die Antwort Christi ist unerwartet klar und scheint auf den ersten Blick übertrieben. Tatsächlich ist es dem von seiner Natur her bestimmten Menschen kaum möglich, von Herzen zu vergeben, denn die Natur folgt ihrem primären Instinkt, d.h. dem eigenen Überleben, und ist nicht bereit, selbst zu sterben, ohne eine Gegenleistung zu verlangen. Vergeben ist eine göttliche Handlung. Wo Vergebung ist, da ist der Heilige Geist. Petrus wird einen langen Weg gehen müssen, um zu verstehen, dass ein Leben in der Nachfolge Christi nicht aus eigener Kraft gelebt werden kann. Petrus will stark und will treu sein bis in den Tod. Doch er denkt, er müsse nur einfach lernen, "wie das geht", wie Christus zu leben, und dann würde er es auch mit seinem eigenen Willen und aus eigener Kraft leben können.

3. Wer Vergebung zuinnerst erfährt, kann selbst vergeben.  Erst durch sein Versagen, durch sein Verleugnen Christi, öffnet sich sein Herz wirklich für das Geschenk Gottes. Dadurch begreift Petrus, dass ein Leben nach dem Beispiel Christi auf der Liebe des Anderen beruht: Man wird Christ, nicht weil man einen starken Willen hat, sondern weil man sich von Christus vergeben und von ihm lieben lässt. Die Erfahrung von Barmherzigkeit in den Beziehungen ist die einzige Macht, die in der Lage ist, den Menschen in eine Existenz zu ziehen, die nicht nur siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal vergibt.

Gespräch mit Christus: Jesus, Sohn Gottes, sei mir Sünder gnädig!

Vorsatz: Ich werde mich am Abend oder in der Nacht an die im Laufe des Tages empfangene Liebe erinnern.

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